Erhebung von PAC

Ausgaben für IT-Dienstleistungen in Deutschland 2022

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Die Ausgaben für IT-Dienstleistungen in Deutschland beliefen sich 2022 auf insgesamt fast 47 Milliarden Euro. Das waren 7,6 Prozent mehr als 2021, so die Ergebnisse einer PAC-Umfrage.
Laut PAC konnte nur vier der Top-10-IT-Dienstleister Marktanteile dazugewinnen.
Laut PAC konnte nur vier der Top-10-IT-Dienstleister Marktanteile dazugewinnen.
Foto: PAC

Die Marktforscher von PAC, Bitkom und Lünendonk schätzen den IT-Markt unterschiedlich ein. Während Bitkom auf die gleiche Höhe der Ausgaben für IT-Dienstleistungen in Deutschland im Jahr 2022 kommt wie PAC (47 Milliarden Euro), liegen die Schätzungen von Lünendonk mit 30,7 Milliarden Euro deutlich darunter.

Laut PAC nahmen aber die Umsätze der 20 größten IT-Dienstleister in Deutschland 2022 nicht überall gleich stark zu. Während neun der 20 umsatzstärksten IT-Dienstleister deutlich zweistellig wuchsen, musste sich der Rest mit sehr viel niedrigerem Wachstumsraten begnügen oder gar rückläufigen Umsätzen in Kauf nehmen. Der Konsolidierungsdruck bleibt aber nach wie vor hoch, denn der Marktanteil der Top 10 IT-Dienstleister wuchs insgesamt auf mehr als 30 Prozent des Gesamtmarktes an.

Marktanteile hinzugewinnen konnten aus den Top-10 allerdings nur vier Anbieter: Accenture, Capgemini, Infosys und NTT Data. Die Top-Performer unter den IT-Dienstleistern profitierten insbesondere von der enormen Nachfrage ihrer Kunden nach Unterstützung bei der digitalen Transformation und bei der Nutzung großer Cloud- und SaaS-Plattformen. Schwierigkeiten hatten vor allem die IT-Dienstleister, die nach wie vor klassische IT-Infrastruktur offerieren. Diejenigen mit Fokus auf Digitalisierungsberatung, Anwendungsentwicklung und -modernisierung konnten dagegen kaum die enorme Nachfrage bedienen - auch aufgrund des Fachkräftemangels.

In der PAC-Auflistung der größten IT-Dienstleister 2022 sicherte sich Accenture zum ersten Mal den ersten Platz - dank eines beeindruckenden Wachstums von über 35 Prozent. Diese Dynamik wurde getragen von Aktivitäten im Zusammenhang mit den Hyperscalern, aber auch mit Business-Anwendungen wie Salesforce, ServiceNow, Adobe oder SAP. Hinzu kam ein überdurchschnittliches organisches Wachstum, ferner die Kooperation mit der Deutschen Telekom im Bereich SAP-Anwendungsmanagement und mehrere Übernahmen, etwa von umlaut oder Wabion im Jahr 2021. Das Wachstum war in den Branchen Industrie, Öffentliche Hand und Telekommunikation war laut PAC am stärksten.

Um einen Rang abgerutscht ist T-Systems. Die Großkundentochter der Deutschen Telekom verzeichnete geringes Wachstum im Dienstleistungsgeschäft mit Kunden außerhalb des Konzerns. Der Zuwachs bei Innovationsthemen (Beratung & Systemintegration in Bereichen wie Analytics & AI und ServiceNow oder vertikale Themen in Branchen wie Öffentliche Hand und Gesundheitswesen, Transport oder Automobilindustrie, sowie Cloud-Angebote wie FCI/Future Cloud Infrastructure oder im Umfeld der Hyperscaler) konnte den Rückgang bei den großen IT-Outsourcing-Deals aus der Vergangenheit nur bedingt kompensieren. Darüber hinaus hat T-Systems das eigene Portfolio weiter reduziert und unprofitable beziehungsweise nicht zukunftsfähige Tätigkeiten eingestellt.

Mit ähnlichen Herausforderungen sieht sich Atos konfrontiert. Der französische Anbieter konnte Platz drei zwar verteidigen und leicht wachsen, aber wie T-Systems war Atos nicht in der Lage, bei Beratungs- und Systemintegrationsleistungen deutlich zuzulegen, während der Infrastrukturbereich unter dem Rückgang des klassischen IT-Outsourcing-Geschäfts und unter der Portfolio-Bereinigung litt.

Capgemini verzeichnete starkes, fast ausschließlich organisches Wachstum (plus 23 Prozent) - vor allem durch das Engagement in Bereichen wie die Transformation in die Cloud (Infrastruktur und Anwendungen), Daten & Analytics, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Neben starkem Wachstum in der Automobilindustrie und in der Öffentlichen Hand konnte Capgemini einen umfangreichen Vertrag mit Fresenius abschließen.

Nach dem Spin-off von Kyndryl Ende 2021 gelang IBM ein Jahr mit starkem einstelligem Wachstum (plus 9 Prozent), das Hardware-nahe Support Geschäft ging weiter zurück. IBM profitierte von einer breten Partnerstrategie mit Fokus auf den wichtigsten Plattform- und Cloud-Anbietern, wie SAP, Microsoft und AWS. Neben der Öffentlichen Hand war IBM besonders in der Versicherungsbranche erfolgreich.

IMBs Infrastruktur-Services-Spin-off Kyndryl konnte sich im ersten Jahr der Unabhängigkeit an sechster Stelle behaupten, musste allerdings weitere Umsatzeinbußen (minus drei Prozent) in Kauf nehmen. Das Wachstum im Cloud-Umfeld konnte den Rückgang beim klassischen ITO-Geschäft sowie die Portfoliobereinigung nicht ausgleichen.

Sowohl das global agierende US-amerikanische Unternehmen DXC Technology als auch das deutsche Systemhaus Bechtle konnten sich auf ihrer Position halten. Auf Platz siegen gingen die IT-Dienstleistungsumsätze von DXC Technology um fünf Prozent zurück, während Bechtle um acht Prozent zulegen konnte. Bechtle ist laut PAC als VAR (Value Added Reseller) beziehungsweise in eigener Wahrnehmung als Systemhaus positioniert, entwickelt aber sein Service-Portfolio kontinuierlich weiter.

Neu in der deutschen Liste der Top-10-IT-Dienstleister ist der indischstämmige Anbieter Infosys (Platz neun), der insbesondere vom Abschluss eines Mega-Deals mit dem Daimler-Konzern Ende 2020 profitierte. Infosys wuchs vor allem bei Infrastrukturleistungen in den Branchen Industrie und Energieversorger.

NTT Data konnte mit beeindruckendem Wachstum (plus 17 Prozent) Platz zehn behaupten. Dabei legte die Firma vor allem in den Verticals Automobil, Finanzdienstleister und Öffentliche Hand zu. Das Wachstum im SAP-Umfeld (via NTT Data Business Solutions, ehemals itelligence) lag bei zwölf Prozent. Infosys verdrängte Computacenter aus den Top 10 auf Platz zwölf (hinter Tata Consultancy Services/TCS).

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