Hochfahren in 3 Sekunden

So beschleunigen Sie den Windows-Start

20.02.2017
Von Thorsten Eggeling

2. Prozesse untersuchen und Informationen einholen

Schon bei einem frisch installierten Windows 10 befinden sich mehr als 2000 ausführbare Dateien auf der Festplatte. Bei jedem Update und bei jeder Softwareinstallation kommen neue Dateien hinzu. Es gibt wohl kaum jemanden, der die Funktion jeder EXE-Datei auswendig beschreiben kann. Über das Internet lässt sich jedoch schnell ermitteln, wozu ein Programm dient und ob es sich dabei möglicherweise um Schadsoftware handelt. Dazu übergeben Sie einfach den kompletten Dateinamen, wie Sie ihn über Bootracer (Punkt 1.2) oder den Windows Performance Analyzer (Punkt 1.3) ermittelt haben, im Webbrowser an eine Internetsuchmaschine.

Einfacher geht es mit dem Sysinternals-Tool Process Explorer. Verwenden Sie das Programm Windows System Control Center (WSCC), um Process Explorer und das weiter unten erwähnte Tool Autoruns herunterzuladen und zu starten.

Process Explorer zeigt Ihnen alle auf dem PC laufenden Programme an. Per Klick auf den Spaltenkopf „Company Name“ lässt sich die Liste sortieren. Sie können so leichter ermitteln, von welchem Hersteller ein Programm stammt. Die Spalte enthält jedoch nicht immer einen Wert. Das gilt auch für Programme, die zum Windows-Lieferumfang gehören.

Unbedenkliche Programme lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit von vornherein über zwei Methoden ausschließen. Gehen Sie im Menü auf „Options -> Verify Image Signatures“. Setzen Sie außerdem bei „Options -> VirusTotal.com“ ein Häkchen bei „Check VirusTotal.com“. Beim ersten Aufruf öffnet sich die Webseite von Virustotal.com mit den Lizenzbedingungen im Browser, und Sie müssen diese im Meldungsfenster von Process Explorer mit „Ja“ bestätigen. Sie sehen jetzt in der neuen Spalte „Verified Signer“, ob eine Datei digital signiert ist. Wenn ja, können Sie das Programm als sicher ansehen. Die Spalte „VirusTotal“ gibt Auskunft über den Virencheck bei www.virustotal.com. Im Zweifelsfall sollten Sie verdächtige Anwendungen besser deinstallieren.

3. Autostarts - Nur die wirklich nötigen Programme starten

Über msconfig deaktivieren Sie überflüssige Dienste und Autostart-Programme.
Über msconfig deaktivieren Sie überflüssige Dienste und Autostart-Programme.

Je weniger Programme Windows automatisch startet, desto schneller läuft das System. Viele Anwendungen richten sich beim Setup jedoch so ein, dass zumindest Teilfunktionen bereits direkt nach dem Start des Systems zur Verfügung stehen. Beispiele dafür sind Update-Checks, Dienstprogramme für die Grafikkarte oder die Synchronisation mit einem Cloud-Speicher. Autostarts sind praktisch, wenn Sie ein Programm tatsächlich regelmäßig nutzen. In diesem Fall nehmen Sie ein paar Sekunden Startverzögerung wahrscheinlich gerne in Kauf. Kommt ein Programm dagegen selten zum Einsatz, unterbinden Sie den Autostart besser.

Autostarts mit Windows verwalten: Über das standardmäßig installierte Tool „Systemkonfiguration“ können Sie festlegen, was Windows automatisch startet. Drücken Sie die Tastenkombination Win-R, tippen Sie msconfig ein, und klicken Sie auf „OK“. Wechseln Sie auf die Registerkarte „Dienste“ und setzen Sie ein Häkchen vor „Alle Microsoft-Dienste ausblenden“. Sie sehen dann nur noch Dienste, die nicht zu Windows gehören, also nachträglich bei einer Software-Installation auf den PC gelangt sind. Prüfen Sie, welche Dienste in der Liste für Sie entbehrlich sind, und entfernen Sie das Häkchen vor dem jeweiligen Eintrag. Im Zweifelsfall suchen Sie im Internet nach dem Dienstnamen, um herauszufinden, für welche Funktionen ein Dienst erforderlich ist. Klicken Sie zum Abschluss auf „Übernehmen“. Ähnlich verfahren Sie unter Windows 7 auch auf der Registerkarte „Systemstart“. Nutzer von Windows 8 oder 10 klicken hier auf „Task-Manager öffnen“. Entfernen Sie unter Windows 7 das Häkchen vor den Autostart-Programmen, die Sie nicht verwenden wollen. Nutzer von Windows 8 und 10 wählen im Kontextmenü „Deaktivieren“. Über „Online suchen“ lassen Sie Informationen zum jeweiligen Eintrag aus dem Internet einholen.

