CP-Serie "Finanzierung von IT-Firmen", Teil 4

Pro & Contra Beteiligungskapital

29.08.2011

Business Angels - "Nomen est omen" stimmt nicht immer

Nur die wenigsten wissen, dass Business Angels keine Erfindung der letzten Jahrzehnte sind: Schon 1880 gehörte etwa Werner von Siemens zu den ersten Financiers der Brüder Mannesmann, 1903 investierte er zusätzlich noch in Zeppelin.

In einer "Schwarz-Weiß"-Einteilung der Investoren nehmen die VCs typischerweise die Rolle des Bad Guys ein, während Business Angels als Good Guys fungieren. Wenn Business Angels ihre Stärken richtig einsetzen, profitieren beide Seiten: Business Angels sind in der Regel "Elder Statesmen", die nach einer erfolgreichen Management- oder Unternehmerkarriere ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Netzwerk zum Wohl des Unternehmens einbringen - ergänzend zur finanziellen Beteiligung, die sich im Vergleich zu anderen Kapitalquellen eher bescheiden ausnimmt.

Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, es darf aber nicht vergessen werden, dass nicht nur Fonds und Banken Geld an der Börse gelassen haben, sondern auch so mancher Privatinvestor. Insofern ergänzen Business Angels gut die Dynamik der Entrepreneurs. Doch auch hier gilt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Viele Business Angels hatten an ihrer früheren Wirkungsstätte als Mittelstandsunternehmer beziehungsweise Manager in Großunternehmen eine großzügige Infrastruktur an Personal, die nicht mit jener der Beteiligungsunternehmen vergleichbar ist. Es soll schon Fälle gegeben haben, in denen die Gründer entnervt das Handtuch warfen, als der Business Angel "zum dritten Mal in der Woche die Finanzzahlen in einem anderen Excel-Format" haben wollte.

Eine interessante Variante ist die heutige Erbengeneration der Industriellenfamilien. Oft wird das Familienimperium über externe Manager einer Familienstiftung geführt. Dies lässt für den Nachwuchs wenig Betätigungsspielraum im Schatten der Familie. Vielfach suchen sich diese vermögenden Erben ein neues Spielfeld - zum Beispiel im Zuge einer unternehmerischen Beteiligung im IT-Umfeld. GVM hatte zum Beispiel. vor einigen Jahren das Investment einer namhaften Industriellenfamilie an einem jungen IT-Unternehmen in die Wege geleitet und in der Folge die Akquisition eines wesentlichen Mitbewerbers unterstützt. Kurze Zeit später hat sich ein DAX-Konzern signifikant beteiligt - alles binnen sieben Jahren nach Unternehmensgründung.

Zudem bieten sich Management-Buy-ins/-Buy-outs als interessante Option an, Know-how langfristig zu binden.

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