Entscheidung vertagt

Streit der Media-Saturn-Eigner hält an



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Das Landgericht Ingolstadt hat die Entscheidung um die einstweilige Verfügung gegen die CEO-Suche von Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals vertagt. Doch nicht nur die aktuelle Rechtsfrage, die gesamte Zukunft von Media-Saturn scheint immer mehr offen.

Zwischen dem Media-Saturn-Mehrheitseigner Metro und Unternehmensgründer und Minderheitseigner Erich Kellerhals scheinen die Verhältnisse aussichtslos verfahren: Auch die Verhandlung vor dem Amtsgericht Ingolstadt über eine einstweilige Verfügung gegen Kellerhals Stellenanzeige für einen neuen Media-Saturn-CEO endete bis auf weiteres ergebnislos. "Nach vier Stunden sind die Verhandlungen gescheitert, auch wenn beide Parteien nahe an einer Einigung dran waren", erklärte ein Pressesprecher des Gerichts gegenüber der Lebensmittelzeitung. Statt einer einvernehmlichen Lösung wird der zuständige Richter nun am 8. Juli ein Urteil in dem Rechtsstreit verkünden.

Vor dem Landgericht Ingolstadt kam es bislang zu keiner Klärung des Streits zwischen Kellerhals und der Metro – obwohl man "nahe an einer Einigung" gewesen sein soll.
Vor dem Landgericht Ingolstadt kam es bislang zu keiner Klärung des Streits zwischen Kellerhals und der Metro – obwohl man "nahe an einer Einigung" gewesen sein soll.

Damit sind mittlerweile nicht nur ganze acht Verfahren zwischen Kellerhals und der Metro offen, sondern scheint auch die Zukunft von Media-Saturn immer mehr ungewiss. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerät dabei verstärkt der Unternehmenswert von Europas größtem Elektronik-Retailer: So hatte die FAZ neulich in einem Artikel zu dem Rückkaufangebot von Media-Markt-Gründer Kellerhals erklärt, das Unternehmen sei heute nur noch halb soviel wert wie Anfang 2013, als Mitgründer Leopold Stiefel seine Anteile an Media-Saturn an die Metro verkaufte. Für seinen Anteil von 2,97 Prozent erhielt Stiefel angeblich rund 230 Millionen Euro, was den damaligen Unternehmenswert des Konzerns auf mehr als 7 Milliarden Euro taxierte.

Bereits damals nannte Commerzbank-Analyst Jürgen Elfers den Preis, der auf einem 2002 angenommenen Wachstumsszenario beruhte, "saftig" und "weit entfernt von der heutigen Marktrealität". Nun meldete sich Elfers wieder zu Wort: Die verschiedenen Überlegungen zum Eigentümerstreit bei Media-Saturn würden das Problem des Vetorechts von Minderheitseigner Kellerhals nicht lösen. Ein Kaufangebot des Metro-Großaktionärs Haniel für den MSH-Anteil der Metro AG oder von Kellerhals sei wohl die vernünftigste Lösung.

"MSH-Eigentümerstreit zerstört Unternehmenswert"

Damit bringt der Finanzanalyst eine Instanz ins Spiel, die im Ringen um die Zukunft von Media-Saturn tatsächlich eine entscheidende Rolle spielen könnte: die Unternehmerfamilie Haniel, die mit 30,01 Prozent an der Metro beteiligt ist und mit Franz Markus Haniel auch den Aufsichtsratschef des Handelskonzerns stellt. Wie die Welt kürzlich unter Berufung auf das Haniel-Umfeld berichtete, sei die Unternehmerfamilie zunehmend verärgert über das Tauziehen um Media-Saturn. Der öffentlich ausgetragene Zank zwischen der Metro und Erich Kellerhals zerstöre Unternehmenswert. Die Lebensmitteilzeitung berichtete zudem, dass der Metro-Großaktionär gegenüber einem Verkauf von Media-Saturn nicht abgeneigt sei.

In der Tat stellt sich die Frage, wie sich die verfahrene Situation der Media-Saturn-Gesellschafter nachhaltig lösen lässt. Als Alternative wird regelmäßig auch ein möglicher Börsengang des Retailers in die Debatte geführt. Allerdings dürfte dieser bis zu einer Klärung der umstrittenen Minderheitsrechte von Erich Kellerhals nicht realistisch sein.

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