Faustregeln zur Selbstführung

Mutig sein kann man lernen

27.01.2010

Im Führungsalltag sind die Grenzen oft schmerzhaft

Und wie im Führungsalltag?

Hoffmann: Ja, auch dort habe ich es stets mit Menschen mit unterschiedlichen Zielen, Interessen und Verhaltensmustern zu tun, auf die es sich einzustellen gilt. Und auch im Führungsalltag ist es zuweilen schmerzhaft zu spüren, wie man an seine Grenzen stößt und Mitarbeiter einem zum Beispiel signalisieren: "Chef, so nicht!". Umgekehrt erfordert es vielfach Mut, auf Mitarbeiter zuzugehen und ihnen zu sagen "Herr Maier, ich erwarte von Ihnen ..." oder "Frau Müller, ich bin mit Ihrer Leistung unzufrieden".

In Ihrem neuen Buch schreiben Sie, Mutigsein kann man wie das Fahrradfahren lernen.

Hoffmann: Ja, denn es kostet meist Überwindung, neue Aufgaben oder Herausforderungen anzugehen. Wenn man sich ihnen aber bewusst stellt, dann gewinnt man nicht nur mehr Selbstbewusstsein, sondern auch eine gewisse Routine und Erfahrung. Mut macht eben Mut zu noch mehr Mut. Und das erleichtert es uns, unser Leben aktiv in die Hand zu nehmen und ein selbstbestimmteres Leben zu führen.

Sie sind ein Fan von Muhammad Ali. Zumindest haben Sie ihm Ihr Buch gewidmet. Warum?

Hoffmann: Weil er wie Henry Maske kein tumber Haudrauf, sondern ein intelligenter Boxer war, der seine Kämpfe strategisch und taktisch klug gestaltete. Ali hat das Boxen praktisch zur Lebensphilosophie erhoben. Außerdem ging er stets seinen Weg.

War er nicht in erster Linie ein Großmaul, zumindest während seiner Zeit als Boxer?

Hoffmann: Nein, sehr selbstbewusst zwar, aber kein Großmaul. Ein Großmaul lässt seinen Worten keine Taten folgen. Das tat Muhammad Ali jedoch.

Inwiefern?

Hoffmann: Er hat in seinem Leben persönliche Ziele und diese verfolgte er konsequent. Er wollte zum Beispiel der größte Boxer aller Zeiten werden, und er wurde es - frei nach dem Motto: I walk my talk. Auch sein Übertritt zum islamischen Glauben brachte ihm in den USA viele Feinde ein. Doch er blieb sich und seinen Zielen treu. Genau diese Dinge trugen, ebenso wie sein Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung, dazu bei, dass heute noch viele Menschen in ihm den Champion aller Zeiten sehen - auch ich. Alis Siegesprinzip, seinen Glauben an sich selbst, versuche ich beim Boxcoaching für meine Klienten als Lebensprinzip individuell erlebbar zu machen.

Respekt nötigt es Ihnen also ab, dass Muhammad Ali trotz aller Widerstände seinen Idealen, soweit von außen erkennbar, treu blieb?

Hoffmann: Ja, denn dies ist für mich eine Grundvoraussetzung, um ein erfülltes statt nur ge-fülltes Leben zu führen.

Herr Dr. Hoffmann, danke für das Gespräch!

Bernhard Kuntz

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