2024 neuer Rekordumsatz erwartet

Umsätze im Online-Handel normalisieren sich

08.05.2024
In der Pandemie boomte der Onlinehandel. Seitdem stagniert er auf hohem Niveau. Im Rückblick des HDE auf 2023 zeichnen sich die Trends für 2024 ab - in Bezug auf Marktplätze, den Anteil ausländischer Anbieter und einzelnen Warengruppen.
 
  • Consumer Electronics und Elektroartikel schwächeln
  • Mehr als die Hälfte des Onlinehandels läuft über Marktplätze
  • 45 Prozent der online bestellten Artikel kommen aus dem Ausland
Das starke Wachstum aus dem ersten Pandemiejahr konnte der im Onlinehandel 2023 nicht mehr erreichne. Allerdings kann er eine stabile Nachfrage verzeichnen - und darf 2024 wieder auf Zuwachs hoffen.
Das starke Wachstum aus dem ersten Pandemiejahr konnte der im Onlinehandel 2023 nicht mehr erreichne. Allerdings kann er eine stabile Nachfrage verzeichnen - und darf 2024 wieder auf Zuwachs hoffen.
Foto: HDE

Während der Corona-Krise erlebte der Online-Handel einen Boom: Fast 15 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes wurde im Jahr 2021 im Internet erwirtschaftet. Nahezu 87 Milliarden Euro betrug der Online-Umsatz in jenem Jahr. Und die Pandemie war eine gigantische Neukunden-Akauise-Maschine für den Online-Handel: Wer in der Zeit zum Online-Shopping gekommen ist, blieb in der Regel auch dabei, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) mitteilte. Doch der Online-Boom im Handel ist vorerst vorbei.

Seit dem Rekordjahr 2021 stagnieren die Umsätze im Internet. Das zeigt der aktuelle Online-Monitor des HDE (PDF). Der Umsatzanteil des Online-Geschäfts am gesamten Einzelhandel ist im vergangenen Jahr demnach auf etwas mehr als 13 Prozent gesunken. Für das laufende Jahr prognostiziert der HDE zwar einen neuen Rekordumsatz von mehr als 88 Milliarden Euro. Doch an die hohen Wachstumsraten der Corona-Jahre reicht das nicht heran. "Gemessen an dem sehr dynamischen Wachstum der Jahre 2019 bis 2021 hat sich die Entwicklung konsolidiert", sagte der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp.

CE- und Elektro schwächelt

Eingebüßt haben 2023 vor allem die Branchen, die während der Pandemie besonders vom Online-Boom profitiert haben: Heimwerker- und Gartenbedarf (-2,9 Prozent), Wohnungs- und Einrichtungsgegenstände (-2,7 Prozent) aber auch Consumer Electronics und Elektroartikel (-2,5 Prozent) waren 2023 deutlich weniger gefragt und verzeichneten im Internet Umsatzrückgänge. Zugenommen hat hingegen die Nachfrage nach online bestellten und gelieferten Supermarktprodukten, also vor allem nach Lebensmitteln und Getränken (+8,7 Prozent).

Dennoch schreibt der Verband: "Die während der Coronajahre aufgekommene Euphorie im Hinblick auf online scheint vorüber", schreibt der Verband in dem Bericht. Der Anteil der Händler, die ihre Waren auch über das Internet verkaufen, ist von 45 Prozent im Jahr 2020 auf 41 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Von denjenigen, die online verkaufen, tun dies knapp zwei Drittel über den eigenen Onlineshop.

Mehr als die Hälfte des Onlinehandels läuft über Marktplätze

Doch dominiert wird der Internethandel weiterhin von großen Plattformen, allen voran vom US-Handelsriesen Amazon. Mehr als 40 Prozent des Online-Umsatzes wurde laut HDE-Monitor über dessen Marktplatz erbracht, auf dem Händlerinnen und Händler ihre Produkte einstellen können.

Alle Marktplätze zusammen kommen auf 54 Prozent Anteil am Onlinehandel. Amazons Marktplatz wächst weiter deutlich überdurchschnittlich und kommt Onlinehandel auf mittlerweile über 60 Prozent.
Alle Marktplätze zusammen kommen auf 54 Prozent Anteil am Onlinehandel. Amazons Marktplatz wächst weiter deutlich überdurchschnittlich und kommt Onlinehandel auf mittlerweile über 60 Prozent.
Foto: HDE

Nimmt man den Eigenhandel des Konzerns hinzu, steht Amazon für rund 60 Prozent des gesamten Online-Handels in Deutschland - 8,5 Prozentpunkte mehr als im Jahr davor. Alle Marktplätze zusammen kommen auf 54 Prozent Anteil am Onlinehandel. Amazons Marktplatz wächst weiter deutlich überdurchschnittlich und kommt Onlinehandel auf mittlerweile über 60 Prozent.

Bekleidung und Elektronikartikel bleiben tragende Säulen

Mode und Kleidung sowie Elektronikartikel bleiben die tragenden Säulen des Internetgeschäfts. Zusammen kommen sie auf einen Umsatzanteil von rund 45 Prozent. Ebenfalls stark bleibt der Handel mit Freizeitprodukten, wie Fahrrädern oder anderen Sportartikeln.

Der Anteile des Online-Handels am Einzelhandelsumsatz insgesamt ist zuletzt etwasgesunken - aber vor allem, weil der Umsatz über die Ladengeschäfte stärker angeziogen hat.
Der Anteile des Online-Handels am Einzelhandelsumsatz insgesamt ist zuletzt etwasgesunken - aber vor allem, weil der Umsatz über die Ladengeschäfte stärker angeziogen hat.
Foto: HDE

Im Modebereich bereitet vor allem die zunehmende Beliebtheit sogenannter Fast-Fashion-Plattformen aus China Sorge, allen voran die Konzerne Temu und Shein. Der Begriff Fast Fashion beschreibt günstige, auf kurzes Tragen ausgelegte Kleidung, die häufig schnell wieder weggeworfen wird.

45 Prozent der online bestellten Artikel aus dem Ausland

"Temu und Shein haben sehr stark an ihrer Bekanntheit gearbeitet", betonte Tromp. Das Problem: "Testkäufe durch eigene Mitgliedsunternehmen sowie Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, dass ein großer Teil der Produkte, die auf diesen Plattformen gekauft werden, oft nicht der Produktsicherheit und den hiesigen Vorschriften entsprechen." Aufgrund der großen Masse an Lieferungen könnten die Behörden die Artikel bei der Einfuhr aber nicht ausreichend kontrollieren.

"Wir sind damit überfordert, hier eine Kontrolle durchzusetzen, die sicherstellt, dass die geltenden Gesetze in Europa und in Deutschland auch tatsächlich eingehalten werden", betonte Tromp. Laut HDE kommen inzwischen rund 45 Prozent der online im Ausland bestellten Artikel aus China.

Nicht immer sind sich Verbraucher dessen bewusst. Bei einer beauftragten Umfrage des Marktforschungsinstituts IFH Köln gaben 40 Prozent an, erst bei der Lieferung der bestellten Ware festgestellt zu haben, dass diese aus dem Ausland gekommen sei. (dpa/pma)

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