CP-Serie "Finanzierung von IT-Firmen", Teil 4

Pro & Contra Beteiligungskapital

29.08.2011

Private Equity/Venture Capital - direkt, aber meist fair

In der Öffentlichkeit hat sich in den vergangenen Jahren ein negatives Bild von VCs geprägt. Diese seien oft nur darauf aus, über Knebelverträge aus einer kleinen Beteiligung sich für "einen Apfel und ein Ei" die Mehrheit an einem Unternehmen zu sichern. Gelegentlich mag das zutreffen, in der weit überwiegenden Zahl der Fälle aber nicht.

Wie Banken, verwalten VCs das Geld anderer Personen. Ihr primäres Ziel ist daher, ihren Auftrag, also Rendite zu erzielen, zu erreichen. Nur durch eine gute Rendite lassen sich Geld für nachfolgende Fonds einsammeln und somit langfristig Fonds-Management-Gebühren zuzüglich Erfolgsbonus sichern. Und da gibt es Nachholbedarf. 2009 war durch die Finanzkrise das schlechteste Jahr der Branche - 41 Prozent der Exits waren Totalverluste, 2005 waren es nur 24 Prozent (KfW). Entgegen der "Heuschrecken-Debatte" profitieren davon auch die Unternehmen: Insbesondere junge Innovationsunternehmen, also IT-Unternehmen, profitieren überdurchschnittlich vom Venture-Capital-Einsatz, wie eine Langfriststudie von PWC und BVK im Zeitraum 2000 bis 2004 zeigt.

Von diesem Beginn einer wunderbaren Freundschaft profitieren insbesondere die IT-Unternehmen: Gemäß m&a monitor lag die IT-Branche mit 105 Transaktionen an zweiter Stelle bei M&A Transaktionen.

Im Unterschied zu Buy-out-Fonds streben klassische VCs in der Regel keine Mehrheit an. Sie wollen, dass die industrielle Führerschaft beim Unternehmer beziehungsweise einem strategischen Investor liegt. Nur so lassen sich die Motivation und das Know-how im Unternehmen binden, um langfristig erfolgreich zu sein - auch für den Exit des VCs nach rund fünf bis zehn Jahren.

VCs kommunizieren in der Regel klar, an welche Meilensteine welche Mittelzuführung gebunden ist. Diesen Vertrauensvorschuss gilt es zu rechtfertigen. Entsprechend direkt sind die Maßnahmen, wenn die beidseitig vereinbarten Meilensteine vom Management nicht eingehalten werden. In Konsequenz kann dies auch dazu führen, dass der Gründer nur mehr Gesellschafter und nicht mehr CEO ist. Die Trennung von Kapital und Management ist für Gründer oft schwer zu ertragen. Aber: Auch für den VC ist dies ein "Worst Case" - besser wäre ein "Durchmarsch" gen Börsengang mit einem stabilen Team.

Zudem gilt es, den wechselseitigen Erwartungshorizont zu kennen. Ein VC rechnet ein Investment durch, indem er - bei risikostarken Engagements in der Frühphase - typischerweise von einer jährlichen Wertsteigerung des eingesetzten Kapitals von 15 bis 30 Prozent jährlich ausgeht. Dies hängt damit zusammen, dass VCs nach der "80:20"-Regel operieren. Oft werden mit ein bis zwei High-Flyern acht "Living Deads" oder "Flops" überkompensiert. Exponentielle Wertsteigerungsraten sind nur möglich, wenn in einer frühen Phase in eine potenziell marktführende Technologie investiert wird. Diese muss international einsetzbar und damit skalierbar sein. So hat zum Beispiel ein Schweizer Venture Capitalist das 200-Fache seines ursprünglichen Einsatzes in Google realisieren können.

Wer VC-Geld sucht, ist gut beraten, sich auf dieses (internationales) Wachstumsszenario einzustellen. Nicht jeder IT-Unternehmer ist willens und fähig, dies durchzustehen. Denn Ziel ist immer der gemeinsame Exit - sei es über ein IPO, die aufgrund aktueller Euphorie (siehe auch LinkedIn) wieder möglich erscheinen, sei es im Zuge eines Trade-Sales (siehe auch Übernahme von Skype durch Microsoft).

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