Neue Lizenzvereinbarung ist Pflicht für CSPs

Microsofts New Commerce Experience



André Schindler gründete als General Manager EMEA bei NinjaOne die EMEA-Niederlassung in Berlin und baute sowohl den Vertrieb als auch den Service in Europa auf. Als Vice President Strategic Partnerships verantwortet er die strategischen Geschäfts- und Technologiepartnerschaften einschließlich der Planung und Ausführung von Go-to-Market-Strategien. Vor seinem Einstieg bei NinjaOne wirkte Schindler neuneinhalb Jahre in unterschiedlichen leitenden Funktionen für TeamViewer in den Bereichen Vertrieb, Konzernentwicklung, Value Creation und strategische Partnerschaften. An der Universität Bayreuth studierte er Bioingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Medizintechnik und Medikamentendesign.
Bereits 2019 hat Microsoft die neue Lizenzvereinbarung „New Commerce Experience“ für Cloud Solution Provider ins Leben gerufen, nun ist sie Pflicht für die CSPs.
Microsofts neue Lizenzvereinbarung "New Commerce Experience" (NCE) ist stark erklärungsbedürftig.
Microsofts neue Lizenzvereinbarung "New Commerce Experience" (NCE) ist stark erklärungsbedürftig.
Foto: SmartPhotoLab - shutterstock.com

Um die neue Lizenzvereinbarung für Microsofts Partnerprogramm kommt der Channel nicht herum. Mit Vorwürfen von Preiserhöhungen und unflexiblen Laufzeiten stößt der Hyperscaler aus Redmond auf Kritik aus der Branche. Doch welche Chancen eröffnet die neue Regelung für Cloud Service Provider und ihre Kunden?

Die neuen Lizenzbestimmingen von Microsoft

Seit 2019 gibt es sie, und sie ist nun ür Microsoft Cloud Solution Provider (CSPs) verpflichtend: die Microsoft New Commerce Experience (NCE). Diese Lizenzvereinbarung löste das klassische Enterprise Agreement für Produkte wie Microsoft 365, Dynamics 365, Windows 365 und die Power Platform ab.

Ziel der Umstellung war vor allem die Vereinfachung der Lizenzbedingungen sein. So soll die Vereinigung der Microsoft-Enterprise-Produkte unter der NCE komplizierte Abweichungen in der Bepreisung zwischen verschiedenen SaaS-Lösungen verhindern. In der Presse und im Channel wiederum ist die Stimmung eher kritisch. Die Umstellung diene als Vorwand, um die Kosten zu erhöhen, heißt es, und die Vertragspartnerschaft bestehe zunehmend zwischen den Endkunden und Microsoft selbst - auf Kosten der Systemhäuser.

Alles wird teurer - Software auch?

Keine Frage, ganz haltlos ist diese Kritik nicht. Wer sich nicht schon vor März 2022 die Zeit nahm, um Verträge auf die neue Lizenzvereinbarung inklusive Rabatt anzupassen, zahlt summa summarum tatsächlich 20 Prozent mehr pro Arbeitsplatz (bei monatlicher Kündigungsfrist). Inwiefern dies ein Symptom der allgegenwärtigen Inflation unserer Zeit ist - darüber lässt sich wohl nur spekulieren.

Zudem geht in der Tat Flexibilität in der Lizenzierung verloren: Möglich sind neben monatlichen Lizenzverträgen nur noch vergünstigte Zeiträume von zwölf beziehungsweise 36 Monaten. Eine Vorausbuchung mehrerer Monate schützt vor weiteren Preissteigerungen während der Laufzeit. Weitere Arbeitsplätze können währenddessen zwar dazugebucht, aber nicht entfernt werden.

Den Blick nach vorne richten

Es ist keine Überraschung, dass Veränderungen dieser Art nicht gerade auf Anklang in der professionellen IT-Branche stoßen. Gerade wenn bestehende Vertragsbedingungen aufgrund dieser Anpassungen neu ausgehandelt werden müssen, entsteht viel Mehrarbeit und Risiko für Servicedienstleister. Dennoch ist das Gebot der Stunde, den Blick nach vorne zu richten und einzuschätzen, wie sich diese Herausforderung als Chance wahrnehmen lässt. Denn meckern hilft ja auch nichts.

