Konkurrenz für "Sofortüberweisung"

Europäische Banken planen Online-Überweisungsdienst

03.04.2012
Eigentlich kurios: Beim Bezahlen im Internet denkt man an Paypal & Co., nicht aber an die Banken. Traditionelle Geldinstitute scheinen bisher nicht willens oder auch nicht fähig zu sein, sich des Themas E-Payment anzunehmen – wie auch ein Blick auf den deutschen Markt lehrt: Erst 2006 startete als erster bankeigener Online-Bezahldienst Giropay, doch wird das System bis heute nur von der Postbank, den Sparkassen sowie den Genossenschaftsbanken unterstützt.
Konkurrenz für Sofortüberweisung: So funktioniert "MyBank"
Konkurrenz für Sofortüberweisung: So funktioniert "MyBank"

Eigentlich kurios: Beim Bezahlen im Internet denkt man an Paypal & Co., nicht aber an die Banken. Traditionelle Geldinstitute scheinen bisher nicht willens oder auch nicht fähig zu sein, sich des Themas E-Payment anzunehmen – wie auch ein Blick auf den deutschen Markt lehrt: Erst 2006 startete als erster bankeigener Online-Bezahldienst Giropay, doch wird das System bis heute nur von der Postbank, den Sparkassen sowie den Genossenschaftsbanken unterstützt.

Dabei könnte es so einfach sein, wie das Giropay-Prinzip zeigt: Der Kunde wird über die Bezahlplattform in seine gewohnte Onlinebanking-Umgebung geleitet, nimmt dort eine Überweisung vor, woraufhin der Händler in Echtzeit über den Abschluss der Transaktion informiert wird. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch der fast zeitgleich mit Giropay gestartete Bezahldienst Sofortüberweisung der Payment Network AG – mit einem kleinen, aber wichtigen Unterschied: Der Kunde gibt PIN und TAN auf der Webseite von Sofortüberweisung.de ein, die förmliche Mitwirkung des jeweiligen Geldinstituts ist für den Service nicht nötig. Nicht nur bei Giropay, auch beim deutschen Bankenverband klingelten die Alarmglocken. Sie wollten Sofortüberweisung.de vor zwei Jahren wegen Verstoß gegen die Onlinebanking-AGB der Banken gerichtlich verbieten lassen. Das Ergebnis glich allerdings einer schallenden Ohrfeige: Noch vor dem Abschluss des Verfahrens schalteten sich deutsche und europäische Wettbewerbshüter ein und erkannten ihrerseits in den Banken-AGB eine unzulässige Ausnutzung der Vormacht der Geldinstitute.

Neuer Dienst wird ab Juni getestet

Man darf ruhig annehmen, dass die Niederlage der deutschen Geldinstitute auch den Bestrebungen der European Banking Association (EBA), einen von den Banken mitgetragenen Online-Überweisungsdienst einzurichten, neuen Auftrieb verlieh. Betrachtet man jedenfalls die auf der Webseite des EBA-Projekts „My Bank“ dokumentierten Fortschritte, lässt sich hier seit letztem Jahr eine deutliche Beschleunigung erkennen. Im Juni startet unter dem Namen „MengBank“ in Luxemburg der erste Probelauf des Online-Überweisungsverfahrens. Wie das Luxemburger Wort berichtet, werden dort ab Juni sämtliche großen Internethändler ihren Kunden die zusätzliche Bezahloption „MengBank“ anbieten und werden sich auch die größten Geldinstitute an dem Service beteiligen. Das Funktionsprinzip orientiert sich dabei exakt an der Vorgabe von Giropay, bzw. dem populären niederländischen Pendant iDeal.

Läuft die Pilotphase in Luxemburg erfolgreich, könnte auch Sofortüberweisung.de mittelfristig ein neuer Konkurrent erwachsen. „Wir bauen das jetzt auf ganz Europa aus“, erklärt EBA-Generalsekretär Gilbert Lichter in dem Zeitungsbericht. Mit dem Payment-Dienst sollten Onlinehändler neue Nutzer anziehen können, die normalerweise nichts im Internet gekauft hätten. Ebenso richte sich der Online-Überweisungsdienst beispielsweise an Studenten, die in einigen Ländern keinen Zugang zu Kreditkarten hätten. Neben den von Lichter erwähnten Kundenklientel gibt es noch eine weitere Gruppe, die an dem Bankservice interessiert sein dürfte: Internet-Kunden, die gerne das Prinzip Online-Überweisung nutzen wollen, aber nicht bereit sind, PIN und TAN bei Sofortüberweisung.de einzugeben. (mh)

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