IT-Forensiker seziert Festplatten

Datendieben auf der Spur

18.02.2013
Er vergleicht seine Arbeit mit der eines Pathologen an einer Leiche. Doch hat es der IT-Forensiker Karsten Zimmer mit Festplatten und anderen Datenträgern zu tun. Diese verbergen oft viele Informationen.

Er vergleicht seine Arbeit mit der eines Pathologen an einer Leiche. Doch hat es der IT-Forensiker Karsten Zimmer mit Festplatten und anderen Datenträgern zu tun. Diese verbergen oft viele Informationen.

Von Anna Schürmann, dpa

IT-Forensiker Karsten Zimmer: "Mich rufen Unternehmen an, die Opfer eines Hackerangriffs geworden sind."
IT-Forensiker Karsten Zimmer: "Mich rufen Unternehmen an, die Opfer eines Hackerangriffs geworden sind."
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Handtaschenraub und Körperverletzung sind Karsten Zimmer fremd - wenn der IT-Forensiker ans Werk geht, sind die Verbrechen in Festplatten von Computern versteckt. "Es rufen mich Unternehmen an, die Sicherheitslücken aufdecken wollen, genauso wie Unternehmen, die den Verdacht äußern, dass sie Opfer eines Hackerangriffs geworden sind oder dass Daten von ihnen nach außen gelangen", sagt Zimmer.

Ist ein Vorfall verdächtig, versucht Zimmer, die Spuren auf den entsprechenden Datenträgern nachzuverfolgen. Daten und Hergänge werden rekonstruiert. Die Ergebnisse sollen auch vor Gericht Bestand haben. Dafür arbeitet der 48-Jährige häufig verdeckt in einem Unternehmen. Er probiert die Technik aus und recherchiert, wie das Unternehmen mit Daten umgeht. "Ich muss psychologisch tätig werden, ich muss mich in die Lage des Täters und des Mitarbeiters versetzen." So bekam er bei einem Fall heraus, wer in einer Firma Kundendaten an einen Wettbewerber weitergab.

Wie ein Ermittler am Tatort gehe er vor, sagt der Informatiker, der zugleich auch Mitglied im Bund Deutscher Kriminalbeamter ist. Doch er arbeitet auch an "toten Objekten". Das ist der Fall, wenn ihn zum Beispiel die Staatsanwaltschaft um eine Auswertung bittet. Dann untersucht Zimmer sichergestellte Festplatten, Handys, Kameras oder Navigationsgeräte.

Die Aufklärung eines Falls kann laut Zimmer Wochen oder sogar Monate dauern. "Jeder Fall ist anders. Wenn ich nach Schema F gehen würde, dann würde ich sehr, sehr schnell Fehler machen", sagt er. Das liege auch an seinem Kundenstamm, der nicht nur Unternehmen umfasse: "Es ruft mich aber auch eine ganze normale Mutter an, wenn ihr Kind Opfer von Facebook-Mobbing-Attacken geworden ist." Ein ganz anderes Feld war es, als Zimmer herausfand, dass bei einem Trojaner, der Bankdaten ausspähen sollte, Verwaltungen in mehren Ländern betroffen waren.

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