Interview mit Michael Dressen, Geschäftsführer Tech Data Deutschland

„Wir sind die New Kids on the Block“

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Das am 31. Januar 2018 beendete Geschäftsjahr schloss Tech Data mit einem Jahresumsatz von 36,775 Milliarden Dollar ab. Das ist ein Zuwachs von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Prozentual genauso stark nahm auch das Betriebsergebnis zu – von 291,9 auf 410,1 Millionen Dollar. ChannelPartner besuchte Tech Data Deutschland-Geschäftsführer Michael Dressen, um von ihm zu erfahren, welchen Anteil an den Zuwächsen die Integration von Avnet Technology Solutions hatte.
 
  • Fortschritte bei der Akquisition von Avnet
  • VAD vs. Broadline
  • Die Cloud-Strategie
  • Zukunft der Distribution
Michael Dressen, Tech Data: "Im SMB-Bereich sind wir 2017 zweistellig gewachsen."
Michael Dressen, Tech Data: "Im SMB-Bereich sind wir 2017 zweistellig gewachsen."
Foto: Tech Data

channelpartner.de: Herr Dressen, wie weit ist die Avnet-Integration fortgeschritten?

Michael Dressen, Tech Data: Die Mitarbeiter in den Business Units wurden direkt nach dem Closing integriert. Einige Mitarbeiter in den Back-Office Bereichen, wie z.B. dem Einkauf, werden mit der Integration der IT-Legacy-Systeme in eine Organisation zusammengeführt.

channelpartner.de: Was bedeutet das für das Deutschland-Geschäft?

Michael Dressen: In Deutschland sind wir im vergangenen Geschäftsjahr zweistellig gewachsen - ohne die Avnet-Umsätze. Berücksichtigt man diese und legt zum Vergleich die kumulierten Erlöse von Tech Data und Avnet aus dem Jahr 2016 zugrunde, ergibt sich on top immer noch eine Steigerung von über zehn Prozent. Mit dem ersten gemeinsamen Jahr sind wir sehr zufrieden.

channelpartner.de: Die "neue" Tech Data besteht nun aus zwei Geschäftseinheiten: der "Advanced Solutions" und "Endpoint Solutions". Wo gehören da die Marken Datech und Maverick dazu?

Michael Dressen: Die "Advanced Solutions" ist im Groben die frühere Azlan und Avnet Technology Solution. Das klassische Broadline- und Mobile-Geschäft inklusive CE fassen wir unter den "Endpoint Solutions" zusammen. Beide Bereiche sind in etwa gleich groß - zumindest was den Umsatz betrifft. Das gilt auf jeden Fall für Europa, wo das VAD-Geschäft schon immer stark war. In den USA traten wir erst mit dem Avnet-Kauf in den VAD-Markt ein, so dass unser VAD-Business weltweit einen Anteil von etwa 40 Prozent einnimmt. Um auf Ihre Frage zurück zu kommen: Die Datech und die Maverick sind zusammen mit der Global Computing Components (GCC) in dem Specialized-Solutions-Segment eingebunden.

Lesetipp: "Jeder verkauft an jeden"

channelpartner.de: Lassen Sie uns ein bisschen tiefer in die einzelnen Bereiche eintauchen…

Michael Dressen: Gerne! In der "Advanced Solutions"-Business Unit findet sich das herkömmliche Business sowie das Next-Gen-Geschäft, also Cyber Security, IoT, Cloud und Analytics. Hier haben wir uns sehr gut entwickelt - mit einem zweistelligen Umsatzzuwachs. Das Legacy-Business (Betriebssysteme, Server, Storage und Netzwerke für Data Center, Anm. d. Red.) blieb stabil. Wir sind froh darüber, denn die Hersteller dieser Infrastruktur-Hard- und -Software hatten mit rückläufigen Erlösen zu kämpfen. Bei Maverick (Digital Signage, Anm. d. Red.) haben wir ein fantastisches Jahr hingelegt, ebenso im Mobile-Bereich. Was das herkömmliche Broadline-Geschäft betrifft, werden wir das aktuelle Jahr zur Umstrukturierung nutzen. Wir werden uns dort aus für uns unwirtschaftlichen Marktsegmenten zurückziehen und uns mehr auf die Bereiche konzentrieren, die für uns lukrativ sind, zum Beispiel auf Peripherie und Zubehör.

channelpartner.de: Wie steht's denn um die Consumer-PCs? Das war ja früher das "Brot- und Butter"-Geschäft des Fachhandels?

Michael Dressen: Und das ist immer noch so, leider! Da verdient man teilweise gar nichts mehr!

channelpartner.de: Consumer-PCs werden aber nach wie vor nachgefragt…

Michael Dressen: Und dann ist es auch gut, dass unsere Mitbewerber sich mit dieser Thematik beschäftigen, sonst müssten wir das auch noch machen. In diesem Segment wird aber kein vernünftiger Deckungsbeitrag mehr erwirtschaftet.

channelpartner.de: Und wo ist das noch der Fall?

Michael Dressen: Etwa im SMB-Bereich, hier sind wir 2017 ebenfalls zweistellig gewachsen - sogar stärker als im Unternehmensdurchschnitt. Deswegen stellen wir unser Broadline-Geschäft dementsprechend um und konzentrieren uns auf hochpreisige Produkte. Ansonsten ist der Preisdruck im PC-Bereich (inklusive Notebooks) sehr hoch, weil einige Hersteller (HP, Lenovo, Dell) in einem schrumpfenden Markt noch wachsen wollen. Da sind Gewinne nur ganz schwer zu erzielen. Und Hersteller wie Acer, Asus oder Toshiba sind im kommerziellen Geschäft eher Nischenanbieter.

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