Wick Hill-Hausmesse 2015

Wie der VAD die Herausforderungen der Digitalisierung annimmt

Arnd Westerdorf ist freier Journalist in Düsseldorf.
Spezialdistributor Wick Hill Deutschland wertet seine diesjährige Hausmesse in Hamburg als „vollen Erfolg“. Die Veranstaltung beeindruckte mit Lösungen und Vorträgen zu kritischen Sicherheitsfragen. Neben dem Höhepunkt einer Live-Hacking-Präsentation konnte ChannelPartner den Topmanagern von Wick Hill und Investor Rigby vertiefende Details zu ihrer Zusammenarbeit entlocken. So kommt heraus, dass Rigby einen Mehrheitsanteil an Wick Hill hält.
 
  • Live-Hacking-Präsentation auf der Wick Hill-Hausmesse
  • Diskussion zu Themen Industrie 4.0 und Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M)
  • Problematik von Digitalisierung, IoT und IT-Security
  • Stimmengewirr wie beim Turmbau von Babel: unterschiedliche Protokolle und Standards
  • Kriminelle Manipulation von Alarmmeldern, Klimaanlagen und Rollläden

Einen spannenden Tag wünschten Helge Scherff und Kenneth Ward, Geschäftsführer der Wick Hill Kommunikationstechnik GmbH aus Hamburg, ihren Geschäftspartnern und Kunden auf der Wick Hill Hausmesse 2015.

Wick Hill Hausmesse 2015: Viele Fragen und Antworten zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit, der komplexen IT-Security.
Wick Hill Hausmesse 2015: Viele Fragen und Antworten zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit, der komplexen IT-Security.

Den bekamen die mehr als 450 Besucher am Donnerstag, den 9. Juli. Am externen Veranstaltungsort, dem altehrwürdigen Curio-Haus im Stadtteil Rotherbaum, präsentierte der Value Added Distributor Wick Hill zusammen mit seinem Platin-Partner Fortinet, den Goldsponsoren A10 Networks, Link11, Tenable und Thales sowie 13 weiteren Herstellerpartnern aktuelle Sicherheitslösungen.

Zu den Ausstellern gehörten auch die Spezialanbieter Aruba Networks (seit kurzem eine HP-Tochter), Celestix, Corero, Extra Hop, Guidance Software, Ironkey (Imation), Kaspersky, Macmon, Shoretel, Symantec, Trustwave, Vacso und Watchguard. Beim Online-Anklicken der einzelnen Herstellernamen zeigen sich teilweise das besondere Verhältnis zum Distributionspartner Wick Hill beziehungsweise die neuen wie etablierten Geschäftsbeziehungen zueinander.

Wachsende Problematik der Digitalisierung und IT-Sicherheit

Nach den Begrüßungsworten von Kenneth Ward führte Hauptredner Dirk Wollberg, Major Account Manager Utilities bei Fortinet, die Zuhörer in die wachsende Problematik der Digitalisierung und IT-Security ein. Vor dem Hintergrund der Wucht und der umfassenden Diskussion rund um das Thema Industrie 4.0 und Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) sprach Wollberg von einem „langen und schwierigen Weg“ bis sich die neue Industrierevolution umfassend in der Praxis durchsetzen werde.

Zum Einen würde hier wie beim Turmbau von Babel ein Stimmengewirr herrschen, sprich: müssten erst einmal regional und technisch „unterschiedliche Protokolle und Standards weltweit angeglichen“ werden, so Wollberg. Zum anderen würde es noch bei der Absicherung von Unternehmensnetzwerken gewaltig hapern und müssten gerade die besonders störanfälligen öffentlichen Schnittstellen wie zum Beispiel Energieversorger oder Verkehrsträger ihre Technik und insbesondere ihre Netzleitstellen modernisieren.

Anhand der Beispiele von teilweise staatlich gelenkten Stör- oder Spionageattacken und anhand von Zahlen zur bis in die Hunderttausende Anlagen gehenden nötigen Aufrüstung zeigte Dirk Wollberg das riesige Zukunftspotenzial der IT-Security auf.

Live-Hacking auf der Wick Hill Messe 2015: Box simuliert Eingriffe in Haustechnik.
Live-Hacking auf der Wick Hill Messe 2015: Box simuliert Eingriffe in Haustechnik.
Foto: Wick Hill Kommunikationstechnik GmbH

Internet der Dinge: Einige Unsicherheitsfaktoren

In die gleiche Kerbe haute später Alexander Dörsam, Leiter Information Security des IT-Sicherheitspezialisten Antago, bei einem weiteren Höhepunkt – einer Live-Hacking-Präsentation. In seinem Vortrag kritisierte Dörsam in punkto Internet der Dinge (IoT: Internet of Things), dass hierdurch „IT-Probleme miteinander verheiratet würden, die schon seit 20 Jahren auftreten würden“ und immer noch nicht gelöst worden seien. Das liege auch daran, dass zum Beispiel die Hersteller von Schaltanlagen andere Denk- und Handlungsansätze als die IT-Security-Anbieter hätten und sich mehr mit der physischen als mit der kommunikationstechnischen Absicherung ihrer Systeme beschäftigen würden.

