Gamechanger im WLAN

Marktübersicht Wi-Fi 7



Andreas Th. Fischer ist freier Journalist im Süden von München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur bei verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany, com! professional und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen IT-Security,  Betriebssysteme, Netzwerke, Virtualisierung, Cloud Computing und KI. Über diese Themen schreibt er auch für Smokinggun.de.
Wi-Fi 7 ist nicht nur deutlich schneller als die Vorgänger, sondern auch weit weniger störungsanfällig. Wir geben einen Überblick über bereits verfügbare und angekündigte Produkte.
Wi-Fi 7 bringt deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den Vorgängern.
Wi-Fi 7 bringt deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den Vorgängern.
Foto: Niphon Subsri - shutterstock.com

2024 ist das Jahr, in dem erstmals Wi-Fi-7-taugliche Produkte in größerem Umfang auf den Markt kommen. Auch wenn der IEEE-Standard 802.11be, wie Wi-Fi 7 offiziell heißt, erst im Laufe des Jahres endgültig finalisiert werden soll, wird es wohl voraussichtlich keine Änderungen mehr daran geben. Anfang 2024 führte die Wi-Fi Alliance bereits ihr "Wi-Fi Certified 7"-Programm ein, mit dem die Hersteller ihre Geräte ab sofort nach dem neuen Standard zertifizieren können.

Was bringt Wi-Fi 7?

Theoretisch erreichen Wi-Fi-7-taugliche Geräte Geschwindigkeiten von bis zu 46 GBit/s. In der Praxis ist es erfahrungsgemäß weniger. Trotzdem ist Wi-Fi 7 unter Idealbedingungen bei einem 16x16 MU-MIMO-System bis zu 480 Prozent schneller als das aktuelle Wi-Fi 6/6E, das - ebenfalls in der Theorie - knapp 10 GBit/s schaffen kann.

Der deutsche Netzwerkhersteller Lancom Systems geht davon aus, dass sich in der Praxis mit 4x oder 2x2 MIMO durchaus Steigerungen um bis zu 240 Prozent erreichen lassen.

Wi-Fi 7 nutzt wie bereits Wi-Fi 6E zusätzlich neben den 2,4- und 5-GHz-Bändern auch das 6-GHz-Frequenzband.
Wi-Fi 7 nutzt wie bereits Wi-Fi 6E zusätzlich neben den 2,4- und 5-GHz-Bändern auch das 6-GHz-Frequenzband.
Foto: Lancom Systems

Wie bereits Wi-Fi 6E nutzt Wi-Fi 7 zusätzlich zu den Frequenzbändern 2,4 GHz und 5 GHz das 6-GHZ-Band. Allein das ist schon ein großer Vorteil, da dieser Frequenzbereich ausschließlich kompatiblen WLAN-Geräten vorbehalten ist. In den unteren Frequenzbändern sind dagegen zum Beispiel auch Mikrowellen oder Babyphones aktiv, was zu Überlagerungen und Störungen führen kann.

Aber Wi-Fi 7 hat noch weitere Vorteile. So nutzt es mit 320 MHz die doppelte Kanalbreite im Vergleich zu früheren Standards. Dadurch verdoppelt sich die Übertragungsgeschwindigkeit einzelner Geräte. Außerdem nutzen Wi-Fi-7-Geräte nun QAM 4.096 (Quadraturamplitudenmodulation) und nicht mehr QAM 1.024 wie Wi-Fi 6 oder gar QAM 256 wie Wi-Fi 5. Auch das ergibt einen, allerdings nicht ganz so großen, Geschwindigkeitszuwachs.

MLO und Puncturing

Bislang konnten WLAN-Clients nur auf einem Kanal mit einem Access Point (AP) kommunizieren, also entweder 2,4 GHz, 5 GHz oder mit Wi-Fi 6E dann 6 GHz. Dabei gilt die Grundregel, je höher die Frequenz ist, desto höher ist auch die Geschwindigkeit, aber auch desto geringer die Reichweite.