Autoruns liefert detailliert Infos zu allen Autostart-Prozessen.
Autoruns liefert detailliert Infos zu allen Autostart-Prozessen.

Autostarts mit Zusatz-Tool verwalten: Mehr Funktionen und Komfort bietet das Tool Autoruns von Microsoft-Sysinternals (auch im WSCC von Punkt 2 enthalten). Auf der Registerkarte „Everything“ sehen Sie eine umfangreiche Liste aller Autostart-Einträge. Um diese zu begrenzen, gehen Sie auf „Options“ und setzen ein Häkchen vor „Hide Microsoft entries“. Wechseln Sie auf die Registerkarte „Logon“. Alles was Sie hier sehen, können Sie ohne Bedenken deaktivieren. Nichts davon ist systemkritisch. Entfernen Sie einfach die Häkchen vor den Einträgen. Ähnlich wie beim Process Explorer können Sie sich über „Options -> Scan Options“ die Infos von Virustotal anzeigen lassen.

Auf den anderen Registerkarten wie „Internet Explorer“, „Scheduled Tasks“ und „Services“ verfahren Sie entsprechend. Vor allem bei den Diensten („Services“) ist jedoch Vorsicht geboten. Oft ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, wozu ein Dienst erforderlich ist und welche Programmfunktionen damit verbunden sind. Im Zweifelsfall klicken Sie einen Eintrag mit der rechten Maustaste an und wählen im Menü „Search online“. Damit starten Sie eine Google-Suche nach dem Prozessnamen.

4. Energiesparmodi - Windows schneller hoch- und herunterfahren

Beim Start muss Windows viele kleine Dateien von der Festplatte laden, die Hardware analysieren und nach neuer Hardware suchen. Wie das schneller geht, zeigen Windows 8 und 10: Standardmäßig ist hier der „Schnellstart“ aktiv. Vor dem Herunterfahren beendet Windows alle Anwendungen sowie die Benutzersitzung und schreibt Teile des Arbeitsspeichers mit dem Abbild des Kernels in die Datei Hiberfil.sys auf der Startfestplatte. Danach schaltet sich der PC aus. Beim Booten überträgt Windows den Inhalt der Datei wieder in den Arbeitsspeicher, und das System steht nach der Anmeldung schnell wieder zur Verfügung. Im optimalen Fall dauert das nur etwa 10 Sekunden. Anders sieht es bei „Neu starten“ aus. Bei diesem Modus wird Windows komplett beendet und neu gestartet.

Ob der Schnellstart tatsächlich aktiv ist, ermitteln Sie so: Drücken Sie Win-X, gehen Sie im Menü auf „Energieoptionen“, und klicken Sie auf „Auswählen, was beim Drücken von Netzschaltern geschehen soll“. Bei „Schnellstart aktivieren (empfohlen)“ sollte ein Häkchen gesetzt sein. Wenn nicht, klicken Sie auf „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar“, setzen das Häkchen und klicken auf „Änderungen speichern“. Ist auf dem PC parallel auch Linux installiert, sollten Sie den Schnellstart deaktivieren, wenn Sie unter Linux die Windows-Partition einbinden möchten. Aktuelle Linux-Distributionen verweigern sonst den Zugriff. Andernfalls könnte das Windows-Dateisystem Schaden nehmen. Alternativ beenden Sie Windows mit „Neu starten“ und starten dann Linux.

Beim Herunterfahren legt Windows 8 und 10 den Inhalt des Hauptspeichers auf der Festplatte ab und kann dann schneller wieder starten.
Beim Herunterfahren legt Windows 8 und 10 den Inhalt des Hauptspeichers auf der Festplatte ab und kann dann schneller wieder starten.

„Energie sparen“: Windows kennt noch weitere Modi, über die sich das System beenden lässt. Bei der Schaltfläche „Herunterfahren“ im Startmenü von Windows 7 beziehungsweise der „Ein-/Aus“-Schaltfläche von Windows 8 und 10 erscheint auch „Energie sparen“. Dahinter verbirgt sich eine Art doppelter Standby-Modus, bei dem sich der PC ausschaltet, die RAM-Bausteine aber weiter mit Spannung versorgt werden (Suspend-to-RAM, ACPI S3). Der Inhalt des Hauptspeichers bleibt so erhalten. Zugleich schreibt Windows den Speicherinhalt auch in die Datei Hiberfil.sys (Suspend-to-Disk, ACPI S4). Wenn der Notebook-Akku leer ist oder Sie den PC vom Stromnetz trennen, kann es so nicht zu Datenverlust kommen.