Zugleich kritisierte Alexander Dörsam das als gleichgültig geschilderte Gebaren von Verantwortlichen im Regierungs- und Sicherheitsapparat Deutschlands – der „Berufshacker“ hatte sich in sicherheitsrelevante Bereiche einschleichen können – sowie die mangelnde Auseinandersetzung mancher Systemhäuser und VAD-Reseller mit dem „Einmaleins der IT-Sicherheit“.

Anhand einer Technikbox, die Eingriffe in Komponenten wie Alarmmelder, Klimaanlagen und Rollläden simulierte, demonstrierte der Antago-Manager, wie über offene Internetports komplette Gebäude manipuliert - oder wie er ergänzend sagte - "zerstört werden können". Somit können Hacker auch bei Ampel- oder Schrankenanlagen buchstäblich schalten und walten wie es ihnen gefällt. Da sind nach Meinung von Dörsam jugendliche Computerexperten geradezu harmlos, die aus Langeweile oder wegen einer Mutprobe unnütz in fremde Systeme eindringen - und dennoch den IT-Verantwortlichen einen großen Schreck versetzen.

Große Chancen, großes Potenzial für Spezialisten

Wie mehrmals von verschiedenen Referenten auf der Wick Hill Hausmesse gesagt, liegen eben in dem Dilemma zwischen Anspruch und Wirklichkeit sowie in der fehlenden Kompetenz und Manpower vieler B2B-Kunden großen Chancen für IT-Sicherheitsanbieter.

An den Ständen und in den Vorträgen der Aussteller konnten sich die Systemhaus- oder VAD-Partner über spezielle Sicherheitsfragen und –lösungen informieren. Zum Beispiel wurde der Schutz von Kryptografie-Applikationen für Administratoren und von Bezahlprozessen für Finanzdienstleister sowie die gezielte Abwehr von DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) und APT-Angriffen (Advanced Persistent Threat) thematisiert.

Angesichts der immer komplexer und vielfältiger werdenden Bedrohungsszenarien ist das Geschäft mit der IT-Security noch ausbaufähig. Das dachten sich auch Wick Hill und der neu eingestiegene Investor Rigby, die beide kurz vor der Hausmesse ihre Zusammenarbeit verkündet hatten. Hier konnte ChannelPartner die Gelegenheit nutzen, die Verantwortlichen näher zu ihrem Deal zu befragen. Ian Kilpatrick, Vorsitzender der Wick Hill Group, und Paul Eccleston, Leiter der Rigby Private Equity, verrieten, dass hinter der zunächst verkündeten „signifikanten“ Beteiligung ein - nicht weiter verifizierter - Mehrheitsanteil von Rigby steckt.

Rigby und Wick Hill wollen zusammen noch mehr Wachstum generieren: Paul Eccleston, Ian Kilpatrick und Helge Scherff (von links).
Rigby und Wick Hill wollen zusammen noch mehr Wachstum generieren: Paul Eccleston, Ian Kilpatrick und Helge Scherff (von links).

Feinheiten der Expansionspläne und des Messetages

Außerdem erklärten die beiden Topmanager, dass es noch „keine konkrete zeitliche Planung“ für die Geschäftsexpansion innerhalb der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) gäbe: „Daneben liegt es in der Natur der Sache, dass wir keine Voraussagen treffen können, welche Märkte wir genau adressieren werden. Das wird sich in Zukunft zeigen.“

Zu den Wachstumsabsichten für die D-A-CH-Region zählten ausdrücklich der „weitere Ausbau des Vertriebsnetzes“ und strategische Überlegungen, „welche Akquisitionen wir auf regionaler Ebene umsetzen können“ und „welche Ergänzungen wir uns in unserem Portfolio wünschen“. Dabei sei ihnen „ein gesundes und vor allem solides Wachstum zusammen mit unseren Herstellern und Partnern wichtig“, sagten Eccleston und Kilpatrick abschließend.

Den spannenden Veranstaltungstag rundete der vergnügliche Abend ab. Im Innenhof und Kochlabor lockten leckeres Barbecue und Street Food. Eine bunte Auswahl an verschiedenen Cocktails verstärkte die lockere Atmosphäre für den weiteren Kommunikationsaustausch. Der Abend klang dann munter zur Live-Musik der Band Ria und zu den Klängen von DJ Rockster aus.

Im Rückblick spricht Wick Hill-Deutschland-Geschäftsführer Helge Scherff von „einem rundum gelungenen Messetag in Hamburg“ und „einem wiederholt vollen Erfolg“ der Wick Hill Hausmesse. Die nächste Hausmesse dürfte dann in knapp einem Jahr im Sommer 2016 erneut im Hamburger Raum stattfinden.

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