Midlife-Crisis im Job: Die Angst vor der magischen "40"

11.09.2006
Sie erwischt Männer und Frauen Ende 30 und bringt sie dazu, sichere Stellen für vermeintliche Traumjobs zu kündigen. Im Interview mit ComputerPartner warnt die Wirtschaftspsychologin Madeleine Leinter vor den Folgen der beruflichen Midlife-Crisis.

Besonders gefährdet: Frauen und Männer Ende 30. In einer Art Midlife-Crisis erliegen sie dem Mythos, dass man jenseits des 40sten Lebensjahrs nichts mehr ändern könne. Nach dem Motto "Das kann doch nicht alles gewesen sein" kündigen sie ihre Jobs und fangen etwas Neues an - nicht selten mit verheerenden Folgen. Diese Erfahrung macht auch die Münchener Wirtschaftspsychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner immer wieder bei der Arbeit mit ihren Klienten und warnt vor den Folgen der beruflichen Torschlusspanik.

CP: Sie bestärken die Teilnehmer ihrer Seminare darin, sich nicht nur einen "guten Beruf" zu suchen, sondern vor allem auch darauf zu achten, ob er ihrer "Berufung" entspricht. Zugleich warnen Sie allerdings auch davor, eine sichere Stelle für den vermeintlichen Traumjob zu kündigen. Wie passt das zusammen?

Leitner: "Berufung" ist ein missverständlicher Begriff. Wenn man einen Beruf hat, in dem man seine "Berufung" ausleben kann, ist das ein großes Privileg. Mir geht es auch um ganz einfache Dinge: Man ist dann in einem Job gut, wenn man die dafür nötigen Fähigkeiten besitzt und diese auch noch gerne ausübt. Wenn man heutzutage im Job "nur" Mittelmaß bringt, steht die Beschäftigungsfähigkeit nur auf wackligen Füßen. Man ist heutzutage ganz schnell weg vom Fenster. Bei meiner Arbeit unterstütze ich Menschen dabei, genau das herauszufinden und sich damit in ihrem eigenen Interesse strategisch gut aufzustellen.

Sie sprechen auch in Ihrer Frage von "vermeintlichen Traumjobs". Ich kann nur sagen: nicht alles, was gut klingt, ist auch toll! Würden Sie kopfüber in einen See springen, wenn Sie nicht wüssten, wie tief er ist? Dabei hat sich schon mancher eine Querschnittslähmung zugezogen. Was bedeutet das? Bevor Sie etwas ändern, sollten Sie unbedingt vorher recherchieren, wie die wirkliche Wirklichkeit ist. Mancher vermeintliche Traumjob ist nämlich ein verkappter Albtraum.

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