Dauerstreit spitzt sich zu

Media-Saturn – ein Theater wie im Kindergarten

01.09.2011

Streit um Protokollführer und die (nicht) getroffenen Entscheidungen

Hat derzeit nicht viel zu lachen: Metro-Chef Eckhard Cordes sieht sich bei Media-Saturn durch die Minderheitengesellschafter Kellerhals und Stiefel ausgebremst.
Hat derzeit nicht viel zu lachen: Metro-Chef Eckhard Cordes sieht sich bei Media-Saturn durch die Minderheitengesellschafter Kellerhals und Stiefel ausgebremst.

Doch damit nicht genug, wie die Süddeutsche Zeitung weiter erfahren hat. Bevor es um die wirklich wichtigen Themen ging, gab es noch Diskussionen über die Arbeit der zwei anwesenden Protokollführer, die sonst im Bayerischen Landtag während der Parlamentsdebatten als Stenographen arbeiten. Da es bei der vergangenen Gesellschaftervereinigung Unstimmigkeiten über das Protokoll gegeben hatte, kritisierte Kellerhals den erneuten Einsatz der Beiden. Man einigte sich dann darauf, dass die Protokollanten nur eine Vorlage erstellen sollen – und der Chefjustiziar dann die offizielle Niederschrift der aktuellen Versammlung verfassen muss.

Erst nach mehreren Stunden wurde über die wirklich wichtigen Themen gesprochen. Dabei gab es nur in wenigen Punkten Annäherungen zwischen den beiden Seiten.

Der zuletzt von Kellerhals in Frage gestellte so genannte "Cash-Pool-Vertrag" zwischen Metro und Media-Saturn wurde zu leicht verbesserten Konditionen für die Elektronikmarkt-Kette verlängert. Das berichtet der Branchendienst "Dow Jones". Zur Erklärung: Beim Cash-Pooling legen die Vertriebslinien von Metro (also zum Beispiel Media-Saturn, real, Kaufhof) ihre Überschüsse bei der Metro an, die daraus wiederum ihren Töchtern Kredite etwa für das Tagesgeschäft gewährt. Für die Vertriebslinien ist dies günstiger als Mittel bei Banken aufzunehmen.

Keine Einigung wurde indes bei der von der Metro angestrebten Übernahme der Internetfirmen ibood.com und rebuy.de erzielt (--> wir berichteten). Kellerhals und Stiefel legten dagegen ihr Veto ein – aus Sorge, das sich Media-Saturn nach der bereits erfolgten Übernahme von Redcoon (--> wir berichteten) verzetteln könne. Die Süddeutsche Zeitung berichtet nun aber weiter, dass der Metro-Konzern die beiden Firmen kaufen wolle, um über diesen Umweg ihre Fähigkeiten Media-Saturn zur Verfügung zu stellen.

Auch die Korruptionsvorwürfe gegen Media-Saturn-Mitarbeiter waren auf der Tagesordnung und die damit im Raum stehende Suspendierung eines Geschäftsführers der Media-Saturn-Holding. Eine Entscheidung werde aber erst nach einer Sonderprüfung getroffen, hieß es. Hintergrund: Im Juli war es zu einer Razzia in der Konzernzentrale in Ingolstadt gekommen, nach der die Staatsanwaltschaft gegen sechs Media-Saturn-Mitarbeiter Ermittlungen aufgenommen hat (--> wir berichteten).

Doch vielleicht wird alles schon bald ganz anders: Denn wie der "Spiegel" erfahren haben will, ist Cordes beim Metro-Aufsichtsrat nicht mehr wohl gelitten. "Die Erfolge halten sich in Grenzen" und "Er hat vieles angeschoben, aber zu wenig geliefert", werden Personen aus dem Umfeld des Konzerns zitiert. Cordes' Vertrag als Metro-Chef läuft noch bis Oktober 2012. (tö)

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