Cloud-Management im Datacenter

VMworld Europe traf den Nerv der Branche

12.10.2012
Auf der VMworld Europe enthüllte VMware einen weiteren Baustein im Management-Portfolio, der Anwendern die Verwaltung unterschiedlicher Plattformen und Cloud-Dienste erleichtern soll. Außerdem kündigte der Hersteller noch für dieses Quartal einen Multi Hypervisor Manager an, der Microsoft Hyper-V unterstützt.
Rund 8.000 Besucher lockte die VMworld Europe 2012 nach Barcelona
Rund 8.000 Besucher lockte die VMworld Europe 2012 nach Barcelona
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Skeptiker mögen die euphorischen Cloud-Prognosen von Analysten mit abgeklärter Geste abwinken: Zu viele Hypes hat die Branche im Business-Segment schon durchlebt, zu viele von ihnen haben sich nach kurzer Zeit als Luftblase entpuppt, weil Endkunden den hochgejubelte Trend einfach nicht aufgreifen wollten.
Microsofts bislang missglückter Versuch, dem Gros der Partner und Unternehmenskunden Office 365 schmackhaft zu machen, obwohl das Paket rundum ausgereifte Cloud-Lösungen umfasst, musste dafür in letzter Zeit immer wieder als Paradebeispiel herhalten. Doch ein Beispiel macht noch keinen Trend, zumal die SPLA-Modelle für dieselben Produkte sehr wohl zum Fliegen kamen.

Nüchternheit statt Glamour

Was aber bedeutet es, wenn eine Veranstaltung wie die VMworld rund 8.000 Besucher, unter ihnen 6.000 Endkunden, aus ganz Europa anlockt, die sich vorrangig dem Thema Cloud widmet? Und was bedeutet es, wenn dieser Event weit davon entfernt ist, sich selbstverliebt an Visionen zu ergötzen, sondern sich nahezu bieder den Fragen zur konkreten Umsetzung stellt?

Es könnte bedeuten, dass VMware mit der europäischen Ausgabe der VMworld einen zentralen Nerv der Branche getroffen hat. Und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Cloud-Technologie tatsächlich reif für den Einsatz in Unternehmen ist. Denn eines war auf der Veranstaltung deutlich zu spüren: Den Besuchern ging es nicht mehr um die Frage ob Cloud für sie überhaupt eine realistische Option darstellt. Sondern sie bewegte vielmehr die Frage, wie Prozesse, Rollen und Architekturen im Unternehmen aufgesetzt sein müssen, um die Möglichkeiten der Cloud in der Praxis auszuschöpfen.

Und klar wurde auf der Veranstaltung auch, dass die Dynamik, mit der sich das Thema Cloud im Markt breit macht, keineswegs auf das Konto jener Hersteller geht, die in den vergangenen Jahren auf ihre traditionellen Produkte nur hektisch das Etikett: "Ist Cloud-ready" klebten, sondern tatsächlich dem Drängen der Endanwender geschuldet ist.

"Legalize User-IT"

Lünendonk-Analyst Hartmut Lürßen spricht gar vom Wettlauf mit der Schatten-IT, für den sich CIOs rüsten müssen: "Waren es früher beispielsweise NAS-Server, die in Abteilungen ohne Backup zum Datenaustausch genutzt wurden, sind heute nur noch wenige Klicks erforderlich und schon ist ein Speicherplatz in der Cloud eingerichtet. Weil diese Cloud-Services so einfach zu nutzen sind, wächst zusätzlich die Zahl der Schatten-IT-Nutzer."

Diesen Wildwuchs wieder unter die Kontrolle der Administratoren zu bringen, ohne den Endanwendern die Nutzung dieser schnell verfügbaren Cloud-Dienste zu verbieten, ist das Hauptanliegen, das VMware auf der diesjährigen VMworld adressierte. Entsprechend brachte sich der Hersteller hier vor allem mit seinem IT-Management-Angebot für die Rechenzentren in Stellung.
Die Möglichkeiten, die sich durch den Zukauf von Zimbra und der Entwicklungsplattform SpringSource samt dem App-Marktplatz ergeben, will VMware offenbar erst im zweiten Schritt adressieren. Microsoft scheint sich derzeit für die umgekehrte Reihenfolge entschieden zu haben.

Das mag auch erklären, weshalb der VMworld diesmal jener hype-typische Glanz der Aufbruchstimmung fehlte. Die Atmosphäre glich eher emsiger Betriebsamkeit. Das muss aber kein Manko sein, sondern verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Wolke bei der ersten Berührung mit der Erde in Ernüchterung verpufft.

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