IP-Know-how und mehr

Was TK-Händler 2012 beachten müssen

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.

Die Qual der Wahl

Rudi Stahl, EMEA-Chef bei der snom technology AG: "Individuelle maßgeschneiderte Lösung für den Kunden zusammenstellen"
Rudi Stahl, EMEA-Chef bei der snom technology AG: "Individuelle maßgeschneiderte Lösung für den Kunden zusammenstellen"
Foto: snom

Doch welche IP-TK-Anlage eignet sich für welchen Kunden? Auch danach haben wir die Hersteller und Distributoren gefragt. Kleineren Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern empfiehlt Karl-Heinz Schoo von Also Actebis sogenannte All-in-One-Lösungen mit Telefoniefunktionalität und Internetzugang sowie mit mobiler Anbindung von Notebooks via WLAN und von schnurlosen Telefonen via DECT. Als Beispiele nennt hier der Broadliner das "SBG1000"-System von LG Ericsson sowie Teldats "Hybrid"-TK-Anlagen-Familie mit den "Elmeg"-Endgeräten. Aber auch die anderen klassischen TK-Hersteller und neu in den Markt drängenden Netzwerkspezialisten wie Aastra, Agfeo, Alcatel Lucent, Auerwald, AVM und Siemens kämen laut Schoo als Lieferanten infrage: "Sie alle bieten IP-basierte TK-Anlagen für die verschiedenen Marktsegmente - von Einstiegslösungen bis hin zu komplexen Systemen für einige hundert Anwender."

Je größer der Kunde und je höher die Ausbaustufe seiner Telekommunikationsanlage, umso komplexer werden die dafür nötigen Lösungen und umso weiter steigen die Anforderungen an das Wissen des qualifizierten Fachhandels. "Hier sollte sich der Fachhandelspartner mit den Funktionalitäten eines Call-Managers ebenso auskennen, wie er mit den Möglichkeiten der Microsoft Lync beziehungsweise des Office-Communications-Servers vertraut sein muss", rät der Also-Actebis-Manager und verweist in diesem Zusammenhang gleich auf das eigene Schulungs- und Trainingsprogramm.

Eine Telefonanlage aus der Cloud können nur die wenigsten Systemhäuser selbst anbieten; hier setzt Jürgen Walch von Herweck auf QSC. Das ist seiner Meinung nach ein Dienstleister, der eine klare Channel-Strategie verfolgt und mit dem daher TK-Reseller ohne schlechtes Gewissen zusammenarbeiten könnten. Auf diese Weise könnten sie ihren Kunden eine zentrale Telefonanlage und einen schnellen Internetzugang inklusive VPN-Verschlüsselung im Baukastensystem anbieten, so Walch weiter.

Alexander Baumann, SMB-Manager bei Siemens Enterprise Communications: "Die Zukunft gehört der vereinheitlichten Kommunikation via IP."
Alexander Baumann, SMB-Manager bei Siemens Enterprise Communications: "Die Zukunft gehört der vereinheitlichten Kommunikation via IP."
Foto: Siemens Enterprise Communications

Sollte der Kunde seine IP-basierte TK-Anlage selbst vor Ort betreiben wollen, so hat der Herweck-Manager auch hierfür die passenden Lösungen parat: "Mittelständischen Kunden bietet jeder klassische TK-Hersteller entsprechende IP-basierte Systeme an, die noch auf den Anschluss an die alten kupferbasierten Telefonleitungen zugeschnitten sind. Das ist für die nächsten Jahre in Deutschland auch noch unverzichtbar. Doch die Funktionsumfänge von TK-Anlagen unterscheiden sich grundlegend voneinander. Die Lösungen OpenScape Office MX/HX/LX von Siemens Enterprise Communications oder Aastra 400 bieten UCC durch integrierte Applikationen und offene Schnittstellen. Systeme anderer Hersteller benötigen Produkte und Lösungen von Drittanbietern, zum Beispiel von Estos", warnt Walch.

Robert Siemko von Michael Telecom differenziert da noch stärker: "Die Bandbreite bei den derzeit am Markt angebotenen TK-Anlagen beginnt bei vier Sprechstellen (zum Beispiel Auerswald 3000iP) und erstreckt sich über mittlere Kommunikationslösungen (etwa Teldats Hybird 120, Contelio LC) bis hin zu den großen TK-Systemen (beispielsweise HiPath von Siemens Enterprise Communications, Panasonic NS 1000 oder Aastra 400)."

Alle diese IP-basierten TK-Anlagen können mit zusätzlichen Leistungsmerkmalen ausgestattet werden, etwa mit Anrufbeantworter, Mailbox, CTI (Computer-Telefonie-Integration) oder mit Präsenzanzeige. Im Gegensatz zur "alten" ISDN-Technik seien für diese Funktionen keine zusätzlichen Hardwarekomponenten mehr nötig, das Ganze werde rein über Software abgewickelt, so Siemko weiter.

So glaubt auch der Seminarleiter bei Michael Telecom, dass ISDN - wie in den 90er-Jahren die analoge Amtsleitung - bei den gewerblichen Nutzern an Bedeutung verlieren wird: "Die Argumente gleichen sich: Früher hieß es: ein Anschluss, zwei Leitungen, heute bedeutet das: ein Anschluss, zwei Dienste", zieht der Seminarleiter sein Resümee.

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