Media-Markt-Gründer legt nach

"Media-Saturn wird verwaltet, nicht geführt"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Das Stellengesuch von Erich Kellerhals für einen neuen Media-Saturn-CEO konnte man noch als indirekte Stichelei betrachten. Doch nun spricht der Media-Markt-Gründer wieder Klartext: Angesichts des Gebarens des Mehrheitseigners Metro sei er in tiefer Sorge um Media-Saturn.
"Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird": Metro-Markt-Gründer Erich Kellerhals lässt kein gutes Haar an der derzeitigen Metro-Führung.
"Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird": Metro-Markt-Gründer Erich Kellerhals lässt kein gutes Haar an der derzeitigen Metro-Führung.

Das skurrile Stellengesuch von Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals für einen neuen Media-Saturn-CEO hat offensichtlich eine neue Runde im Streit zwischen dem Minderheitsaktionär (22 Prozent) und dem Mehrheitseigner Metro (78 Prozent) eingeläutet. Gegenüber dem Fachblatt Lebensmittelzeitung äußerte der 74-Jährige nun einmal mehr fundamentale Kritik an dem Handelskonzern.

In Zusammenhang mit seiner "Stellenanzeige" erklärte Kellerhals, habe er kein Verständnis dafür, dass solche wichtigen Weichenstellungen von der Metro-Gruppe auf die lange Bank geschoben würden, weil andere Führungskräfte in dem Handelskonzern primär damit beschäftigt seien, ihre eigenen persönlichen Ziele zu erreichen. "Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird", so der Unternehmensgründer. Das Vorgehen der Metro könne man nur als Verwaltung und nicht als Unternehmensführung bezeichnen. Auch werde Media-Saturn immer zentralistischer geführt und das ohne nennenswerten Erfolg.

Nach Ansicht von Kellerhals schade die Metro-Führung der unternehmerischen Entwicklung der Media-Saturn-Gruppe. In der Gesellschafterversammlung des Retail-Konzerns sei keine konstruktive Zusammenarbeit mehr möglich. Zudem fokussiere sich die Metro-Führung vor allem auf die Kennzahlen und vernachlässige dabei das operative Geschäft. Kunden müssten vor halbleeren Regalen stehen, damit man Aktienanalysten geringe Vorratsbestände und damit tolle Working-Capital-Zahlen vorschwärmen könne. "Zahlen sind wichtig, aber Kunden und Mitarbeiter sind wichtiger für den langfristigen Erfolg", so Kellerhals gegenüber der Lebensmittelzeitung.

Die amtierende Media-Saturn-Geschäftsführung kommt bei Kellerhals ebenfalls schlecht weg: Diese zeige eine unbefriedigende Performance, was von der Metro aber hingenommen werde, um sich deren Loyalität zu versichern.

Die Metro oder Kellerhals - wer schadet Media-Saturn mehr?

Auch der Metro-Konzern kommt in dem Branchenblatt zu Wort – allerdings mit einer diametral entgegengesetzten Meinung: Die von Kellerhals geäußerten Behauptungen und Beschuldigungen seien befremdlich, so ein Metro-Sprecher gegenüber der Lebensmittelzeitung. Der Vorstand der Metro und die Geschäftsführung von Media-Saturn hätten gegen den erheblichen Widerstand des Firmengründers wichtige Entscheidungen zur Zukunftsfähigkeit der Elektronikkette durchgesetzt. Kellerhals dagegen habe die Ausrichtung von Media-Saturn auf eine sich verändernde Welt behindert und verzögert. "Die diversen Eskapaden von Herrn Kellerhals sind schädlich für Media Saturn", so der Unternehmenssprecher.

Zur Startseite