Bitkom-Studie mit überraschendem Ergebnis

Hat der Local Commerce doch Zukunft?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Alle Initiativen, den lokalen Handel im E-Commerce abzubilden, blieben bisher weitgehend erfolglos. Doch geht es nach einer aktuellen Bitkom-Studie, gibt es durchaus eine Kundennachfrage nach Online-Angeboten lokaler Einzelhändler.
Laut Bitkom sind Local-Shopping-Angebote wie "eBay Deine Stadt" ganz nach dem Wunsch der Konsumenten
Laut Bitkom sind Local-Shopping-Angebote wie "eBay Deine Stadt" ganz nach dem Wunsch der Konsumenten
Foto: eBay

Ob Portale wie Locafox und Simply Local, die eBay-Initiative "Deine Stadt" oder Händleraktionen während der Corona-Lockdowns - alle Initiativen, den lokalen Handel im E-Commerce abzubilden, blieben bisher weitgehend erfolglos. Doch laut einer aktuellen Bitkom-Studie möchte eine deutliche Mehrheit der deutschen Online-Shopper online bestellen, aber dabei trotzdem den lokalen Handel unterstützen: 61 Prozent wünschen sich, dass mehr Einzelhändler ihrer Region ein Online-Angebot haben. In Großstädten ist dieser Wunsch stärker ausgeprägt (64 Prozent) als in ländlichen Regionen (53 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.024 Online-Shoppern ab 16 Jahren in Deutschland.

85 Prozent der Online-Shopper sind zudem davon überzeugt, dass sich der stationäre Handel in den Innenstädten neu erfinden muss. 60 Prozent glauben, durch die Digitalisierung werden der Online- und Offline-Handel verschmelzen. "Der stationäre Handel kann sich durch Online-Angebote neue Märkte erschließen. Der ergänzende Webshop oder die Integration digitaler Services bieten die Chance, nicht nur bestehende Kundschaft zu halten, sondern eine größere Zielgruppe zu erreichen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Für viele Menschen gehört der Kaufhausbummel nicht mehr zur Lebensrealität. Der Handel muss sich wandeln und auf den Wunsch der Kundinnen und Kunden reagieren, das Angebot auf unterschiedlichen Kanälen zu präsentieren und auch mobil zugänglich zu machen."

Hat sich die stationäre Einkaufsqualität verbessert?

39 Prozent der Online-Shopper sagen laut der Studie, das Online-Angebot der Einzelhändler in ihrer Region habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich verbessert. In Großstädten sind 43 Prozent dieser Auffassung, in ländlichen Regionen nur 30 Prozent. Auch von denen, die online auf Shoppingtour gehen, kaufen viele noch gerne vor Ort: Nur jeder zweite Online-Shopper (50 Prozent) kauft grundsätzlich lieber im Internet als im Geschäft. Dabei zeigen sich die typischen Altersunterschiede: Während 61 Prozent der 16- bis 29-Jährigen lieber online shoppen, sind es bei den 30- bis 49-Jährigen 53 Prozent und bei den 50- bis 59-Jährigen 51 Prozent. In der Altersgruppe der über 60-jährigen Online-Shopper kauft dagegen nur etwa ein Drittel (37 Prozent) lieber im Internet als vor Ort ein.

Grundlage der Studie ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden online 1.123 Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Deutschland ab 16 Jahren repräsentativ befragt, darunter 1.024 Online-Shopperinnen und Online-Shopper. Die Kategorie der Großstädte umfasst Städte ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, ländliche Regionen umfassen Landstädte und Landgemeinden mit unter 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Fragestellungen lauteten: "Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu bzw. nicht zu?" und "Inwieweit treffen Ihrer Meinung nach die folgenden Aussagen auf den stationären Handel zu bzw. nicht zu?".

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