Das Aufwachen aus dem Modus „Energie sparen“ geht auch bei Windows 8 schneller als der Neustart nach „Herunterfahren“. Bei Windows 7 ist der Geschwindigkeitsvorteil deutlicher, weil das System langsamer startet als Windows 8. Zudem bleiben gestartete Anwendungen geöffnet, sodass Sie gleich da weiter arbeiten können, wo Sie aufgehört haben. Im Optimalfall sind nur drei Sekunden nötig, um mit dem System arbeiten zu können.

Gegen „Energie sparen“ spricht die etwas erhöhte Leistungsaufnahme im ausgeschalteten Zustand, weil ein Teil der Hardware noch mit Spannung versorgt werden muss. Bei aktuellen PCs und Notebooks sind das jedoch meist nur etwa zwei Watt, gegenüber weniger als einem Watt nach „Herunterfahren“.

„Ruhezustand“: Wenn Sie PC und Peripherie über eine Steckerleiste mit Schalter vom Stromnetz trennen, sollten Sie besser den „Ruhezustand“ verwenden. Dabei legt Windows nur den Inhalt des Hauptspeichers in der Datei Hiberfil.sys ab, der Hauptspeicher wird nicht mehr weiter mit Strom versorgt. Hiberfil.sys ist etwa so groß wie der verbaute Hauptspeicher. Je nach Leistung der Festplatte kann das Einlesen fast genauso lange dauern wie ein normaler Windows-Start. Da der Zustand der geöffneten Anwendungen erhalten bleibt, ergibt sich dennoch ein Zeitvorteil.

Standardmäßig bietet Ihnen Windows den „Ruhezustand“ im Menü nicht an. Um das zu ändern, suchen Sie bei Windows 7 in der Systemsteuerung nach „Energie“. Klicken Sie auf „Energiesparplan bearbeiten“ und dann auf „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“. Unter „Energie sparen -> Hybriden Standbymodus zulassen“ setzen Sie die Option hinter „Auf Akku“ und „Netzbetrieb“ jeweils auf „Aus“. Nach einem Neustart taucht „Ruhezustand“ im Menü der Schaltfläche „Herunterfahren“ im Startmenü auf.

Wenn nicht, geben Sie im Startmenü cmd ein. Starten Sie die Eingabeaufforderung per Rechtsklick auf den Menüpunkt „Als Administrator ausführen“. In der Eingabeaufforderung führen Sie dann folgende Befehlszeile aus:

powercfg -h on

Starten Sie Windows anschließend neu. Danach ist „Herunterfahren“ im Menü zu sehen. Unter Windows 8 ist „Hybriden Standbymodus zulassen“ standardmäßig deaktiviert. Hier suchen Sie in der Systemsteuerung nach „Netzschalter“ und klicken auf „Netzschalterverhalten ändern“. Klicken Sie auf „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar“, setzen Sie ein Häkchen vor „Ruhezustand“, und klicken Sie auf „Änderungen speichern“.

Windows-8-Schnellstart für Windows 7 nachgebaut

Die Schnellstart-Funktion von Windows 8 entspricht in etwa dem Ruhezustand, aber mit abgemeldetem Benutzer und ohne laufende Anwendungen. Dadurch wird die Sicherungsdatei Hiberfil.sys kleiner als beim Standard-Ruhezustand von Windows 7 und kann entsprechend schneller geladen werden. Der Wechsel in den Ruhezustand ohne angemeldeten Benutzer lässt sich unter Windows 7 automatisieren, sodass Sie auch hier einen schnelleren Systemstart erreichen können.

Entpacken Sie die Datei Schnellstart.xml auf die Festplatte. Suchen Sie im Startmenü nach „Aufgabenplanung“, und starten Sie das Tool. Gehen Sie in der Baumansicht auf der linken Seiten auf „Aufgabenplanungsbibliothek“. Klicken Sie im rechten Bereich des Fensters „Aufgabe importieren“ an, und wählen Sie die Datei Schnellstart.xml. Klicken Sie auf „OK“, und schließen Sie die Aufgabenplanung. Melden Sie sich bei Windows ab. Nach einer Wartezeit von 30 Sekunden wechselt das System in den Ruhezustand. Diese Pause ist nötig, um sicherzustellen, dass der Abmeldevorgang tatsächlich abgeschlossen ist.

Möchten Sie sich schneller abmelden, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Desktop. Wählen Sie „Neu -> Verknüpfung“ und geben Sie folgende Zeile ein:

%windir%\System32\shutdown.exe /l

Klicks auf „Weiter“ und „Fertigstellen“ erzeugen dann die Verknüpfung.

Zur Startseite