Bitkom-Umfrage zur Arbeitszeiterfassung

Zwei Drittel der Unternehmen beklagen erheblichen Mehraufwand

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Seit kurzem gilt in Deutschland eine verschärfte Pflicht zur Arbeitszeiterfassung. Bitkom kritisiert die Regelung.
Bitkom-Präsident Achim Berg: "Der Gesetzgeber sollte diesem Anachronismus ein Ende bereiten."
Bitkom-Präsident Achim Berg: "Der Gesetzgeber sollte diesem Anachronismus ein Ende bereiten."
Foto: Bitkom

Ein Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom September 2022 bekräftigte die Pflicht zur systematischen Arbeitszeiterfassung. Bitkom hat 603 Unternehmen mit mehr 20 Beschäftigten in Deutschland dazu befragt.

So finden 60 Prozent der Firmen, dass die Einführung beziehungsweise Anpassung der Arbeitszeiterfassung durch das bisherige Fehlen einer gesetzlichen Neuregelung erschwert wird. 59 Prozent der befragte Unternehmen halte eine genaue Arbeitszeiterfassung in der Praxis für nur schwer umsetzbar.

Zweu Drittel der Unternehmen (66 Prozent) sind der Ansicht, dass die Einführung beziehungsweise Anpassung der Arbeitszeiterfassungssysteme erheblichen finanziellen und administrativen Mehraufwand verursacht. Gleichzeitig wollen mehr als drei Viertel der von Bitkom befragten Firmen (78 Prozent), dass die gesetzliche Neuregelung des Arbeitszeitrechts die tägliche durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt.

Einige werden sich wohl noch an die Stechuhr erinnern - sie soll nun auch für Wissensarbeiter verpflichtend werden.
Einige werden sich wohl noch an die Stechuhr erinnern - sie soll nun auch für Wissensarbeiter verpflichtend werden.
Foto: Alexey Stiop - shutterstock.com

"Mit seinem Beschluss vom September 2022 hat das Bundesarbeitsgericht mehr als 34 Millionen Menschen zur minutiösen Erfassung ihrer Arbeitszeit verpflichtet. Der Gesetzgeber sollte diesem Anachronismus ein Ende bereiten und die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch künftig Vertrauensarbeitszeit möglich ist. Niemand sollte gezwungen werden, seine Arbeitszeit zu erfassen, wenn zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten Einvernehmen herrscht, dass dies nicht nötig ist. Der aktuelle Referentenentwurf zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes geht komplett an der Realität der heutigen Arbeitswelt vorbei, in der Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit für viele zum Standard gehören", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

"Nicht nur die geplante tagesaktuelle Erfassungspflicht, auch das Beharren auf einer täglichen Höchstarbeitszeit sind absolut kontraproduktiv. Wir fordern schon lange eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, die den Beschäftigten bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit gewähren würde. Auch die vorgeschriebene Ruhepause von elf Stunden passt nicht zu 'New Work', wie viele Beschäftigte es sich wünschen. Hierunter leidet besonders die Digitalbranche, die angesichts des massiven IT-Fachkräftemangels attraktiv bleiben muss", so der Bitkom-Chef weiter.

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