Beziehungen in virtuellen Welten

19.12.2006
Von Frank Maier
Man kann in Online-Spielen miteinander kämpfen; und man kann sich ineinander verlieben. Fällt es uns in Spielen leichter als im echten Leben, Beziehungen zu knüpfen? Eine psychologische Antwort.

Treffen sich zwei Studentinnen auf der Straße, alte Schulfreundinnen vielleicht, jede hat einen Kerl an der Hand. Sie begrüßen sich überschwänglich und stellen sich ihre Freunde vor: »Das ist Chris!« – »Das ist Fabian.« Während die Jungs ein bisschen durch die Gegend gucken, schwätzen die Mädels wild gestikulierend drauflos. »Wo hast du den aufgegabelt, ist ja süß!« – »In der Disko. Und du?« (Was wäre in einem solchen Moment die richtige Antwort? »Beim Erkunden wunderschöner Landschaften in Mulgore«? »Beim Bekämpfen widerlicher Hordler, die unser aller Leben gefährden«? »Beim Questen im Wald von Elwynn«?) Leichtes Zögern. »Wir haben uns beim Computerspielen kennen gelernt.« – »DU? Spielst Computerspiele?« Betretenes Schweigen.

Auch wenn diese Situation immer öfter eintritt – also dass sich Pärchen im wirklichen Leben (»Real Life«, RL) beim gemeinsamen Spielen in der Virtuellen Welt kennen und lieben lernen –, wird sie häufig noch mit einem fast mitleidigen Lächeln quittiert – im besten Fall. Warum ist die gesellschaftliche Skepsis, was PC-Spiele (oder Internet im Allgemeinen) und Beziehungen angeht, so hoch? Und was sind die tatsächlichen Vor- und Nachteile, sich beim Spielen kennenzulernen? Sind es reine Vorurteile, die davon ausgehen, dass eine Beziehung, die online anfängt, nicht so gut sein kann wie eine aus dem wirklichen Leben? Diesen Fragen wollen wir nachgehen.

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