Green IT auf der Systems: "Der Markt wacht auf"

25.10.2007

Umweltschutz als Richtlinie bei Ausschreibungen

So wichtig diese Gütesiegel für Verbraucher auch sind, die Industrie hat es damit nicht so einfach. Als ausgesprochen "bürokratisch und langwierig" beschreibt Herb den Weg eines Produktes oder einer Produktlinie zum Zertifikat. Dem kann Corinna Kammerer von FSC nur beipflichten: "Fünf Monate haben wir gebraucht, um unsere Produkte durch die Bürokratie des "Blauer Engel" zu schleusen."

Bemängelt wurde von allen Managern auch, dass zwar einerseits die Richtlinien von Zertifikaten wie "Blauer Engel" oder "Energy Star" massiv verschärft wurden. Andererseits aber bei Ausschreibungen die Kriterien "umweltbewusst" und "energiesparend" nur eine Option seien. "So lange Unternehmen und die öffentliche Hand immer noch die Pflicht haben, bei Ausschreibungen das billigere Angebot zu wählen und sich nicht für die umwelt- und energiesparenden Lösungen entscheiden müssen, so lange wird es die Industrie schwer haben", erläutert Georg Foreita, Manager Projects & Cosulting bei APC-MGE, einem Anbieter von integrierten Systemen zur Energieversorgung und Kühlung von Rechenzentren und Serverräumen. Nach seiner Einschätzung müssen bei Investitionsentscheidungen die "langfristigen Betriebskosten und die Umweltfreundlichkeit von Produkten berücksichtigt werden".

Müllvermeidung ist Umweltschutz

Bereits seit 20 Jahren kooperiert der japanische Technologiekonzern Kyocera mit der "Deutsche Umwelthilfe". In diesem Jahr wurde der "Kyocera Umweltpreis" ins Leben gerufen, der mit einem Preisgeld von 100.000 Euro Initiativen zum Umweltschutz auszeichnet. Detlef Herbs Devise lautet: "Langlebigkeit bedeutet Müllvermeidung im großen Stil. Das schont die Umwelt, schont Ressourcen am Besten." Die Ecosys-Druckwerke von Kyocera basieren auf einer haltbaren Keramiktrommel, die nur sehr selten ausgetauscht werden muss und somit Müll vermeidet. Es gibt auch keine Gifte in den Produkten- angefangen bei der Verpackung, die nicht durchgefärbt ist, bis hin zu den Druckern oder dem Toner.

Einen ganz anderen Ansatz als Kyocera hat die IBM im Fokus. "Allein in Deutschland sind rund 50.000 Rechenzentren in Betrieb", erklärt Thomas Tauer, Leiter des Bereichs ITS, Site and Facility Services von der IBM. "Und die verbrauchen pro Jahr zwischen fünf und sechs Milliarden Kilowattstunden." Das wäre an sich nicht das Problem, denn was sei heute nicht IT-basiert, der Einsatz von Computern – und damit der Stromverbrauch – werde weiter zunehmen. "Die Frage ist vielmehr, geht es bei gleicher Qualität nicht umweltschonender?" IBM knöpft sich damit die Rechenzentren vor: Räume so groß wie Tennisplätze, in denen Tausende von Computern in Hochschränken ohne Unterlass schnurren – und Wärme produzieren. Ohne Kühlung durch mächtige Klimaanlagen würden sie nicht funktionieren. Und so pumpen Unternehmen sicherheitshalber lieber zuviel als zu wenig Technologie in ihre hochverfügbare IT. Das kostet nicht nur Geld in der Anschaffung von Computern, Servern und Leitungen, sondern verbraucht vor allem viel Energie beim Betrieb.

Mit dem "Project Green IT" will die IBM deshalb pro Jahr eine Milliarde US-Dollar im Sinne der "grünen IT" investieren. Und dies sowohl bei den eigenen Rechenzentren, die effizienter werden sollen, bei Produkten als auch bei der Beratung. "Denn ein großes Problem", so Thomas Tauer, "ist, dass die Anwenderunternehmen oft nicht wissen, dass ihre Systeme gar nicht ausgelastet sind und völlig unnötig die Stromkosten in ungeahnte Höhen treiben."

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