Angst vor unangenehmen Fragen

In der Krise gehen Manager auf Tauchstation

18.01.2012
Statt Mitarbeitern aus dem Weg zu gehen, sollten Führungskräfte das Gespräch suchen. Von Rainer Flake
Bei Gesprächsrunden sollten sich Mitarbeiter und Führungskräfte austauschen.
Bei Gesprächsrunden sollten sich Mitarbeiter und Führungskräfte austauschen.

Wenn es in Unternehmen kriselt oder brennt, gehen deren Führungskräfte oft auf Tauchstation. Das heißt, statt das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen, gehen sie ihnen vielfach aus dem Weg - aus Angst vor unangenehmen Fragen. Dadurch verstärken sie die Verunsicherung der Mitarbeiter.

Im Unternehmen Schaffviel herrscht eine angespannte Stimmung. Deutlich spüren seine Mitarbeiter: Bei uns liegt etwas im Argen. Hektisch eilen ihre Vorgesetzten von einem Meeting zum nächsten. Und sprechen sie sie an, zum Beispiel, weil sie eine Info zum Weiterarbeiten brauchen, dann spüren sie: Unsere Chefs sind mit ihrem Kopf woanders. Eher unwirsch geben sie uns eine knappe, meist unbefriedigende Antwort. Und dann verschwinden sie wieder in ihren Büros.

Die Mitarbeiter verunsichert dieses für sie unerklärliche Verhalten ihrer Vorgesetzten. Sie fragen sich irritiert: Was ist hier los? Und weil sie keine Antwort auf diese Frage wissen, sprechen sie hierüber mit ihren Kollegen: "Weißt du, was ...?" Das heißt, der Bazillus Verunsicherung verbreitet sich immer weiter im Unternehmen, worunter die Arbeitsmotivation und -leistung leidet. Vor allem, weil sich die Mitarbeiter zunehmend fragen: Was kommt da auf uns zu?

Solche Prozesse registriert man immer wieder in Unternehmen, wenn in ihnen größere Veränderungen anstehen - unabhängig davon, was die Anlässe oder Auslöser hierfür sind. Dann beobachtet man oft, dass die Entscheider (scheinbar) vergessen, dass sie auch Führungskräfte mit Mitarbeitern sind - weil ihnen andere Probleme unter den Nägeln brennen.

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