CP-Serie "Finanzierung von IT-Firmen", Teil 1

Quo vadis, Corporate Finance?

01.08.2011

Abschied vom Hausbankprinzip

Seit 2007 sind die Banken im Zuge von Basel II verpflichtet, ihre Kredite je nach Bonität des Kunden in unterschiedlichem Umfang mit Eigenkapital zu unterlegen. Das heißt, die Kosten der Eigenkapitalunterlegung variieren je nach Bonität des Unternehmens.

Das Hausbank-Prinzip hat vielfach ausgedient, die Teilnehmer der Studie sprechen zunehmen von "Kernbank" - spezielle Bankstrukturen werden sich auf bestimmte Risikoklassen und Investitionstypen fokussieren.

Daher reduzieren Banken die Zahl der Finanzinstrumente (Cluster wie Kredite, Mezzanine, Eigenkapital etc.), die in der Mittelstandsfinanzierung angeboten werden, von im Schnitt 3,80 auf 3,67 nach Inkrafttreten der Basel-Regularien. Im Gegensatz dazu blieb dies bei Nicht-Bank-Finanziers (1,56, mit Fokus auf Eigenkapitalbereitstellung) konstant. Analog reduzierten die Banken im Pre-/Post-Basel-Vergleich die Anzahl der Phasen (zum Beispiel Seed, Wachstum, Turnaround etc.), die unterstützt werden, von 2,80 auf 2,60, während Nicht-Banken diese ausweiteten (von 2,27 bis 2,44).

Primäres Ziel muss es sein, die Eigenkapitalstruktur der Unternehmen zu verbessern. Denn damit ist es für Unternehmen wieder leichter, ihr Working Capital über Fremdfinanzierung darzustellen - frei nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben.

Während zum Beispiel in Frankreich die Eigenkapitalquote 40 Prozent beträgt, liegt sie gemäß dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Deutschland durchschnittlich bei gerade mal 11,7 Prozent.

Die Lücke, die das klassische Kreditgewerbe durch den partiellen Rückzug hinterlassen hat, bietet Raum für innovative Instrumente alternativer Finanzierungsformen - von Private Equity bis hin zu eigenkapitalähnlichen Strukturen:

Der Private-Equity-Stimmungsindikator von Deloitte reichte im vierten Quartal 2010 bereits wieder an die Spitzenwerte der Boomjahre bis 2007 heran. Dies liege an der Erholung der Gesamtwirtschaft sowie dem wieder einfacheren Zugang zu Fremdkapital für Buy-out-Finanzierungen.

Und nicht zuletzt öffnet sich für die Venture Capital/Privat-Equity-Unternehmen die Börse wieder als Exit-Kanal: Gab es 2009 nur eine Neueimission, so waren es 2010 bereits 14 (Centre for Management Buyout Research). Und mit 55,7 Milliarden Euro war das Exit-Volumen dem Centre for Management Buyout Research (CMBOR) zufolge zum ersten Mal höher als die Gesamtinvestitionen von 49,0 Milliarden Euro

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