Management: Wie aus Kostenfaktoren motivierte Mitarbeiter werden

Dietmar Feigenspann ist Diplom-Bauingenieur. Er arbeitet als Claim Manager bei einem Infrastrukturkonzern in Berlin.

In den vergangenen Jahren haben Sie doch sicherlich mal etwas davon gehört, dass man fordern und fördern soll. Nun, gesagt wurde das zwar immer, aber alle beziehen das ganz ausschließlich auf das Fordern für sich selbst. Und genau das ist Grund verkehrt. Bevor Sie etwas von jemand fordern können, müssen Sie erst einmal fördern. Das ist wie mit allen Geschäften, die man tätigt. Zuerst kommt die Investition, dann erst der Gewinn. Das ist doch logisch, oder? Ein Bäcker kauft Mehl und macht daraus Brot und Brötchen (Investition), die er dann verkauft (Gewinn). Er investiert also mindestens in die Zutaten und seine eigene Arbeitskraft, bevor er das Geld für seine Arbeit, durch den Verkauf der Waren, bekommt. Und mit Ihren Mitarbeitern läuft das nicht viel anders.

Sie müssen Zeit in sie investieren. Schauen Sie, was für individuelle Fähigkeiten jeder einzelne Mitarbeiter hat. Finden Sie seine Stärken und seine Schwächen heraus. Und jetzt kommt etwas Ungewöhnliches: Konzentrieren Sie sich nur auf seine Stärken und fördern Sie diese. Berühren Sie nicht seine Schwächen. Seine Schwächen beseitigen zu wollen, ist wie ein Angriff auf seine Persönlichkeit. Und möchten Sie ständig angegriffen werden? Sicherlich nicht. Bei allen Arbeitseinsätzen sollten Sie zusehen, dass er möglichst viel und oft seine Stärken ausspielen kann. Dann haben Sie einen Schritt getan, dass er seine Arbeit gerne macht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Sie eine Vertrauensbasis herstellen. Sagen Sie, was Sie meinen und tun Sie, was Sie sagen. Seien Sie berechenbar. Ihre Mitarbeiter sollen wissen woran Sie sind. Das bedeutet aber auch, dass Sie nicht Wasser predigen und selbst Champagner trinken.

Angstregime im Unternehmen

Schaffen Sie das "Angstregime" in Ihrem Unternehmen ab. Kritikmöglichkeit ist die beste Grundlage für Loyalität. Niemand sollte bei Ihnen um seinen Job Angst haben müssen. Nur wenn ein Mitarbeiter keine Angst darum zu haben braucht, wird er es wagen, Ihnen zu sagen, dass Ihre Entscheidung, die Sie treffen wollen, verkehrt ist, ohne dass das einer "Majestätsbeleidigung" gleich kommt. Verstehen Sie was ich meine? Wenn Sie der Meinung sind, dass ein Freund von Ihnen einen schweren Fehler begeht, dann weisen Sie ihn doch darauf hin, oder lassen Sie ihn etwa in das offene Messer laufen? Ich hoffe nicht, stimmt's? Und glauben Sie mir, Ihren Mitarbeitern ist Ihr Unternehmen in der Regel auch nicht egal. Denn es stiftet denen Identität. Und jedem macht es viel mehr Freude in einem Unternehmen zu arbeiten dem es gut geht, als in einem, das permanent vor dem Konkurs steht. Richtig? Also hören Sie ruhig ab und zu mal auf Ihre Mitarbeiter.

Sprechen Sie dann auch ruhig ein Lob aus, wenn er Sie vor einer Fehlentscheidung bewahrt hat. Das macht auch ihn stolz. Und er fühlt sich ernst genommen. Damit zeigen Sie ihm gegenüber auch Achtung. Das ist sehr viel Wert. Das sollten Sie aber auch für die übliche Arbeit berücksichtigen. Aber Achtung: Es muss auch wirklich ehrlich gemeint sein, sonst wird es eine Verarschung. Fangen Sie an, Ihren Mitarbeitern Stück für Stück mehr Verantwortung, aber auch Freiräume zu geben. Das fällt gerade am Anfang schwer, zahlt sich aber vielfach aus. Reißen Sie nicht alles an sich, aber behalten Sie trotzdem den gesamten Überblick. Bilden Sie Ihre Mitarbeiter fort. Das zeigt auch wieder Ihre Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber und außerdem lässt es sie besser schlafen.

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