Partnerschaft mit Carrefour

Google kontert Amazon mit E-Commerce-Offensive in Europa

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Der US-Konzern ist dazu eine Partnerschaft mit dem französischen Einzelhandelsriesen Carrefour eingegangen. Schon Anfang 2019 sollen Verbraucher in Frankreich Carrefour-Produkte über Google Home, Assistant und Shopping kaufen können. Die über 160.000 Carrefour-Mitarbeiter steigen auf Gmail und andere Google-Tools um.

Zusammen mit dem französischen Einzelhandelsunternehmen Carrefour steigt Google Anfang 2019 in den Online-Verkauf frischer Lebensmittel ein. Verbraucher in Frankreich sollen dann über Google-Produkte und -Dienste wie Google Home, Google Assistant und Google Shopping einkaufen können. Es ist das erste Mal überhaupt, dass über Angebote von Google frische Lebensmittel vermarktet werden.

Offenbar will sich der Suchkonzern mit dem Schritt gegen die Konkurrenz durch Amazon wehren. Der ehemalige Online-Buchhändler hat sich inzwischen für viele Verbraucher zur ersten Anlaufstelle bei einer Produktsuche entwickelt. Der Trend kann bereits seit 2015 beobachtet werden. Seitdem ist der Abstand zwischen Amazon und Google rasch geringer geworden. Das schwächt die Stellung von Google als dominierende Suchmaschine im Web. Gerade bei den potenziell lukrativ zu vermarktenden Suchanfragen nach Produkten spürt der Suchmaschinenbetreiber diese Entwicklung sicherlich auch finanziell.

Neben der Kooperation beim Produktverkauf umfasst die Vereinbarung von Google und Carrefour auch die Migration der rund 160.000 Carrefour-Mitarbeiter auf Gmail und die anderen Office-Tools der Google G Suite.
Neben der Kooperation beim Produktverkauf umfasst die Vereinbarung von Google und Carrefour auch die Migration der rund 160.000 Carrefour-Mitarbeiter auf Gmail und die anderen Office-Tools der Google G Suite.
Foto: Carrefour

Aber auch der Lebensmitteleinzelhandel blickt argwöhnisch auf Amazon, seitdem der Konzern ihm mit dem Angebot Amazon Fresh zunehmend Konkurrenz macht. In Deutschland startete das Angebot im Mai 2017 in Berlin und Potsdam. Es ist inzwischen auch in Hamburg und München verfügbar. Etablierte Lebensmittelhändler wie Lidl hatten bereits im Vorfeld Gegenstrategien entwickelt, in denen jeweils ihr bereits gut ausgebautes Filialnetz eine wichtige Rolle spielt. Ob sich von ihnen in Deutschland einer mit Google zusammen tut, um den gemeinsamen Gegner Amazon zu bekämpfen, ist derzeit noch nicht bekannt.

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Finanzielle Einzelheiten der Vereinbarung zwischen Carrefour und Google wurden nicht bekannt gegeben. Carrefour hat jedoch angekündigt, dass seine über 160.000 Mitarbeiter auf die G-Suite migrieren und damit künftig Gmail sowie Google Kalender, Google Drive und Google Docs in ihrem Arbeitsalltag nutzen werden. Gegenüber Bloomberg erklärte Marie Cheval, der bei dem Unternehmen für die digitale Transformation zuständig ist, mit der Abmachung wolle Carrefour die Führungsposition im Lebensmittel-Online-Handel übernehmen. Der Schritt sei ein erster und wichtiger Teil des im Januar angekündigten Restrukturierungsplanes.

Durch die Vereinbarung mit Google kontert der französische Einzelhandelsriese den Angriff von Amazon mit Amazon Fresh auf seine angestammten Geschäftsfelder.
Durch die Vereinbarung mit Google kontert der französische Einzelhandelsriese den Angriff von Amazon mit Amazon Fresh auf seine angestammten Geschäftsfelder.
Foto: Andriy Blokhin - shutterstock.com

Noch in diesem Sommer soll in Paris zudem eine gemeinsame Forschungseinrichtung der beiden Konzerne die Arbeit aufnehmen. Dafür werden Carrefour-Spezialisten eng mit Experten für künstliche Intelligenz von von Google Cloud zusammenarbeiten. Ziel ist es, neue Angebote für Verbraucher zu entwickeln. Einige davon könnten schon zum Start des gemeinsamen Angebots im kommenden Jahre zumindest testweise verfügbar sein.

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Carrefour betreibt insgesamt 12.300 Ladengeschäfte in über 30 Ländern. Außer in Frankreich ist das Unternehmen in Europa auch in Spanien, Italien, Polen und Rumänien aktiv. Außerhalb Europas sind Brasilien, Argentinien und China wichtige Märkte. Über Partnerschaften ist Carrefour zudem in Marokko, Algerien, Ägypten, der Türkei, Jordanien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, der Elfenbeinküste, Kamerun und Indonesien aktiv.

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