Die richtige Online-Strategie für den stationären Handel

22.01.2007
Wer im Internet auf die richtige Art und Weise verkauft, kurbelt sein eigenes Ladengeschäft an, anstatt sich selbst zu kannibalisieren.

Der Wettbewerbsdruck im Online-Handel lässt Ladenbetreiber oftmals vor davor zurückschrecken, einen eigenen Webshop zu eröffnen. E-Commerce reduziert das Kaufverhalten auf den reinen Preisvergleich, zudem erfordert es eine enorme Logistik - und wer online kauft, lässt sich nicht mehr im Laden blicken, so die Argumente vieler stationären Händler.

Offensichtlich nicht zu Unrecht: Es gibt zahlreiche Beispiele für gescheiterte E-Commerce-Projekte. Beispielsweise musste der Praktiker-Baumarkt seinen Web-Shop 2004 schließen, nachdem das Unternehmen keine Chance sah, das Online-Geschäft mittelfristig in die schwarzen Zahlen zu hieven. Martin Pfisterer, Geschäftsführer des IT-Webshop-Dienstleisters Electronic Sales, berichtete darüber hinaus vor einigen Wochen gegenüber ChannelPartner, einen Großteil seines eigenen Geschäfts mit verzweifelten Shop-Betreibern zu machen: "Viele Wiederverkäufer haben sich eigene Webshops zusammengestrickt, ohne im Anschluss zu merken, wie viel Aufwand eine moderne und einwandfrei funktionierende Internetpräsenz auf Dauer mit sich bringt. Solche Händler kommen regelmäßig von alleine auf uns zu."

Online-Geschäft verspricht satte Gewinne

Warum der Handel vom E-Commerce nicht ablassen kann und will, zeigen die aktuellen Zahlen des Branchenbands Bitkom: Inklusive den Unternehmensausgaben belief sich das E-Commerce-Handelsvolumen im vergangenen Jahr in Deutschland auf über 400 Milliarden Euro, 2009 sollen es bereits 700 Milliarden Euro sein. Mit einem Anteil von zehn Prozent und einer geschätzten Wachstumsrate von 25 Prozent verspricht auch das Privatkundengeschäft satte Gewinne. Wobei es oftmals stationäre Händler sind, die vom Kuchen abbekommen: "Handelsfilialisten wie Schlecker, Idea, Plus und Lidl entdecken das Internet als neuen Absatzkanal. Gleichzeitig bauen Versandhändler wie die Otto-Tochter Bonprix stationäre Filialen auf. Multikanal-Handel liegt eindeutig im Trend", sagt Karl-Ludwig von Wendt von der Hamburger Unternehmensberatung Putz & Partner.

E-Commerce boomt: Mit einem Anteil von zehn Prozent und einer geschätzten Wachstumsrate von 25 Prozent verspricht auch das Privatkundengeschäft satte Gewinne.
E-Commerce boomt: Mit einem Anteil von zehn Prozent und einer geschätzten Wachstumsrate von 25 Prozent verspricht auch das Privatkundengeschäft satte Gewinne.

Unterstützt wird seine Aussage durch die internationalen Webagentur ComScore: Ihr zufolge geht der Anteil der reinen Internethändler am gesamten Online-Umsatz seit zwei Jahren kontinuierlich zurück. So konnten die US-E-Tailer vor zwei Jahren noch 60 Prozent des gesamten Online-Umsatz auf sich vereinen. Im Jahr 2005 waren es nur noch 55 Prozent, und in 2006 ging der Anteil auf 52 Prozent weiter zurück. Gewinner im E-Commerce seien dagegen diejenigen Händler, deren Angebot online und stationär verfügbar ist.

Was sich auch am Webtraffic zeige: Während sich laut ComScore bei den großen Einzelhandelsketten wie Walmart, Target und Bestbuy die Webbesuche im November 2006 verdoppelten, stiegen diese Werte bei Amazon nur um 15 Prozent.

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