Trend zur Produktmanipulation - auch das ist Betrug

16.11.2005
Von Scheja 

Was man unter Manipulation versteht

Was verbirgt sich hinter "manipulierten Produkten"? Es geht um die rechtswidrige Zerlegung von Originalware in Einzelbestandteile. So sind einige Händler dazu übergegangen, mit einigem technischen Aufwand originale Produkte auseinander zu nehmen und die einzelnen Bestandteile separat als "Lizenz" zu verkaufen. So wurde zum Beispiel das den Microsoft-Softwarepaketen beiliegende Echtheitszertifikat massenhaft den Paketen entnommen, auf Pappdeckel geklebt, mit Folie versiegelt und als Vervielfältigungslizenz verkauft. Auch die übrigen Softwarepaketinhalte wie Handbuch, End-User-License-Agreement und/oder CD-ROM sind auf diese Weise separat vertrieben worden. So wurden mit vergleichsweise geringem Produktionsaufwand aus einem legalen Paket mehrere illegale "Scheinlizenzen" hergestellt und zum Teil auch noch die Umverpackung mit einem gefälschten Produkt bestückt und verkauft.

Auch wenn es schwer fällt zu glauben, dass ein Handbuch mit Erfolg als "Softwarelizenz" verkauft werden kann - in den vergangenen Jahren hat der Anteil von derart hergestellten "Scheinlizenzen" auf dem deutschen Markt besorgniserregend zugenommen. Die Erklärung hierfür liegt in einem immer noch mangelhaften Softwaremanagement bei einkaufendem Fachhandel sowie Endkunden: Besonders sorglos sind oft Firmen oder Behörden, die sich über einen Lieferanten eine IT-Anlage für ihr Unternehmen liefern und installieren lassen. Diese Endkunden unterstellen vielfach, dass die auf die Hardware aufgespielte Software lizenziert ist, und vergewissern sich nicht, ob die vermeintlichen Nutzungsrechte auch wirklich bestehen. Stellt sich dieses Vertrauen als unberechtigt heraus, ist es oft zu spät: Die Schadensersatzforderungen der Softwarehersteller sind zu erfüllen, und der Regress beim Lieferanten kann aus vielen Gründen (Insolvenz, Firmenaufgabe et cetera) scheitern. Aber auch im Fachhandel werden gelieferte Softwareprodukte oft nur "durchgeschoben" (was die rechtliche Verantwortlichkeit für die Originalität nicht zu beseitigen vermag!). Eine Prüfung der Ware auf Vollständigkeit und Echtheit unterbleibt oder wird oberflächlich durchgeführt, die Mitarbeiterschulung für die notwendige Kontrolle unterlassen und Herstellerangaben und -veröffentlichungen nur unzureichend wahrgenommen.

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