Situationsangepasstes Verhalten

Mit Status-Intelligenz punkten

10.01.2012

Kernfrage: Welches Verhalten erfordert die Situation?

Dass wir unser Verhalten dem jeweiligen Gegenüber anpassen müssen, beruflich und privat, das ist eigentlich jedem Menschen (unbewusst) bewusst. Deshalb verhalten wir uns im Kontakt mit Freunden zumeist anders als im Kontakt mit Fremden. Mit Kindern reden wir anders als mit Erwachsenen, und mit fachlichen Laien kommunizieren wir anders als mit Experten. Doch nicht nur an unser jeweiliges Gegenüber passen wir unser Verhalten an, sondern auch an die Situation. So treten wir zum Beispiel einem Polizisten, den wir nur nach dem Weg fragen, recht selbstbewusst gegenüber. Ertappt uns derselbe Polizist aber bei einer Ordnungswidrigkeit und droht uns eine saftige Strafe, dann sind wir plötzlich meist ganz klein und devot.

Ähnlich ist es im Kontakt von Eltern mit ihren Kindern. Haben letztere Probleme, dann beugen wir uns als Vater oder Mutter zu ihnen herab und lauschen ihnen ganz verständnisvoll. Wir begeben uns mit ihnen scheinbar auf eine Ebene. Anders ist es hingegen, wenn sie, obwohl wir es ihnen schon zigmal sagten, immer noch nicht ihr Zimmer aufgeräumt haben. Dann packt uns irgendwann die Wut und wir drohen ihnen mit unserer gesamten (noch verbliebenen) elterlichen Autorität: "Wenn Du jetzt nicht sofort aufräumst, dann ...".

Das Statusspiel mitspielen

Im unserem Alltagsleben können wir auch gut beobachten, wie sich der Status, den Personen einnehmen, im Verlauf von Gesprächen oft stark ändert. Hierfür erneut ein Beispiel. Angenommen ein Kind kommt von der Schule nach Hause und gesteht seiner Mutter kleinlaut, dass es in Mathe eine Fünf geschrieben hat. Dann kann der sich daran anschließende Gesprächsverlauf wie folgt aussehen: Die Mutter sagt zunächst zu ihrer Tochter oder ihrem Sohn: "Das überrascht mich nicht. So wenig, wie Du in den letzten Wochen gelernt hast, musste ..." Das heißt, sie nimmt zunächst - wie dies in der Schauspielersprache heißt - den sogenannten "Hoch-Status" ein und liest ihrem Kind die Leviten. Nach einiger Zeit ändert sich jedoch neben ihrem Ton auch ihre Sprache sowie ihre Mimik, Gestik und Körperhaltung und sie sagt zu ihrem Nachwuchs beispielsweise: "Ich finde es ärgerlich, dass Du ..." "Liegt es eventuell daran, dass ...?" " Wie kann ich Dir helfen,...?"

Das heißt, sie begibt sich mit dem Kind scheinbar auf eine Ebene. Oder anders formuliert: Sie wechselt äußerlich in einen tieferen Status (ist also "innen hoch", spielt aber "außen tief), um die Ursachen zu erforschen und mit dem Kind eine Lösung zu erarbeiten. Und gegen Ende des Gesprächs wechselt die Mutter erneut in einen höheren Status, indem sie zum Beispiel sagt: "Karla (oder Karl), dass Du mal eine Fünf geschrieben hast, ist kein Beinbruch. Aber ich erwarte von Dir, dass Du künftig ..."

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