"Nicht glaubwürdig, nicht überzeugend"

Heftige Kritik an Kampagne von Media Markt

27.10.2011

Die Meinungen von Werbeexperten

"Eine irrsinnige Kampagne, mit der man die Zukunft nicht aufhalten kann."
"Eine irrsinnige Kampagne, mit der man die Zukunft nicht aufhalten kann."

Auch der langjährige Marketing-Geschäftsführer von Media Markt, Jürgen Jacob, lässt kein gutes Haar an der neuen Kampagne. Bei W&V Online wird er mit folgenden Sätzen zitiert:

"15 Jahre lang hat Media Markt mit 'Ich bin doch nicht blöd' die Deutschen als 'Clever Consumer' sehr erfolgreich bei der Vernunft und Ehre gepackt. Wer will schon blöd sein und teuer kaufen? Aber plötzlich scheint Media Markt selbst 'blöd' geworden zu sein. Wie kann man sich einen der stärksten und erfolgreichsten Retail-Claims der letzten Jahre von einer Agentur ausreden lassen, um dann mit dieser irrsinnigen Kampagne die Zukunft aufhalten zu wollen?"

Jacob war von 1991 bis 1996 und von 1999 bis 2003 für das Marketing der Media-Markt-Unternehmensgruppe verantwortlich. Unter seiner Ägide entstand der bekannte Claim "Ich bin doch nicht blöd".

Weitere Statements von Werbeagenturchefs gegenüber W&V Online:

Michael Weigert, Weigertpirouzwolf:
"Ich glaube nicht, dass die Kampagne in die Werbegeschichte eingehen wird. Weder positiv noch negativ. (…) Ich gehöre einer Generation an, die Werbung auch noch nach der Substanz der Aussage bewertet. Und da kommt der Film für mich total verlogen daher. Dass ausgerechnet der (gemeinsam mit Saturn) aggressivste und lauteste Preis-Agitator nun mit dem Preis-Irrsinn aufhören will, hat dieselbe Glaubwürdigkeit wie die Meldung, dass Gaddafi den Friedensnobelpreis hätte bekommen sollen."

André Aimaq, Aimaq von Lobenstein:
"Da fällt mal eine Kampagne etwas aus dem Standardrahmen und schon schreien vor allem die auf, denen damit ihre eigene Mittelmäßigkeit vor Augen geführt wird. (…) Media Markt hat sich aus der 'Ich bin doch nicht blöd'-Zwangsjacke befreit und das Thema Preisführerschaft frisch interpretiert. Die Ironisierung der eigenen Vergangenheit vermittelt dabei Stärke und Souveränität."

Frederik Kittsteiner, FJR:
"Verstörend kryptisch und seltsam sinnbefreit wirkt die neue Media-Markt-Kampagne auf mich. Erst das bashen, was man jahrelang selber gemacht hat. Dann keinerlei Antwort darauf, wohin die Reise denn nun gehen soll."

Am deutlichsten wurde Amir Kassaei von DDB, der via Twitter verbreiten ließ: "Es gibt Momente, da schäme ich mich zutiefst, ein Werber zu sein. (…) Früher sagten wir immer: Aus einem kranken Arsch kommt kein gesunder Furz. Noch nie war es treffender als bei Media Markt." Pikant in diesem Zusammenhang ist, dass die Agentur DDB in Spanien und in Skandinavien für Media Markt arbeitet. (tö)

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