Koch wird Cordes-Nachfolger

Spitzenposten bei Metro neu besetzt

21.11.2011

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erklärte am Freitagabend: "Wir hoffen, dass mit der Entscheidung des Aufsichtsrates wieder Ruhe in den Konzern eingekehrt." Die Gewerkschaft hoffe, dass der neue Metro-Vorstand unter Olaf Koch für eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens sorge und dabei auch die Interessen der Beschäftigten im Blick behalte.

Aufsichtsratschef Haniel bedankte sich bei dem scheidenden Chef Cordes, speziell für die weitere internationale Expansion des Unternehmens und den Einstieg in den Internethandel, der Kritikern zufolge allerdings viel zu spät erfolgte. Cordes war im Herbst 2007 vom Aufsichtsratsvorsitz bei Metro an die Spitze des Managements gerückt.

Kurze Zeit nach seinem Amtsantritt hatte Cordes angekündigt, dass die Warenhauskette Kaufhof wegen mangelnder Fähigkeit zur Auslandsexpansion nicht mehr zum Kerngeschäft gehöre. Doch der Verkauf zog sich hin, wurde zum Dauerthema. Seit einigen Wochen ist neue Dynamik in den Verkaufsprozess gekommen: Unter anderem sind die österreichische Immobilienfirma Signa und der Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen an einem Erwerb der rund 140 Häuser interessiert. Der junge Topmanager und enge Vertraute von Cordes steht auch für einen Generationswechsel im Metro-Konzern. Koch braucht keine Einarbeitungszeit, er kennt den Handelsriesen aus dem Effeff. Das gilt vor allem für die Bilanzzahlen - und da fordern die Kapitaleigner vor allem zwei Dinge: Rendite und einen steigenden Aktienkurs. Obwohl METRO im vergangenen Jahr eines der besten Unternehmensergebnisse abgeliefert hat, sind die Aktionäre seit Anfang 2011 um einiges ärmer geworden: Die Metro-Aktie, die am Freitag bei rund 35,80 Euro notierte, hat seit Jahresanfang rund 40 Prozent an Wert verloren.

Vom eingeschlagenen Sparkurs wird Koch deshalb kaum abzubringen sein. Darüber hinaus muss er Stehvermögen zeigen: Aktionärsschützer sind überzeugt, dass für ihn die Führung des Handelsriesen kein Zuckerschlecken wird. Die wichtigste Baustelle ist die schwächelnde Elektronikfachmarktkette Media-Saturn, die im zweiten Quartal sogar Verluste schrieb, inzwischen aber wieder im Aufwind ist. Das Unternehmen, an dem Metro mit 75 Prozent beteiligt ist, hatte den Internethandel lange Zeit vernachlässigt. Zudem gilt es, eine Dauerfehde zwischen Metro und dem Minderheitsaktionär Erich Kellerhals, die inzwischen auch gerichtlich ausgetragen wird, zu beenden.

Außerdem muss über die Zukunft des Lebensmittelhändlers Real entschieden werden, bei der der Verkauf eine von mehreren Optionen ist.

Doch zunächst muss der neue Vorstandsvorsitzende Koch, der Chef von weltweit 290 000 Beschäftigten sein wird, dafür sorgen, dass wieder Ruhe einkehrt in den Konzern. Im Machtkampf der vergangenen Monate ging viel Porzellan zu Bruch. Jetzt soll das Tagesgeschäft wieder in den Vordergrund rücken.

(rb)

Zur Startseite