Analyse von Compris

Warum IT-Projekte scheitern

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Die Implementierung von neuen IT-Technologien bei Geschäftskunden stellt viele Systemhäuser vor erhebliche Herausforderungen – erwarten doch die Kunden sehr viele Vorteile bei möglichst geringem Budget.

Compris hat sich mit diesem Thema beschäftigt und 392 Systemhäuser und Reseller in Deutschaldn dazu befragt. Das Marktforschungsunternehmen wollte von ihnen wissen, welche Ursachen IT-Investitionen bereits in der Konzeptionsphase stoppen. Zudem hat Compris interessiert, welche Unterstützung sich die befragten Partner dabei von Herstellern und/oder von den Distributoren wünschen

Kosten/Nutzen-Faktor größtes Hindernis

Foto: Compris

Für die befragten Systemhäuser und Reseller ist der Kosten/Nutzenfaktor die größte Herausforderung und das größte Hemmnis bei der Umsetzung von IT-Projekten. Über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gibt an, dass zu geringe IT-Budgets den hohen Erwartungen gegenüber stehen. Resultierend daraus werden die IT Projekte dann nicht mehr weiter verfolgt. Dies deutet darauf hin, dass Systemhäuser die Mehrwerte durch die neue IT-Infrastruktur nicht vermittelt beziehungsweise nicht klar herausarbeiten können.

Der zweite Grund für gescheiterte IT-Projekte liegt im Personalmangel beziehungsweise. In fehlenden Ressourcen. Ein Viertel der VARs (gibt dies als großes Hindernis an. Ein fünftel der von Compris befragten Corporate Reseller sieht zu lange Projektlaufzeiten als problematisch an, für 15 Prozent der Integratoren stellt sich die ungenaue Berechnung des Kosten/Nutzen-Verhältnisses als problematisch dar.

Eine mangelnde Planung bei Projekten sehen zwölf Prozent der Befragten als Hindernis an. Jeweils elf Prozent nennen Vorbehalte der Anwender sowie die unzureichende IT-Qualifikation der Mitarbeiter beim Kunden als Hemmnisse.

Die mangelnde Unterstützung seitens der Hersteller und Distributoren erachten sieben Prozent der Systemhäuser als Hürde im Verlauf der IT-Projekte. Genauso viele plat das Thema mangelnder Datenschutz sowie Kompatibilitätsprobleme und fehlende Kompetenzen beim Kunden. Für sechs Prozent der befragten VARs gibt es immer wieder Verzögerung bei der Auslieferung der bestellten Produkte. Mangelhafte technische Zuverlässigkeit der eingesetzten Lösung sowie weitere Produktmängel beklagen fünf Prozent der von Compris interviewten Systemhäuser.

Foto: Compris

Das Ergebnis zeigt, dass hinsichtlich Positonierung von IT Projekten in der Unternehmensführung nach wie vor noch Verbesserungsbedarf besteht. IT Strukturen sind für Unternehmen seit geraumer Zeit von strategischer Bedeutung. Aufgabe von Systemhäusern ist eine ganzheitliche Beratung der Kunden - orientiert an deren geschäftlichen Herausforderungen.

Diese Beratung - meist an die Geschäftsleitung - nimmt zu, findet aber nach wie vor nicht in dem Ausmaß der bestehenden Möglichkeiten statt. Systemhäuser die sich als "Externer CIO" der Geschäftsführung positionieren sind frühzeitig in die strategischen und taktischen Planungen involviert und somit in der Lage die lösungsorientierten Ansätze hinreichend zu positionieren.

Foto: Compris

Partner wünschen sich "temporäre Fachkräfte für IT Projekte" von Herstellern und Distributoren für technischen Support und Unterstützung bei der Implementierung
Auf die Frage, welche Unterstützung sich die befragten Systemhäuser und Reseller von Herstellern und Distributoren wünschen, nennen die meisten Befragten (44%) technischen Support bzw. Unterstützung bei der Planung und Implementierung. Für 21% der Befragten "passt alles", sie können keine zusätzliche Unterstützungsmöglichkeit seitens der Hersteller und/oder Distributoren benennen.

19% der Partner wünschen sich einen besseren Kontakt bzw. persönliche Unterstützung. Weitere 18% zuverlässige Lösungen. Über Schulungen im Vorfeld würden sich 16% der Befragten freuen, 14% über eine rechtzeitige Alarmmeldung bei Lieferschwierigkeiten. 13% der Befragten wünschen sich eine Möglichkeit, Fachkräfte beim Hersteller oder Distributor für das Projekt "ausleihen" zu können. Dies scheint eine weitere Möglichkeit für Hersteller und Distributoren zu sein sich bei den Partnern noch besser zu positionieren.

Abbildung 2: gewünschte Unterstützung von Seiten der Hersteller und / oder Distributoren

Warum scheitern IT-Projekte?

Dass IT-Projekte scheitern, kann an vielen Gründen liegen. Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass der Kostenfaktor das größte Hemmnis bei der Umsetzung von IT-Projekten darstellt. Knappe Budgets der IT-Abteilung auf Kundenseite verhindern oder verzögern die Einführung neuer IT-Projekte. Dies deutet darauf hin, dass den Kunden die Notwendigkeit bzw. der Nutzen von IT Investitionen nicht ausreichend vermittelt wird oder werden kann. Allgemein sollte die Bedeutung von IT und die Wichtigkeit der Weiterentwicklung durch neue IT-Projekte betont werden.

Zudem zeigt sich, dass auch das Thema Personalmangel bzw. fehlende Ressourcen eine wichtige Rolle bei der Einführung und Umsetzung von IT-Projekten spielt. Hier wünschen sich Partner von Herstellern oder Distributoren, dass sie sich Fachkräfte für anstehende Projekte "ausleihen" können. Verschiedene Ansätze, wie sie in jüngster Zeit in der Distribution sichtbar wurden, helfen Partnern bei diesen Herausforderungen.
Weiterhin wünschen sich Partner technischen Support bzw. Unterstützung bei der Implementierung. Auch hier können Hersteller aktiv werden und nach dem konkreten Bedarf auf Seiten der Partner fragen.

Wie auch in anderen Bereichen zeigt sich auch bei dieser Untersuchung, dass der Kontakt bzw. die persönliche Unterstützung für Partner eine wichtige Komponente der Beziehung zwischen Partner und Hersteller ist. (rw)

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