E-Commerce-Nachbarland Schweiz

Digitec: Der 400-Millionen-Euro-Shop, den keiner kennt



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Zwei-Marken-Strategie und stationäre Showrooms

Bei seinen stationären Filialen setzt Digitec auf ein Showroom-Modell
Bei seinen stationären Filialen setzt Digitec auf ein Showroom-Modell

Wie die großen deutschen Elektronikversender macht auch Digitec den Hauptteil seines Umsatzes im Geschäft mit Privatkunden, positioniert sich aber auch immer stärker im Firmenkundenumfeld. Dabei verzeichnete Digitec Ende 2012 einen Kundenstamm von fast einer Million. Eine Besonderheit stellt die Zweimarkenstrategie des E-Commerce-Unternehens dar: So ist der Hauptshop unter Digitec.ch ganz auf IT, Unterhaltungselektronik und TK-Produkte spezialisiert und liegt in der Preisgestaltung fast auf dem (niedrigen) deutschen Niveau. Der Schwester-Shop Galaxus.ch wurde 2010 gestartet und bietet auf den Stärken von Digitec aufbauend und dieselben Ressourcen nutzend ein breites Produktsortiment von Haushalt über Spielwaren bis hin zu Sport-Artikeln. Dabei ist es das Ziel, Galaxus.ch nicht als Spezialversender, sondern als Online-Warenhaus zu positionieren. Nach eigenen Aussagen steuert der Shop bislang zwar noch einen bescheidenen Teil zum Digitec-Gesamtumsatz bei, wächst aber sehr stark und nimmt damit einen zunehmend wichtigen Stellenwert ein.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Digitec ist das starke Engagement des Online-Händlers im stationären Handel. Ausgangspunkt dafür ist das Geschäft am Firmensitz im Zürcher Kreativquartier Kreis 5, das Digitec bewusst als Showroom angelegt hat. Besucher des Ladenlokals können über ein am Eingang positioniertes Terminal zwischen „Verkauf und Beratung“, „Kundendienst“ oder „Express-Abholung“ wählen und ein entsprechendes Ticket in Empfang nehmen. Auf LCD-Monitoren wird dann angezeigt, welche Nummer an welcher Kasse bedient wird. Auch die anderen stationären Filialen von Digitec orientieren sich an dem Showroom-Konzept des Stammhauses und setzen auf ein vergleichsweise kleines Produktsortiment (oftmals nur rund 100 Artikel), das allerdings aufwändig in Szene gesetzt wird.

Digitec setzt Maßstäbe – auch für deutsche Wettbewerber

Ganz am großen Vorbild Amazon orientiert, legt Digitec einen Schwerpunkt auf die Erzeugung eines möglichst großen Kundennutzens. So heißt in einer Mitteilung zum erfolgreichen Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres: „Der Kunde ist dem Unternehmen noch immer am wichtigsten, weshalb es 2013 auch einen großen Fokus auf Ausbau von Beratung und Service legt.“ In diese Stoßrichtung weist auch eine weitere Verkürzung der Lieferzeiten, die Digitec Mitte des Jahres verkündete. So garantiert der Elektronikversender nun, dass jede Bestellung, die an einem Werktag bis 17 Uhr eingeht, bereits am darauffolgenden Tag beim Kunden ankommt. „Der schnellste Online-Anbieter von IT- und Unterhaltungselektronik lässt sich nicht aufhalten – und seine Päckli schon gar nicht“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung.

Nach Ansicht des E-Commerce-Experten Jochen Krisch bietet Digitec mit seinem Angebot und der damit einhergehenden Geschäftsentwicklung nicht nur interessante Vergleichsmöglichkeiten für Notebooksbilliger und Co., sondern taugt auch durchaus zum Vorbild: „Am Umsatzniveau, das ein Digitec in der Schweiz erreichen kann, sieht man natürlich auch, was die deutschen Online-Elektronikversender hierzulande noch liegen lassen“, so der „Exciting Commerce“-Blogger. (mh)

Zur Startseite