Verbundgruppe startet IT- und Logistikprojekte

EP modernisiert den Maschinenraum



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Beim Branchentreff präsentierte ElectronicPartner (EP) jüngst neue strategische Initiativen wie die geplante Vertriebslinie „Wendepunkt“. Genauso wichtig sind für die Verbundgruppe aber eine Reihe von IT- und Logistikprojekten, mit denen sich EP derzeit fit für die Zukunft macht.
In der EP-Zentrale in Düsseldorf laufen eine Reihe von IT-Projekten, mit denen sich die Verbundgruppe auf neue Herausforderungen vorbereitet
In der EP-Zentrale in Düsseldorf laufen eine Reihe von IT-Projekten, mit denen sich die Verbundgruppe auf neue Herausforderungen vorbereitet
Foto: EP

Während ElectronicPartner (EP) in den letzten Jahren vor allem mit internen Projekten wie der Qualitätsoffensive im Fachhandel oder der Umwandlung der Elektromarktkette Medimax in eine Franchiseorganisation beschäftigt schien, präsentierte sich die Verbundgruppe beim diesjährigen Branchentreff mit neuem Elan: Nicht nur soll die Wiederbelebung der Marke ProMarkt als Elektrodiscounter fortgesetzt werden, unter dem Namen "Wendepunkt" ist auch eine neue Vertriebslinie für erneuerbare Energie in Vorbereitung. Während die EP-Vorstände Friedrich Sobol und Karl Trautmann beim Branchentreff die wirtschaftliche Entwicklung und die neuen strategischen Projekte der Verbundgruppe präsentierten, unterstützte sie ihr Vorstandskollege Matthias Assmann mit Einblicken in die dahinter stehenden Prozesse. Seit dem 1. Januar 2023 verantwortet der 55-Jährige nämlich im Vorstand von EP unter anderem die Themen IT, Logistik und Prozesse.

"Der Handel hat verstanden, dass Technologie wichtig für den Erfolg ist", erklärt Assmann im Gespräch einige Tage nach dem Branchentreff. Während man die IT früher vor allem als Kostenfaktor gesehen habe, würde die Schlüsselfunktion von Systemen wie ERP oder Warenwirtschaft heute allgemein anerkannt. EP habe deshalb bewusst als einer der ersten Großanwender die ERP-Lösung SAP S/4HANA On-Premise eingeführt und zähle seit Ende 2022 auch zu den ersten, die mit dem System in die Cloud-Transformation eingestiegen seien. Seit dem Frühjahr 2023 ist so die komplette EP-Warenwirtschaft über die SAP Cloud-Lösung RISE verfügbar und ermöglicht sowohl die Abwicklung des Lager- und Streckengeschäfts für den EP-Fachhandel wie auch das Ausspielen des Warenwirtschaftssystems für die Medimax-Franchisepartner als SaaS-Lösung. "Das ist eine sehr gute Basis für weitere Zukunftsprojekte", kommentiert Matthias Assmann, "allerdings gehen wir dabei mit Augenmaß und dem richtigen Blick für die Business Cases unserer Partner vor, bei denen noch nicht immer eine Cloud-only Verfügbarkeit umsetzbar ist."

Matthias Assmann verantwortet seit dem 1. Januar 2023 als Vorstand von EP die Sparten IT, Logistik, Prozesse und das Technologie-Netzwerk comTeam
Matthias Assmann verantwortet seit dem 1. Januar 2023 als Vorstand von EP die Sparten IT, Logistik, Prozesse und das Technologie-Netzwerk comTeam
Foto: EP

