BurdaCommerce-Chefin Aliz Tepfenhart geht

Wer führt Cyberport in die Zukunft?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Angesichts häufiger Führungswechsel bei Cyberport und Computeruniverse war die BurdaCommerce-Direktorin Aliz Tepfenhart die heimliche Chefin der Burda-Elektronikversender. Nun verlässt sie das Unternehmen, die Auswirkungen sind noch offen.
Verlässt Burda nach neun Jahren: Aliz Tepfenhart, die als Geschäftsführende Direktorin von BurdaDigital und BurdaCommerce auch für Cyberport und Computeruniverse verantwortlich war
Verlässt Burda nach neun Jahren: Aliz Tepfenhart, die als Geschäftsführende Direktorin von BurdaDigital und BurdaCommerce auch für Cyberport und Computeruniverse verantwortlich war
Foto: Burda

Die Geschäftsführung der zu Burda gehörenden - und seit 2023 zusammengelegten - Elektronikversender Cyberport und Computeruniverse wurde in den letzten Jahren auf immer mehr Schultern verteilt und häufig umbesetzt. Aliz Tepfenhart, langjährige Verwaltungsratsvorsitzende der beiden Unternehmen und Geschäftsführende Direktorin der BurdaDigital SE und der BurdaCommerce SE, war dabei nicht nur die einzige Konstante, sondern auch so etwas wie die heimliche CEO der Eektronik-Onlineshops. Nun teilt Burda mit, dass die Managerin das Unternehmen innerhalb der nächsten Monate freundschaftlich und auf eigenen Wunsch verlassen wird. Ihre Aufgaben soll bis auf Weiteres Marc Al-Hames übernehmen, der im Vorstand von Hubert Burda Media für BurdaCommerce, HolidayCheck, BurdaNextsowie den Dienstleister Burda Digital Systems verantwortlich ist.

"Mit ihrem hohen unternehmerischen Antrieb hat Aliz Tepfenhart die Wachstumschancen unserer Commerce-Geschäfte in den vergangenen neun Jahren genutzt, sie aber auch geschickt durch anspruchsvolle Gewässer navigiert", würdigt Paul-Bernhard Kallen, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Hubert Burda Media Holding, die Leistung der Managerin. Besonders während der Corona-Pandemie, als der Bedarf nach Notebooks um ein Vielfaches stieg, habe Aliz Tepfenhart das Unmögliche möglich gemacht, so dass Cyberport der sprunghaft ansteigenden Nachfrage entsprechen konnte.

Auch Tepfenhart selbst betont in ihrem Abschiedsstatement den Handlungsspielraum, den sie unter anderem bei Cyberport und Computeruniverse nutzen konnte: "Burda ist ein Unternehmen für Unternehmer, in dem ich immer den Freiraum hatte, unsere Geschäfte zu entwickeln und zu gestalten. Dem Vorstand und Verwaltungsrat danke ich für das Vertrauen, das mir nicht nur in guten, sondern auch in herausfordernden Zeiten entgegengebracht wurde. Allen Mitarbeitenden in unseren Commerce-Unternehmen danke ich für ihren außerordentlichen Einsatz und ihre Leidenschaft für die gemeinsame Sache. Nach neun Jahren ist es jetzt für mich an der Zeit, mich neuen Aufgaben zuzuwenden."

Burda-Vorstand Marc Al-Hames kann im Commerce-Geschäfts des Medienhauses nur eine Zwischenlösung sein
Burda-Vorstand Marc Al-Hames kann im Commerce-Geschäfts des Medienhauses nur eine Zwischenlösung sein
Foto: Burda

Heterogenes Geschäftsmodell braucht eine starke Führung

Es bleibt die Frage, was der Abschied von Aliz Tepfenhart für die Zukunft von Cyberport und Computeruniverse bedeutet. Immerhin bleibt die operative Geschäftsführung der Elektronikversender unverändert und besteht weiterhin aus Rene Bittner (Einkauf), Kai K. Hollensteiner (Vertrieb, Costumer Happiness, HR, Recht und Service-Geschäft ), László Kovács (CTO E-Commerce & Technik sowie der Dienstleistungsbereich CyberSolutions) und Franziska Pyttel (Marketing). Und mit der 2023 eröffneten Erweiterung des Zentrallagers am Standort Siebenlehn in der Nähe von Dresden hat Burda ein Investment getätigt, das bewusst als Bekenntnis für die Zukunft von Cyberport und Computeruniverse gedacht ist.

Dennoch gibt es für das Geschäftsmodell der Elektronikversender, das auf die Säulen Onlinehandel, Systemhausgeschäft (die 2021 übernommenen ehemaligen comTeam-Systemhäuser Bizteam und Eickelschulte) und stationärer Handel setzt, immer wieder Widerstände. Gerade das Store-Netzwerk von Cyberport erwies sich in den letzten Jahren als Belastung. 2023 hat sich der Onlinehändler deshalb nicht nur von den zu großzügig dimensionierten Geschäften in Berlin-Steglitz und im Berliner Shoppincenter Bikini verabschiedet, sondern sich auch aus Köln und Stuttgart zurückgezogen. Ebenfalls Geschichte sind die Shop-in-Shop-Flächen in mittlerweile geschlossenen Galeria-Kaufhäusern in München und Nürnberg. Damit betreibt Cyberport heute noch sieben Stores in Deutschland, zwei Geschäfte in Österreich sowie eine Abholtheke am Lagerstandort Siebenlehn.

Um das heterogene Geschäft von Cyberport und Computeruniverse strategisch schlüssig und wirtschaftlich profitabel in die Zukunft zu führen, sollte sich Burda deshalb möglichst bald um eine starke Nachfolge für Aliz Tepfenhart bemühen.

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