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Zum Einen erlauben gerade die mehrjährigen Lizenzverträge eine bessere Preisplanbarkeit mit Blick auf Wachstum für Cloud Service Provider. Für viele Kunden ist ein Dreijahreslizenz die denkbar attraktivste Option. Mit dieser kann man nun im Voraus rechnen und zuverlässige Einnahmen, zum Beispiel jährlich, auf dieser Basis einplanen.

Dass Microsoft beim Thema Stornofristen nachgegeben hat, ist ebenfalls als ein positives Zeichen zu sehen. Während in der ursprünglichen Ankündigung noch von einer 72-Stunden-Frist die Rede war, wurde diese nach Kritik aus dem Channel auf sieben Tage erhöht. Das zeigt: Ganz ausgeliefert sind MSPs Redmond nicht. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass auch weitere Kinderkrankheiten der New Commerce Experience durch Feedback und Zusammenarbeit für alle Seiten vorteilhaft ausgemerzt werden können.

Add-Ons und Upgrades clever nutzen

Im neuen System werden Software Add-Ons als eigene Abonnements behandelt, unabhängig vom Kernprodukt. Dies kann problematisch werden, wenn die Vertragslaufzeiten bzw. Enddaten abweichen. Hinzu kommt, dass bestehende Add-Ons nicht über das API-Upgrade-Tool auf NCE migriert werden können. Stattdessen müssen sie von bestehenden Verträgen entfernt und in der NCE erneut erworben werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass Kernprodukte und Add-Ons den gleichen Vertragszeitraum einnehmen, bietet sich daher eine neue Lizenzierung, zum Beispiel für drei Jahre, in einem Schritt für alle Produkte an.

Beim Thema Software-Upgrades liegt die Entscheidungsmacht in den Händen der Managed Service Provider. Die Upgrades werden in der NCE als eine Migration von einem Abonnement zu einem höher gestuften Abonnement behandelt. Ein Downgrade ist für User nicht möglich. MSPs können jederzeit Upgrades erwerben und haben hierbei die Wahl, dies auf einzelne Arbeitsplatzlizenzen anzuwenden, oder auf alle Plätze innerhalb einer Gruppenlizenz.

Wer schnell handelt, kann noch profitieren

Eine erste Rabattaktion von Januar bis März 2022 bescherte Early Adopters bereits einen Preisnachlass von fünf Prozent für Monatsverträge in der Umstellung auf NCE. Es ist denkbar, dass dies nicht der einzige Anreiz von Microsoft sein wird, um noch vor Oktober den Umstieg vorzunehmen. Noch ist nichts dergleichen angekündigt, doch es kann sich lohnen, die Augen offen zu halten. Ansonsten bietet sich die Lizenzreform an, um in den eigenen Verträgen einen "Frühjahrsputz" durchzuführen: Ob bestehende Lizenzen weiterhin gebraucht werden, oder sich beispielsweise doppeln oder irrelevant geworden sind, lässt sich im Rahmen eines Lizenz-Audits prüfen, um so für alle Beteiligten Geld zu sparen.

NCE - Chance und Herausforderung zugleich

Sicher beschäftigt sich niemand gerne mit den Feinheiten von Lizenzbedingungen von Cloud-Software. Wenn hierbei noch Preiserhöhungen dazu kommen, ist ein bitterer Beigeschmack keine Überraschung. Gleichzeitig bietet NCE die Chance für Partner, jetzt zu handeln, die Softwarepakete für ihre Kunden im Voraus günstig auszuhandeln und alte Verträge sowie Karteileichen aus ihren Akten zu tilgen. Da es früher oder später in diesem Jahr ohnehin passieren muss, ist der beste Zeitpunkt um dies in Angriff zu nehmen, genau jetzt.

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