Nun ist Dank Multi-Link Operation (MLO) die Nutzung von zwei Kanälen gleichzeitig möglich. Das hat gleich mehrere Vorteile. So steigt die Geschwindigkeit, die Latenzen gehen gehen zurück und die Stabilität der Verbindungen nimmt zu.

Während WLAN-Clients mit einem einzigen Funkmodul (Enhanced Multi-Link Single-Radio) zwischen mehreren Kanälen wechseln müssen, können MLMR-Clients (Multi-Link Multi-Radio) zwei Bänder gleichzeitig nutzen und müssen nicht mehr wechseln. Das erhöht die Stabilität und Zuverlässigkeit der Verbindungen.

Puncturing verhindert, dass benachbarte WLANs einen kompletten Funkkanal stören.
Puncturing verhindert, dass benachbarte WLANs einen kompletten Funkkanal stören.
Foto: Lancom Systems

Zusätzlich teilt Wi-Fi 7 die zur Verfügung stehenden Kanäle in kleinere Einheiten auf, Puncturing genannt, was ebenfalls für stabilere Verbindungen sorgt. Früher konnte ein benachbartes WLAN einen kompletten Kanal stören. Bei Wi-Fi 7 wird dagegen der betroffene Teilkanal einfach ausgeblendet, so dass die benachbarten Teile ungestört weiter kommunizieren können.

Auswirkungen auf die Praxis

Allerdings sorgt die höhere Übertragungsfrequenz auch für eine geringere Reichweite. Daher sollte meist die Zahl der Access Points erhöht werden, um für eine gleichmäßige Abdeckung zu sorgen. Wie viele benötigt werden, lässt sich mit einem Ausleuchtungsservice wie zum Beispiel dem WLAN Survey Service von Lancom herausfinden.

Ein weiterer Punkt darf beim Einstieg in Wi-Fi 7 nicht vernachlässigt werden: Die deutlich gestiegene Bandbreite der Wi-Fi-7-fähigen Produkte erfordert auf Netzwerkseite einen Ausbau der Infrastruktur. Das gilt insbesondere für die Access-Switches, die mit 2,5- und 10-GBit/s-Ports sowie Uplinks im 25- oder 100-Gigabit-Bereich ausgestattet sein sollten, um ausreichend Kapazitäten bereitstellen zu können.

Darüber hinaus müssen auch Endgeräte wie Notebooks, Smartphones und Tablets an den neuen Standard angepasst werden. Für den Fachhandel sind das gute Nachrichten. Wi-Fi 7 dürfte in den kommenden Jahren einen neuen Investitionsschub auslösen.

Wi-Fi-7-fähige Hardware

Während praktisch jeder Netzwerkhersteller längst Wi-Fi-6 oder -6E-fähige Produkte im Angebot hat, sind es momentan nur wenige, die schon W-Fi-7-fähige Hardware liefern können. Im folgenden finden Sie eine Übersicht erster verfügbarer Produkte. Manchmal handelt es sich aber auch erst um Ankündigungen, die dann in den folgenden Monaten in konkrete Produkte umgesetzt werden sollen.

CommScope

Bereits im Herbst 2023 kündigte CommScope einen ersten Qi-Fi-7-fähigen AP unter seiner Marke Ruckus Networks an. Der R770 soll in der Spitze eine Geschwindigkeit von über 12,2 GBit/s erreichen. Darüber hinaus unterstützt der Wi-Fi-7-AP die Plattformen SmartZone, Ruckus Unleashed sowie Ruckus One und ist Smart-Mesh-fähig. Der R770 ist laut Handelsvergleichsplattform ITscope bereits bei Allnet, Octo IT und Komsa verfügbar.

