Irritationen und Missverständnisse vermeiden

So arbeiten Deutsche und Italiener gut zusammen

04.08.2010

Der persönliche Kontakt ist sehr wichtig

Insgesamt ist das Verhältnis Führungskraft-Mitarbeiter in Italien eher personenorientiert, während in Deutschland der Fokus eher auf der Aufgabe liegt. Italienische Manager führen vorwiegend im persönlichen Kontakt. Aufgrund der permanenten beziehungspflegenden mündlichen Kommunikation wird der tendenziell eher autoritäre Führungsstil weniger als solcher empfunden.

Italienische Führungskräfte motivieren ihre Mitarbeiter weitgehend über den persönlichen Kontakt zu ihnen. Die Umgangsformen sind eher informell und wenig bürokratisch. Italienische Führungskräfte lassen ihren qualifizierten Mitarbeitern in der Regel große Gestaltungsfreiräume. Sie führen weniger als deutsche Manager über vereinbarte Pläne und Ziele sowie Regeln, Normen und Standards. Daraus resultiert wiederum ein hoher Bedarf an Kommunikation zwischen den Führungskräften und ihren Mitarbeitern, um sich auf das Vorgehen zu verständigen.

Deutsche Führungskräfte schätzen an ihren italienischen Kollegen meist deren Kreativität und Improvisationstalent in Krisensituationen; italienische Führungskräfte hingegen bewundern an ihren deutschen Kollegen oft deren präzise Planung und Organisation sowie Termineinhaltung. Damit sind, wenn diese Stärken zu stark ausgeprägt sind, jedoch zugleich negative Klischeebilder verbunden: "italienisches Chaos" und "deutsche Inflexibilität". Entsprechend ambivalent ist vielfach das Bild das "deutsche" Führungskräfte von ihren italienischen Kollegen und umgekehrt haben.

Deutlich kann man jedoch feststellen: Die traditionellen Klischeebilder weichen zunehmend auf. Denn im Zuge der Globalisierung gleichen sich die Managementkulturen und Führungsstile in beiden Ländern an. Hinzu kommt: In beiden Ländern gelangen immer mehr Männer und Frauen in gehobene Führungspositionen, die ganz selbstverständlich ein, zwei Fremdsprachen sprechen und deren Identität und Lebensstil sich nicht nur aus nationalen, sondern auch internationalen Wurzeln speist. Auch dies trägt dazu bei, dass heute ein wechselseitiges Verstehen leichter möglich ist als noch vor wenigen Jahrzehnten - zumindest wenn man trotz aller Gemeinsamkeiten der nationalen (Business-)Kulturen auch deren Unterschiedlichkeit wertschätzt und akzeptiert. (oe)

Die Autorin Dr. Susanne Müller ist Gründerin von Cross-Culture Publishing, Editions about Economy and Culture, Frankfurt/Main. Sie gibt eine länderspezifische Reihe zu "Wirtschaft und Kultur" heraus. Der Autor Ernesto Laraia war seit 1991 als Trainer und Berater in über 350 Projekten in 25 Kulturen tätig. Seit 2009 ist er Direktor des Bereichs Internationale Personalentwicklung bei der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal.

Kontakt:

E-Mail: ernesto.laraia@kraus-und-partner.de, Internet: www.kraus-und-partner.de

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