Der Festplatten-Supergau

SSD adé - Was kann man gegen Totalausfälle tun?

18.06.2012
Von Thorsten Eggeling
Meldungen über die ersten SSD-Ausfälle häufen sich. Für die Käufer bedeutet das Ärger und den Verlust wertvoller Daten. Wir verraten, welche Festplatten betroffen sind.

Solid State Drives (SSDs) sind schon seit einigen Jahren auf dem Markt. SSDs sind sehr schnell und arbeiten darüber hinaus geräuschlos. Das macht sie trotz der geringen Speicherkapazität und ihres hohen Preises attraktiv. Es bestehen inzwischen aber Zweifel daran, ob die SSD-Technik bei allen Herstellern und Modellen wirklich schon ausgereift ist. Uns liegen zahlreiche E-Mails vor, in denen Leser von Ausfällen nach einer kurzen Betriebsdauer von einem halben oder einem Jahr berichten. Gleichlautende Berichte sind auch in Produktbewertungen bei Amazon und anderen Online-Shops zu finden. Oft kündigt sich der Ausfall bereits einige Zeit vorher an. Windows stürzt ab oder startet nicht mehr. Viele Anwender installieren dann das System neu. Einige Tage lang funktioniert alles wieder problemlos, danach kommt es zum Totalausfall und die SSD wird auch vom Rechner-BIOS nicht mehr erkannt.

Vorzeitiger Verschleiß? So lange halten SSDs durch

Die Lebensdauer jeder PC-Hardware ist begrenzt. Thermische und mechanische Einflüsse setzen den elektronischen Bauteilen zu und führen erst zu Fehlfunktionen und anschließend zum kompletten Ausfall. Von SSDs ist bekannt, dass sie nur eine begrenzte Anzahl an Schreibzugriffen vertragen. Damit einzelne Speicherzellen nicht übermäßig beansprucht werden und schnell ausfallen, kommen Techniken zum Einsatz, bei denen die Schreibzugriffe abwechselnd auf bisher wenig benutzte Speicherbereiche erfolgen. Dazu kommen – je nach Kapazität der SSD – meist mehrere GB Reservezellen. Bei Defekten werden Reservezellen verwendet, ohne dass die Kapazität der SSD sichtbar reduziert wird.

Als Richtwert für die Lebensdauer geben die SSD-Hersteller meistens den MTBF-Wert (Mean Time Between Failures) an, beispielsweise 1,5 Millionen Stunden. Selbst wenn der Rechner nie ausgeschaltet wird, müsste die SSD mehr als 170 Jahre halten. Realistischer wäre der TBW-Wert (Tera-Bytes Written) als Lebensdauerangabe, der sich aber häufig nur bei Geräten für den Server-Einsatz findet. Wer 20 GB täglich auf seine SSD schreibt, kommt auf 7,2 TB im Jahr.

Auch bei einem vergleichsweise eher niedrigen TBW von 80 sollte eine SSD gut zehn Jahre halten. Zum Vergleich: Bei Festplatten geben die Hersteller inzwischen meist einen AFR-Wert (Annualized Failure Rate) an. AFR errechnet sich aus der Anzahl der Stunden, die die Festplatte unter bestimmten Bedingungen durchschnittlich pro Jahr läuft, und dem MTBFWert. Ein typischer AFR-Wert liegt meistens unter einem Prozent, bei etwa 8760 Stunden Einschaltdauer und 10 000 Start/Stop-Zyklen. Pro Jahr fallen also weniger als ein Prozent der Festplatten aus, wenn sie mit diesen Eckwerten betrieben werden. Es handelt sich dabei jedoch um rein statistische Werte. Die Festplatte in Ihrem PC kann zwei Wochen nach dem Kauf ausfallen oder erst nach fünf Jahren. Die Wahrscheinlichkeit für einen Defekt steigt aber mit der Betriebsdauer.

Bei SSDs fehlen naturgemäß bisher Statistiken, die über mehrere Jahre erhoben wurden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungswerte lässt sich allerdings annehmen, dass auch eine SSD ihren Dienst bei durchschnittlichem Gebrauch mindestens fünf Jahre lang verrichten sollte. Wir gehen davon aus, dass keiner der betroffenen Leser die SSD über Gebühr mit Schreibzugriffen strapaziert. Schließt man weitere mögliche Faktoren aus, dürften als Ursache für einen Totalausfall vor allem Defekte in der Controller-Elektronik oder Fehler in der Firmware infrage kommen.

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