Refurbished-Marktplatz auf Expansionskurs

Back Market sucht deutsche Händler



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die französische Online-Plattform Back Market will auch in Deutschland zur ersten Anlaufstelle für Refurbished-Produkte werden. Dafür sucht das Unternehmen nun verstärkt deutsche Gebrauchtgeräte-Händler und Verwerter.
Blick ins Pariser Büro von Back Market, dem Hauptsitz des Refurbished-Marktplatzbetreibers
Blick ins Pariser Büro von Back Market, dem Hauptsitz des Refurbished-Marktplatzbetreibers
Foto: Back Market

Die 2014 in Frankreich gegründete Online-Plattform Back Market betrachtet sich als weltweit führender Marktplatzbetreiber für Refurbished-Produkte, also für generalüberholte Elektronikartikel. Neben dem Heimatland ist Back Market unter anderem auch in den USA, Großbritannien sowie eine Reihe europäischer Länder aktiv und beschäftigt über 470 Mitarbeitern an seinen vier Standorten. "In Deutschland sind wir erst seit dreieinhalb Jahren auf dem Markt", berichtet Martin Hügli, General Manager für Deutschland und Österreich. Doch nun will Back Market hierzulande den Durchbruch schaffen: "Wir arbeiten darauf hin, dass es keine faktischen Gründe mehr gibt, neu zu kaufen. Das erreichen wir nur, wenn wir Skaleneffekte erzielen und bestimmte Kernmärkte dominant besetzen. Dazu gehört auch Deutschland", erklärt Hügli.

Ein Kernthema ist für den Online-Marktplatz dabei der weitere Ausbau der Händlerbasis und der Partnerschaften mit Elektronikankäufern. "Bei gebrauchter Elektronik gibt es eine Vielzahl von Einkaufskanälen, Quellen und Qualitätsstufen. Unser Ziel ist es, die beste Qualität auf Back Market anzubieten." Weltweit habe die Plattform dafür bereits ein Netzwerk von mehr als 1.500 Marktplatzanbietern aufgebaut. "In Deutschland arbeiten wir erst mit rund 70 Refurbished-Händler zusammen. Deshalb ist es hier unsere Priorität, in das Wachstum unseres Händler-Ökosystems zu investieren", erklärt Hügli. Ergänzend dazu habe Back Market den Aufbau eines eigenen Ankaufkanals gestartet. "Wir wollen auch selbst an die Quelle des Produkts gehen und haben dafür zusätzlich zu der bereits verfügbaren Trade-in-Option ein Buyback-Programm initiiert." Beim Refurbishment der Produkte setze Back Market aber wieder auf eine partnerschaftliche Lösung und arbeite dafür mit geeigneten Anbietern zusammen.

Marketing-Offensive in Deutschland

Für das Erreichen der ehrgeizigen Ziele in Deutschland will Back Market nicht nur die Händlerbasis vergrößern, sondern vor allem in der Wahrnehmung der Kunden deutlich an Gewicht zulegen. Von anderen Refurbished-Anbietern wie Asgoodasnew, Refurbed oder das im Frühjahr an Foxway verkaufte Flip4New will sich das Unternehmen in erster Linie durch ein überdurchschnittliches Kundenerlebnis differenzieren. "Alle Transaktionen auf unserem Marktplatz laufen standardisiert ab, wir haben einen Algorithmus der Qualitätsdaten speichert und analysiert und es uns so ermöglicht, den Kunden immer das beste Preis-/Leistungsverhältnis zu bieten", berichtet Hügli.

Will Back Market auch hierzulande groß machen: Martin Hügli, General Manager für Deutschland und Österreich
Will Back Market auch hierzulande groß machen: Martin Hügli, General Manager für Deutschland und Österreich
Foto: Back Market

Um das publik zu machen, starte Back Market in Deutschland nun eine regelrechte Marketingoffensive. "Der Markt ist Deutschland ist hardcore preisgetrieben. Eigentlich würden wir gerne vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda wachsen, doch an diesem Punkt sind wir noch nicht." Um bei deutschen Kunden zu punkten, biete das Unternehmen eine 24-monatigen Garantieverlängerung auf alle Elektroprodukte an. Zudem achte man darauf, dass das Preisniveau in Deutschland für Endkunden fünf Prozent unter dem Ausland liege. "Außerdem bieten wir Zusatzleistungen wie einen Eintauschservice und sehr attraktive Geräteversicherungen." Die Investitionen in das Kundenerlebnis nähmen damit einen noch höheren Stellenwert ein als Branding-Maßnahmen oder ein geplanter TV-Spot.

Produktsortiment wird ausgebaut

Mittelfristig will Back Market auch sein Produktsortiment ausbauen. "Das Smartphone ist bei vielen Kunden als Einstieg in das Thema Refurbished etabliert. Nun wollen wir mehr in die Breite gehen", erklärt Hügli. Die Zukunftsvision sei es, sämtliche Elektronikgeräte auf der Plattform anzubieten. Dafür arbeite Back Market mit immer mehr Herstellern zusammen. "Viele haben bereits zertifizierte Refurbished-Programme. Aber auch die Zusammenarbeit mit Herstellern, die noch nicht so weit sind, ist spannend. Wir haben beispielsweise mit Dyson, Sennheiser und Bosch eigene Kooperationsformen ins Leben gerufen und machen dabei gute Fortschritte", berichtet Hügli. Neben Smartphones und Notebooks seien Produkte wie Spielkonsolen, hochwertige Haushaltsgeräte, aber auch E-Scooter und die Küchenmaschine Thermomix gut für den Refurbished-Handel geeignet. "In der Regel sind das immer Produkte, die nicht nur höherpreisig sind, sondern auch von der Wahrnehmung ein hohes Standing haben. In diese Richtung wollen wir den Refurbished-Markt ausbauen", so Hügli.

Zur Startseite