Logistik-Studie 2023 des Händlerbund

Retouren verhageln Online-Händlern das Geschäft



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Das Widerrufsrecht im E-Commerce ist sehr verbraucherfreundlich gestaltet. Für Online-Händler bedeutet das, dass sie viele Retouren annehmen müssen, auch wenn die Ware häufig nicht mehr einwandfrei ist, so ein aktuelles Studienergebnis des Händlerbund.
Mit einer jährlichen Studie ermittelt der Händlerbund den aktuellen Stand bei Logistikthemen
Mit einer jährlichen Studie ermittelt der Händlerbund den aktuellen Stand bei Logistikthemen
Foto: alphaspirit - shutterstock.com

Der Händlerbund veröffentlicht das sechste Mal in Folge eine Logistik-Studie zu den Themen Versand, Retouren und Verpackung. Ein weiteres Mal bestimmen auch Hindernisse wie Inflation, Krieg und Rohstoffknappheit das Bild der Umfrage. Während unter den Unternehmen laut eigenen Angaben 74 Prozent unter der Inflation und 55 Prozent unter dem Krieg in der Ukraine leiden, ist die Rohstoffknappheit zurückgegangen und betrifft noch 56 Prozent statt 70 Prozent im Vorjahr.

Unter den eigentlichen Studienergebnissen nimmt das Thema Retouren eine Schlüsselrolle ein: Die verbraucherfreundlichen Regelungen zum Widerrufsrecht zwingen viele Händler Retouren anzunehmen, auch wenn diese beschädigt oder abgenutzt zurückkommen. Die Mehrzahl von 57 Prozent bestätigt dies und erhält rund jedes fünfte Paket (19,5 Prozent) mit nicht einwandfreier Ware zurück. Für 51 Prozent bedeutet das hin und wieder ein Minusgeschäft. "Wir appellieren deshalb erneut an Verbraucher, mit Waren gewissenhaft umzugehen und Retouren möglichst zu vermeiden, indem jeder Bestellung eine Kaufabsicht zugrunde liegt", sagt Händlerbund-CEO Tim Arlt. Kostenfreie Versandbedingungen sollten kein Freifahrtschein für Spaßbestellungen sein.

Versanddienstleister UPS und Hermes legen zu

Seit Jahren berichten Online-Händler in der Studie (66 Prozent), dass bei der Wahl der Versandverpackung der Kostendruck entscheidend ist. Zunehmend spielen aber auch Kriterien der Nachhaltigkeit eine Rolle. Mit 61 Prozent hat der Großteil der Händler in letzter Zeit Plastikverpackungen durch natürliche Materialien ersetzt.

Bildet man den Durchschnitt aller Ergebnisse, fertigen knapp zwei Drittel der Online-Händler täglich bis zu 50 Bestellungen ab. Die Pakete werden bei der Mehrzahl (67 Prozent) ein Mal täglich abgeholt und zwar vorzugsweise vom Versanddienstleister DHL (82 Prozent), der seit Jahren das Ranking der Logistik-Studie anführt. Begründet wird das von Händlern mit der Zuverlässigkeit, die für 88 Prozent am allerwichtigsten ist. Während DHL und Deutsche Post ihre Spitzenposition verteidigen, gewinnen UPS (21 Prozent) und Hermes (19 Prozent) in 2023 deutlich an Sympathie.

Die Erhebung fand von Mitte April bis Ende Mai 2023 statt und wurde unter 128 Online-Händlern, durchgeführt. Die befragten Unternehmer beschäftigen zu fast drei Viertel (74 Prozent) entweder keine Mitarbeiter oder maximal ein Team aus zehn Beschäftigten. Beim Verkauf setzen alle auf digitale Kanäle und 44 Prozent zusätzlich auf den stationären Verkauf.

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