B2B-Anbieter Böttcher AG macht es vor

So geht Mitarbeiterbindung im Online-Handel

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Die Böttcher AG in Jena beschäftigt rund 680 Personen - und schüttet an die 2023 rund 7,2 Millionen Euro an zusätzlichen Boni aus. Denn am Erfolg sollen alle teilhaben, findet Vorstand Udo Böttcher.,
Der B2B-Versandhändler Böttcher AG setzt konsequent darauf, die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen.
Der B2B-Versandhändler Böttcher AG setzt konsequent darauf, die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen.
Foto: Böttcher AG

1990 kauft sich die Familie Böttcher in Jena für 5.000 DM einen Kopierer. Den stellt sie in ihrer Küche auf und bietet der Bevökerung an, darauf Kopien anzufertigen. Schon 1991 eröffnet sie ebenfalls in Jena den ersten eigenen Copyshop und beginnt mit dem Verkauf von Bürobedarf. Der Küche ist das Geschäft des seit 2022 als Böttcher AG firmierenden Unternehmens längst entwachsen. Am Firmenstandort in Jena-Zöllnitz verfügt es inzwischen über 7.000 qm Bürofläche und 90.000 qm Logistikfläche. Außerdem besitzt es einen weiteren Standort mit einem Logistikzentren mit ca. 30.000 qm.

Familiär geht es in dem Unternehmen jedoch immer noch zu. Und Firmengründer Udo Böttcher weiß, dass sich in der Familie ebenso wie in der Belegschaft Fairness und Großzügigkeit auszahlen. Obstschüsseln in der Kaffeeküche, der Tischkicker im Eingangsbereich und die Zuzahlung zum AOK-Fitnessprogramm sehen vielleicht andere Firmen schon als "attraktive Zusatzleistungen". Böttcher setzt ganz altmodisch darauf, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach fair am gemeinsamen Erfolg zu beteiligen.

Gewinnbeteiligung in Höhe von 7,2 Millionen Euro

Deshalb dürfen sie sich auch dieses Jahr über eine stattliche Gewinnbeteiligung freuen. "Insgesamt wendet das E-Commerce-Unternehmen dafür rund 7,2 Millionen Euro auf. Pro Mitarbeiter kann die Sonderzahlung 2023 bis zu 14.400 Euro brutto (1.200 Euro monatlich) erreichen.

Udo Böttcher, Gründer der Böttcher AG, hat keine Luxusyacht und betreibt kein Weltraumprojekt, beteiligt dafür aber seine Belegschaft am Unternehmenserfolg.
Udo Böttcher, Gründer der Böttcher AG, hat keine Luxusyacht und betreibt kein Weltraumprojekt, beteiligt dafür aber seine Belegschaft am Unternehmenserfolg.
Foto: Böttcher AG

Das ist weder ein Einzelfall noch ein Marketing-Stunt. "In Verbindung mit weiteren geleisteten Sonderzahlungen, wie Tankbonus (1.000 Euro/Mitarbeiter), Inflationsprämie (1.500 Euro/Mitarbeiter) und der inflationsausgleichenden Gehaltserhöhung (bis zu 300 Euro/Monat) investierte die Böttcher AG im Jahr 2022 mehr als 10 Millionen Euro in zusätzliche Mitarbeiter-Boni", teilt das Unternehmen mit.

"Inmitten einer wirtschaftlich angespannten Phase des gesamten Marktes ist es uns gemeinschaftlich gelungen, den Umsatz wiederholt zweistellig positiv zu entwickeln", sagt Firmengründer und Vorstand Udo Böttcher. "Ich danke all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den geleisteten Einsatz, ohne den dieses Jahresergebnis nicht machbar gewesen wäre. Jeder und Jede hat einen kräftigen Anteil am Unternehmenswachstum und soll davon auch profitieren." Deshalb unterscheide man bei der Höhe der Sonderzahlung ganz bewusst nicht nach Abteilungen, Positionen oder Gehaltsstufen.

Die Böttcher AG hat sich auf das Geschäft mit B2B-Kunden spezialisiert. Das Unternehmen rechnet 2023 mit einem Gesamtumsatz von über 750 Millionen Euro, bei einem Geschäftskundenanteil von etwa 80 Prozent. Damit kommt das Unternehmen ganz nahe an die Top-10 der umsatzstärksten deutschen Onlineshops heran.

Geld alleine macht auch nicht glücklich

Die Gewinnbeteiligung ist zwar ein wichtiger, aber nur einer der Benefits, die das Unternehmen seinen derzeit rund 680 Beschäftigten bietet. Außerdem gehören dazu Mitarbeiterveranstaltungen, kostenlose Massagen, ein Unternehmensbistro und Cafeteria sowie ein betriebseigenes Fitnessstudio inklusive abwechslungsreicher Gratis-Kurse, ein integrierter Friseursalon, Freikarten für die Kulturarena, den FC Carl Zeiss Jena, Medipolis SC Jena und VIP-Tickets für die Heimspiele von RB Leipzig.

Auch 2021 reagierte das Unternehmen schnell, unbürokratisch und großzügig. Im November bot es angesichts rasant steigender Corona-Fallzahlen allen Mitarbeitern, die einen vollständigen Impfschutz gegen Corona nachweisen konnten, eine Sonderprämie in Höhe von 5.000 Euro an. "Mit einer möglichst hohen Impfquote wird nicht nur der Gesundheitsschutz eines jeden Mitarbeiters gesteigert, sondern auch das Ausfallrisiko durch Krankheit oder Quarantäne minimiert, was in Anbetracht des aktuellen Weihnachtsgeschäftes auch für die reibungslose Versorgung der Kunden sehr wichtig ist", argumentierte das Unternehmen damals.

Der Schritt ergänzte Maßnahmen wie Abstandsregeln, Desinfektion, Tests und andere, die in die schon vorher in die Unternehmensabläufe integriert wurden. Trotz der Prämie betonte das Unternehmen, das die Impfung natürlich eine Entscheidung sei, die jeder für sich selbst treffen kann. "Jedoch halten die Verantwortlichen eine Motivation durch Belohnung für ein geeignetes Instrument, um sich nochmals intensiv mit den Vorteilen einer Schutzimpfung auseinanderzusetzen", hieß es damals.

Das Unternehmen erweitert seine Belegschaft übrigens stetig. Aktuell ist es vor allem auf der Suche nach Verstärkung in den Bereichen Produktmanagement, Einkauf, IT und Projektmanagement. Alternativ kann man sich natürlich auch beim Amazon-Logistikzentrum in Gera, oder dem Amazon-Logistikzentrum in Erfurt um eine Stelle bewerben. Das Unternehmen hält seine freiwillige Leistungen für Mitarbeiter immerhin für so attraktiv, dass die überhaupt kein Gewerkschaft bräuchten.

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