Memory Resistor

Nie wieder booten…

08.07.2010
Von Rochus Rademacher

Memristor besteht aus Drähten

Im Prinzip besteht der Memristor aus Drähten, die zu einem Gitter angeordnet sind, das an den Kreuzungspunkten mit Titaniumdioxid verbunden ist - einem halbleitenden Allerweltsmaterial, das etwa für die Herstellung weißer Farbe verwendet wird. Der Clou: Fließt durch den Knoten Strom, erhöht sich der Widerstand des Materials. Fließt er in die andere Richtung, sinkt der Widerstand - und wir der Strom ausgeschaltet, bleibt der jeweilige Zustand erhalten. Die Herstellung ist einfach, in bestehende Fabs leicht zu integrieren und weniger anfällig als die Produktion der Feinstrukturen heutiger Chips und Magnetplatten.

Unter die Speicherhersteller will HP aber nicht gehen. "Die Technologie wird lizenziert", erklärt Williams. "Alle Speicherhersteller arbeiten an NVRAMs - und das sind natürlich alles Memristoren, wobei nur wir das Grundprinzip umgesetzt haben", behauptet der HP-Mann. Entdeckt wurde die Theorie der Memristanz 1971 von Professor Leon Chua an der University of California in Berkeley als vierte Komponente elektronischer Schaltungen - neben Widerstand, Kondensator und Spule. "Meine theoretische Arbeit wurde aber vergessen und dann informierte mich 2008 plötzlich Stan, dass er den Memristor gebaut habe", erzählt Chua. "Tatsächlich ist der Memristor noch mehr als ein nichtflüchtiger Speicher, denn konzeptionell sind die Synapsen unseres Gehirns ebenfalls Memristoren." Deshalb sei das Bauteil gebaut das richtige Element, um einen gehirnartigen Computer zu bauen.

In den HP-Labs wird damit bereits experimentiert. "Wir designen einen hybriden CMOS-Memristor-Chip, mit dem wir die Gehirnstrukturen nachahmen können", berichtet Williams. Sinnfrei ist die Forschung aber nicht: Der Chip soll verraten, welche Architekturen für welche Aufgabe besonders geeignet sind.

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