Wie verlässlich sind Marktzahlen?

Andreas Stiehler ist Principal Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC).
Andreas Stiehler, Senior Analys bei dem deutschen ITK-Marktforschungsunternehmen Berlecon Research nimmt die eigene Branche kritisch unter die Lupe.

Der Hunger nach Zahlen ist groß im ITK-Markt. Ob bei Fachkonferenzen, Vorstandsmeetings oder Kundenterminen - vieldeutige Prozentzahlen, verpackt in formschönen Grafiken, gehören zur Grundausstattung. Dies ist auch verständlich, denn im dynamischen IT-Umfeld ist Marktwissen ein Wettbewerbsfaktor. Informationen, die dieses Wissen unterstützen, sind damit heiß begehrt. Schließlich müssen Akteure - Anbieter wie Nachfrager - strategische Entscheidungen treffen und Investitionen planen - und dies trotz rasanter Technologieentwicklung und schnell wechselnder Kundenbedürfnisse.

Auf die Zutaten achten

Wo es so viele hungrige Mäuler gibt, da lohnt sich das Kochen. So bietet das ITK-Zahlengeschäft Analysten, Beratern und Marktforschern eine wichtige Erlösquelle. Für die ITK-Anbieter ist das Generieren von Marktzahlen ein geeignetes Mittel, die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe besser zu verstehen und darüber hinaus Presseaufmerksamkeit zu erzielen und Leads zu generieren. Angesichts der Vielzahl an Zahlenproduzenten ist es kein Wunder, dass die Fachpresse prall gefüllt ist mit aktuellen Statistiken. Wer sich von diesem reichhaltigen Buffet bedienen will, der sollte jedoch auf die Zutaten achten.

Denn neben vielen qualitativ hochwertigen Angeboten gibt es auch einige Ausreißer, die für seriöse Investitionsrechnungen, Strategieentscheidungen oder Marktanalysen unbrauchbar oder - um im Kochjargon zu bleiben - ungenießbar und eigentlich ein Fall für die Lebensmittelaufsicht sind. Eine solche Kontrollbehörde gibt es jedoch im Studienmarkt bislang noch nicht. Umso kritischer sollten die Unternehmen mit den Zahlenangeboten umgehen. Dazu müssen sie nicht zwingend ein mehrjähriges Statistikstudium absolvieren. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, reicht es manchmal schon aus, einige Indikatoren genauer zu betrachten.

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