Bitkom Trend-Studie

Der CE-Konsument der Zukunft

14.01.2008

Die Entwicklung der verfügbaren Nettoeinkommen aller Haushalte, die von 2002 bis 2006 nur um 7,3 Prozent zugenommen haben, bereitet auch in Zukunft Sorgen. Überproportional gewachsen sind nur die Einkommen aus Vermögen und selbständiger Tätigkeit. Die Arbeitnehmereinkommen und die öffentlichen Transferleistungen (Renten, Pensionen, Sozialleistungen inkl. Hartz II – IV), die zu über 70 Prozent die Massenkaufkraft speisen, haben nur geringfügig zugelegt.

Gleichzeitig haben mit Blick auf Alters- und Gesundheitsvorsorge die Sparleistungen ein hohes Niveau erreicht (2006: 10,5 Prozent vom Nettoeinkommen), das sie in den kommenden Jahren voraussichtlich auch halten werden. Je höher das Einkommen, desto höher (absolut) die Sparleistung.

Der private Konsum hat zu jeweiligen Preisen bis 2006 um 6,7 Prozent zugelegt - preisbereinigt dagegen nur um knapp 1 Prozent. Die durchschnittliche Kaufkraft pro Haushalt errechnet sich für 2006 mit 34.610 Euro, bezogen auf eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,1 Personen (2002: 32.980 Euro pro Haushalt bei durchschnittlich 2,15 Personen). Ausgehend vom Kaufkraftlevel 2006 in Höhe von 34.610 Euro verfügen etwa 36 Prozent der Haushalte über eine überdurchschnittliche Kaufkraft (Selbständigen- und Pensionärshaushalte allen anderen voran), während knapp zwei Drittel mit dem Durchschnitt oder mit weniger zurechtkommen müssen.

Die Aufteilung der Konsumausgaben verdeutlicht, dass der Anteil der nicht in den Einzelhandel fließenden Ausgaben überproportional um 9,4 Prozent zugenommen hat. Darin enthalten sind auch die Umsätze des Kfz- und Treibstoffhandels sowie der Apotheken.

Der Einzelhandel im engeren Sinne (i.e.S. – gemäß Abgrenzung des HDE Hauptverband des Deutschen Einzelhandels) musste sich mit stagnierenden Umsätzen zu jeweiligen Preisen begnügen – preisbereinigt sind seine Umsätze sogar gesunken. Das von der Konjunktursonne wieder heller beschienene Jahr 2006 hat zwar ein Umsatzplus gebracht, das jedoch weitgehend durch vorgezogene Anschaffungskäufe (wegen Erhöhung der Mehrwertsteuer 2007) bewirkt wurde. Der Anteil der EH-Umsätze am privaten Konsum hat sich von 29,6 Prozent (2002) auf 27,8 Prozent zurückentwickelt.

Die Erwartungen für 2007 sind wieder eingetrübt: nominal wird aufgrund der Preissteigerungen vom HDE zwar ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, aber preisbereinigt muss mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet werden. Umso herausragender nimmt sich die Entwicklung der CE-Umsätze (ohne IT und TK) aus, die im Vergleichszeitraum um 34,5 Prozent auf 12,8 Mrd. Euro gewachsen sind. Die Zuwachsrate dürfte aber auch hier in 2007 abflachen, wenn man vom CEMIX – "Halbzeitstand" ausgeht: + 2,5 Prozent für das erste Halbjahr, etwa 3 Prozent für 2007 gesamt (Erwartung EITO/Bitkom).

Die Ausgangsfrage, ob mittelfristig für CE-Produkte mehr oder weniger Kaufkraft zur Verfügung stehen wird, lässt sich nur differenziert beantworten:

Unter der Voraussetzung, dass keine gravierenden Einbrüche der Konjunktur stattfinden, wird sich in den kommenden fünf Jahren der private Konsum mit ähnlichen Steigerungsraten entwickeln wie in den Vorjahren: + 6 bis 8 Prozent nominal.

Das bedeutet, dass sich für die Masse der Haushalte die Einkommenssituation nicht grundlegend positiv verändert, sondern nur bescheidene Zuwächse zu erwarten sind. Entlastungen von der Abgabenlast bleiben angesichts der enormen Verschuldung der öffentlichen Hand und der notwendigen Konsolidierung der Sozialsysteme marginal. Private Vorsorge wird immer wichtiger – d.h. die Sparquoten bleiben hoch.

Die Kaufkraft- und Vermögensspreizung der privaten Haushalte wird sich fortsetzen. Der Anteil der Haushalte mit überdurchschnittlichen Einkommen wird leicht zunehmen (38 bis 40 Prozent), auch beeinflusst durch Vererbungs-Transfers (fast 5 Billionen Euro Geldvermögen werden in den nächsten Jahren vererbt). Dieses Segment und vor allem die technisch Aufgeschlossenen und Trendsetter unter ihnen sind für innovative CE-Produkte und neue Systeme einschließlich vernetzter Haushalte ansprechbar, wobei der Preis gegenüber technischem Standard, Qualität, Multifunktionalität, Design und auch Prestige in den Hintergrund tritt. Ihre Ausgaben tragen künftig etwas stärker den Markt und können qualitatives Wachstum generieren.

Korrespondierend kommt hinzu, dass ein beachtlicher Anteil älterer Haushalte, der weiter wächst, zu den kaufkräftigen Haushalten gehört. Die Haushalte mit durchschnittlicher und niedrigerer Kaufkraft (künftig 60 – 62 Prozent Anteil) wollen auch am digitalen Fortschritt teilhaben. Sie werden sich jedoch in erster Linie auf die Ersatzbeschaffung unverzichtbarer CE-Produkte – vor allem TV-Geräte - konzentrieren, wobei der Preis Hauptkriterium bleibt. Zusätzliche Bedürfnisse im Bereich Unterhaltung, Information, Weiterbildung und Freizeit mit entsprechenden Hard- und Softwareprodukten und Nutzung des Internets werden durch Umschichtungen im Budget gedeckt (zu Lasten anderer Konsumsegmente) oder per Raten-/Kreditkauf.

Wie die zukünftigen Vertriebskanäle für CE-Produkte aussehen werden, erfahren Sie im nächsten Teil der Serie. (go)

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