Diebe ohne schlechtes Gewissen

Text-Klau im Internet

19.08.2013

Plagiatoren plagt kein schlechtes Gewissen

Das brachte den Agenturinhaber endgültig auf die Palme und er schrieb an den Blog-Betreiber: "Sehr geehrter Herr …, Sie scheinen bezogen auf das Thema "Content-Klau" recht schmerzfrei zu sein." Zudem drohte er ihm: "Wenn der Text mit der Überschrift ‚SEO Berater - Fünf Tipps für den Richtigen‘ nicht bis Dienstag verschwunden ist, greife ich das Thema journalistisch auf." Daraufhin verschwanden die Tipps aus dem Blog. Stattdessen stand dort nun ein Hinweis, der Text werde überarbeitet. Parallel dazu sandte der Blog-Betreiber eine Mail an den Agenturinhaber, er verstehe dessen Aufregung nicht: "Ich habe doch nur ein Thema im Internet aufgegriffen … – passiert tagtäglich da draußen."

Stimmt! Es passiert "Tag-täglich da draußen", dass Blog- und Webseiten-Betreiber sowie "Social-Media-Aktivisten" Texte von anderen Personen und Organisationen "klauen", sie mehr oder minder stark umschreiben und dann als eigene Machwerke publizieren – ohne Nennung ihrer Quellen. Und dabei empfinden sie auch kein Unrechtsgefühl – schließlich ist das, was im Netz steht, ja kostenlos. Oder? Also kann man zum Beispiel einen Text auch mal schnell mit "copy and paste" kopieren und für eigene Zwecke verwenden – selbst wenn dessen Urheber in die Erstellung Zeit oder Geld investiert hat.

Zwischen "Ideen-" und "Text-Klau" differenzieren

Wenn Schüler und Studenten für ihre Referate oder Seminararbeiten so verfahren, dann mag das akzeptabel sein - hierüber mögen ihre Lehrer und Professoren entscheiden. Anders sieht die Sache aus, wenn ein Unternehmen einem anderen dessen Texte klaut und diese für das eigene Marketing nutzt - insbesondere dann, wenn der Plagiator sich zudem im selben oder in einem verwandten Geschäftsfeld tummelt wie deren ursprünglicher Verfasser. Dann sollten die Betroffenen hiergegen vorgehen. Zum Beispiel, indem sie den "Plagiator" zunächst höflich bitten, den Text von seiner Webseite oder aus seinem Blog zu entfernen. Und wenn das nichts fruchtet? Ihm mit einer Abmahnung drohen.

Dabei gilt es jedoch zwischen einem "Ideen-Klau" und einem "Text-Klau" zu unterscheiden. Denn Ideen und Gedanken sind sobald sie publiziert wurden nicht nur für jeden zugänglich. Jeder kann sie sich auch aneignen, mit eigenen Erfahrungen verknüpfen und sie so für sich verarbeiten.

Das tut (hoffentlich) jeder Berater Tag für Tag, denn nichts anderes ist letztlich lernen. Anders sieht es jedoch bei Texten aus. Sie bleiben das Eigentum ihres Schöpfers. Und wer sie trotzdem kostenlos (gewerblich) nutzen möchte? Der sollte wenigstens so schlau sein, die Texte so stark zu überarbeiten, dass ihre Herkunft nicht mehr erkennbar ist. Doch hierzu sind die meisten "Text-Klauer" zum Glück nicht nur zu faul. Ihnen fehlt oft auch die nötige Fantasie und Erfahrung, um beispielsweise die Praxisbeispiele, durch die ein Text lebt, durch neue zu ersetzen. Deshalb sind Text-Plagiate meist leicht erkennbar.

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