Der Wi-Fi-7-AP R770 von Ruckus Networks ist bereits verfügbar.
Der Wi-Fi-7-AP R770 von Ruckus Networks ist bereits verfügbar.
Foto: CommScope

Fortinet

Der Netzwerk- und Security-Anbieter Fortinet hat mit dem FortiAP 441K einen Access Point (AP) vorgestellt, der zu den ersten Wi-Fi-7-tauglichen Netzwerkgeräten weltweit zählt. Die maximale Datenrate des neuen Access Points liegt laut Hersteller bei über 21 GBit/s. 1,1 GBit/s stammen dabei aus dem 2,4-GHz-Band, 8,6 GBit/s aus dem 5-GHz-Band und 11,5 GHz aus dem 6-GHz-Band. Außerdem unterstützt der AP moderne Wi-Fi-7-Funktionen wie MLO (Multi-Link Operation), 4K QAM (Quadrature Amplitude Modulation), Puncturing und 320-MHz-Kanäle. Dazu kommen zwei 10 GBit/s schnelle Uplink-Ports. Laut Fortinet ist der FortiAP 441K bereits verfügbar.

Einer der ersten verfügbaren Wi-Fi-7-APs: Der FortiAP 441K von Fortinet.
Einer der ersten verfügbaren Wi-Fi-7-APs: Der FortiAP 441K von Fortinet.
Foto: Fortinet

Lancom Systems

Im Sommer 2024 will Lancom Systems seine ersten Wi-Fi-7-tauglichen Produkte auf den Markt bringen. Vorgestellt wurden sie erstmals auf dem MWC Anfang 2024 in Barcelona. Auf dem Stand der Muttergesellschaft Rohde & Schwarz zeigte das Unternehmen die beiden Wi-Fi-7-tauglichen Access Points (APs) LX-7300 und LX-7500. Sie bieten neben den Wi-Fi-7-Funktionen wie Multi-Link Operation (MLO), Multi-RU und Puncturing zusätzliche Features wie Scan-Radio, redundante PoE-Versorgung (nur LX-7500) sowie intelligentes Energiemanagement.

Netgear

Die neue Orbi-970-Serie von Netgear soll Geschwindigkeiten von bis zu 27 GBit/s erreichen. Dabei handelt es sich aber nur um die "maximale drahtlose Signalrate", die sich auf Basis der Spezifikationen errechnen lässt. Über die tatsächlich erreichbaren Geschwindigkeiten schweigt sich Netgear bislang noch aus. Im Backhaul soll die Serie bis zu 10 GBit/s erreichen. Bei der Handelsvergleichsplattform ITscope sind sie noch nicht gelistet.

TP-Link

Bereits Ende 2022 kündigte TP-Link erste Wi-Fi-7-taugliche Geräte an. Unter anderem ist der Archer BE800 bereits bei Octo IT und Komsa erhältlich. Angekündigt wurde der AP als EasyMesh-kompatibler Triband-Router, der bis zu 19 GBit/s erreichen soll. Ferner soll er über einen LED-Bildschirm, zwei 10-Gigabit-Ports sowie vier 2,5-Gigabit-Anschlüsse verfügen.

Futuristisches Design: Der TP-Link Archer BE800.
Futuristisches Design: Der TP-Link Archer BE800.
Foto: TP-Link

Zyxel

Liefern kann auch Zyxel schon. Der Wi-Fi-7-AP BE22000 Triple-Radio NebulaFlex Pro (WBE660S) soll in der Spitze bis zu 22 GBit/s erreichen. Das sei bis zu fünfmal schneller als die vorherige WI-Fi-6-/6E-Generation, verspricht der Hersteller. Der WBE660S basiert auf der Networking-Pro-1220-Wi-Fi-7-Plattform von Qualcomm. Ausgestattet ist er mit 4x4-Smart-Antennen, die die WLAN-Leistung durch intelligente, dynamische Antennenmuster optimieren. Außerdem minimieren sie Interferenzen und sorgen für eine hohe Datenübertragung auch unter widrigen Umständen. Nach Angaben der Handelsvergleichsplattform ITscope ist der neue AP bereits bei Octo IT und Michael Telecom erhältlich.

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