Neue Prozesse bei Zentralregulierung und Logistik

Nicht nur im Bereich ERP, auch bei der Zentralregulierung - dem technologischen Herzstück der Verbundgruppe - setzt EP derzeit auf Modernisierung. "Unsere alte Zentralregulierung war zunehmend in die Jahre gekommen", erzählt Assmann. "Nun geht es darum, für die vielen angebundenen Mitglieder und Lieferanten eine Aktualisierung der Prozesse umzusetzen, allerdings ohne zu viel Umstellungsaufwand." Auch hier setzt EP auf Produkte von SAP, in diesem Fall die Benutzeroberfläche SAP Fiori. Im Zuge des Relaunch, der im kommenden Jahr über die Bühne gehen soll, werden die für die EP-, Medimax- und comTeam-Partner wichtigsten Funktionen in Form von Kachelelementen umgesetzt, wie man sie von Smartphones oder auch aktuellen Windows-Versionen kennt. Dazu zählen Kernprozesse wie die Bestell- und Auftragsverwaltung, aber auch der Zugriff auf erweiterte Kundeninformationen wie zum Beispiel Kundenwert, Historie und Deckungsbetrag. "Ein zusätzlicher Vorteil für die Medimax-Franchisenehmer ist dabei, dass die Lösung auf der gleichen Basis läuft wie die SAP Warenwirtschaft von Medimax", erklärt Assmann.

Weitere Neuerungen, an denen EP aktuell arbeitet, betreffen die Logistik der Verbundgruppe. So wurden am Lagerstandort Augsburg die Logistikprozesse neu gedacht mit dem Ziel, vor allem Pick-Tätigkeiten einfacher und weniger bewegungsintensiv zu machen. So werden nicht nur die Arbeit körperlich leichter und die Geschwindigkeit gesteigert, auch kann EP so einfacher Logistikmitarbeiter ohne lange Anlernung anwerben. "Eine besondere Herausforderung ist dabei die große Bandbreite der in unseren Lagern anfallenden Logistikaufgaben, die von der Belieferung der Fachhandelspartner über den Paketversand an Endkunden bis zu Auslieferung ganzer Paletten an unsere Geschäftspartner reicht", sagt EP-Vorstand Assmann. Gleichzeitig bemühe sich die Verbundgruppe um einen Kompromiss zwischen einer marktgerechten Liefergeschwindigkeit und Nachhaltigkeitsaspekten - EP zählt zu den Pilotpartnern des CO2-Vermeidungskonzepts "DHL GoGreen Plus". Der Nachhaltigkeit dienen soll zudem eine geplante Photovoltaikanlage auf dem Dach des Augsburger Logistikzentrums, in Düsseldorf produziert die Verbundgruppe bereits auf einer Fläche von 7.000 Quadratmetern eigenen Solarstrom.

Auch hier wird modernisiert: Das Lager von EP in Augsburg
Auch hier wird modernisiert: Das Lager von EP in Augsburg
Foto: EP

Pilotprojekte mit Künstlicher Intelligenz

Eine weitere Neuerung, über die Matthias Assmann berichten kann, sind zudem KI-Projekte in der Düsseldorfer EP-Zentrale. "Um das Thema ist ja in diesem Jahr ein riesiger Hype entstanden", sagt der EP-Vorstand. "Aktuell ist bei uns KI im Bereich der Textgenerierung im Einsatz, wir prüfen weitere Anwendungsfelder und fangen damit an, Lösungen zu implementieren." Ein naheliegendes Einsatzszenario von KI seien für die Verbundgruppe nämlich alle Bereiche, in denen es um die Produktion von technischen Texten gehe, wie zum Beispiel Artikelbeschreibungen oder SEO-optimierte Website-Inhalte. Hier wolle man künftig auf Basis vorhandener Metadaten automatisiert Content erstellen. Ein zweites mögliches Nutzungsfeld sind KI-Anwendungen innerhalb der SAP Cloud wie zum Beispiel die maschinelle Erkennung von Rechnungen mittels OCR oder das Bereitstellen von Entscheidungshilfen in Buchhaltungsprozessen. "Durch die Innovationen von SAP gibt es hier viele Themen, die wir auf unserer Roadmap für 2024 haben", berichtet Assmann. "Doch ist für uns klar, dass es bei KI immer um mehr gehen muss, als nur um den bloßen Selbstzweck. Wir wollen nicht etwas tun, nur weil das gerade alle machen."

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