Exklusiv-Interview

Das plant EP-Chef Ehmer

03.04.2012

"Glaube nicht, dass wir online momentan etwas verpassen"

EP-Chef Ehmer beim Branchentreff 2012 der Verbundgruppe
EP-Chef Ehmer beim Branchentreff 2012 der Verbundgruppe

Mit dem im Vergleich zu 2010 unveränderten Umsatz hat sich EP im vergangenen Jahr besser geschlagen als der Fachhandels-Durchschnitt. Deutliche Zuwächse gab es allerdings auch 2011 wieder im Onlinehandel. EP hat sich mit der Schließung seines Netshops vor zwei Jahren aus diesem Geschäftsbereich zurückgezogen und überlässt seitdem die Online-Umsätze dem Wettbewerb. Kann es sich EP leisten, das Thema Online zu ignorieren?

Ehmer: Egal ist uns das Thema Online überhaupt nicht. Wir stellen uns nur die Frage, was der richtige Zeitpunkt ist, um in den Onlinehandel einzusteigen. Es stimmt zwar, dass die GfK-Zahlen zeigen, dass Online wächst – aber nicht so, dass der Rest des Handels davon an die Wand gedrückt würde. Unser Geschäftsmodell ist nun einmal ein ganz anderes als das von Media-Saturn. Wir sind keine Kette, sondern eine Verbundgruppe und nur in Ausnahmefällen selbst im Einzelhandel tätig. Wenn unsere Händler sagen – und das haben sie vor zwei Jahren getan –, wir wollen nicht, dass EP im Onlinehandel tätig ist, dann müssen wir das so lange respektieren, bis ein sehr gutes System für die Verbindung von stationärem Handel und E-Commerce vorhanden ist.

Befürchten Sie nicht, mit dem Warten auf den richtigen Zeitpunkt das Thema Online nachhaltig zu verschlafen?

Ehmer: Ich glaube nicht, dass wir im Moment irgendetwas verpassen. Wir bereiten uns ja trotzdem schon auf das Thema Online vor. So wird unsere Warenwirtschaft bereits für eine On-/Offline-Verknüpfung fit gemacht. Außerdem betrachten wir das Internet als verlängertes Schaufenster und entwickeln unsere Webseite ständig weiter, um den Kunden dort abzuholen, wo er sich bewegt. Ich halte es für gut möglich, dass es in der Zukunft ein Modell geben wird, dass stationären Handel und Online effizient miteinander verknüpft. Wer dann noch nachdenkt, wird tatsächlich zu spät kommen. Genau deshalb überprüfen wir im Vorstand auch unsere Online-Strategie in einem Dreimonats-Rhythmus.

Wie bewerten Sie die E-Commerce Strategien Ihrer Wettbewerber?

Ehmer: Expert sagt ja im Prinzip nichts anderes als wir. Auch dort werden die technischen Vorrichtungen aufgebaut, um zu einem späteren Zeitpunkt einen Onlineshop zu eröffnen. Der Unterschied ist nur, dass Expert schon ein recht konkretes Datum suggeriert. Und wenn ich mir anschaue, was Euronics online macht, so ist das zumindest numerisch bisher nicht erfolgreich, wie Herr Kober ja selbst in der Channelpartner gesagt hat.

Haubrichs mischen sich nicht ins operative Geschäft ein

Das Familienunternehmen EP feiert in diesem Jahr 75. Jubiläum EP. So bewundernswert eine derart lange Firmenhistorie in der schnelllebigen Elektronikbranche ist: Hemmt Sie diese Tradition nicht auch manchmal – vielleicht gerade bei einem Thema wie Online?

Ehmer: Das sehe ich nicht so. Gerade als Familienunternehmen ist EP extrem schnell in seinen Entscheidungen – wenn wir von etwas überzeugt sind. Wir können Sachen machen, die in einem börsennotierten Unternehmen so nicht möglich wären. Natürlich haben wir auch viele Mitarbeiter, die sehr lange im Unternehmen sind, die den Fachhandel leben und das Thema Online nicht so kennen. Aber gleichzeitig haben wir ein junges Top-Management, das selbst online unterwegs ist und damit auch ein Signal ins Unternehmen gibt. Diese Mischung hemmt uns überhaupt nicht, sondern sorgt ganz im Gegenteil für viel Begeisterung.

Sind die in den vergangenen Jahren von einigen Medien kolportierten Streitigkeiten zwischen den Haubrich-Generationen heute noch ein Thema?

Ehmer: Nein, das ist inzwischen gelöst. Es gab zwei Gesellschafter, die nicht zufrieden waren und das Unternehmen verlassen haben – und damit ist das Thema durch. Ich muss auch sagen, dass ich es in meiner Zeit bei EP nie erlebt habe, dass sich die ältere Generation ins operative Tagesgeschäft eingemischt hätte. Es gab nie eine Entscheidung, die nicht gefallen wäre, weil der Verwaltungsrat dagegen war. Im Gegenteil: Ich schätze unseren Vorstand sehr als Ratgeber. Aber alle Geschichten mit dem Tenor „Alt gegen Jung“ – auch etwa beim Thema Online – gehen absolut an der Realität von EP vorbei. (mh)

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