Insolvente österreichische Elektrokette

DiTech wird liquidiert



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Nicht nur Firmengründer Damian Izdebski hatte sich nach der Zahlungsunfähigkeit von DiTech um Zuversicht bemüht, auch eine Facebook-Gruppe hatte für den Erhalt der österreichischen Elektrokette gekämpft. Doch der Retter blieb aus und das Unternehmen wird nun aufgelöst.
Steht vor den Trümmern seiner Karriere: DiTech-Gründer Damian Idzewski
Steht vor den Trümmern seiner Karriere: DiTech-Gründer Damian Idzewski

"Wir brauchen DiTech", das meinten seit der Zahlungsunfähigkeit der österreichischen Elektrokette mehr als 7.500 Kunden, die seitdem einer gleichnamigen Facebook-Gruppe beitraten. Geholfen hat das allerdings nichts – ebensowenig wie die Zuversicht von Firmengründer Damian Izdebski, die Insolvenz mithilfe eines Investors noch einmal abwenden zu können: Am 24. März reichte DiTech beim Handelsgericht Wien den Insolvenzantrag ein, bereits am 3. April erklärte das Gericht die Investorengespräche für gescheitert und leitete die Liquidierung des Unternehmens ein. Aktuell ist der Abverkauf bei der Elektrokette in die letzte Phase gegangen, werden 22 Filialen geschlossen und verlieren mehr als 250 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.

Gegenüber dem österreichischen Fernsehen ORF meldete sich nun Firmengründer Izdebski noch einmal zu Wort: Aus seiner Sicht habe es keinen "größten Fehler" gegeben, vielmehr sei das Aus für DiTech auf eine Summe aus vielen kleineren Fehlern zurückzuführen: "Ich glaube, dass es ein Fehler war, vor drei, vier Jahren die notwendige Eigenkapitalausstattung des Unternehmens nicht organisiert zu haben", so Izdebski im ORF. Der Erfolg sei zu verlockend gewesen. DiTech sei zu schnell weitergewachsen - wie auch der Schuldenberg, der zuletzt 30 Millionen Euro betrug.

Nach Auskunft des DiTech-Gründers habe es an Aufträgen nicht gemangelt: "Im Weihnachtsgeschäft 2013 hatten wir noch 9.000 Bestellungen von Kunden, Vorreservierungen an Ware und Onlinebestellungen, die wir aus Mangel an Kapital nicht mehr liefern konnten." DiTech wurde 1999 als reiner Online-Händler gegründet und wuchs bis Ende 2012 auf ein – nicht nur für den österreichischen Markt beträchtliches - Umsatzvolumen von 120 Millionen Euro. Erst in den letzten fünf Jahren hatte das Unternehmen seine Anstrengung zum Aufbau eines stationären Filialnetzes verstärkt.

Negativer Branchentrend - oder Einzelfall?

Als Damian Izdebski Anfang März in einem Blogbeitrag die Einleitung eines Sanierungsverfahrens für DiTech publik machte, berichtete der Firmengründer bereits von laufenden Investorengesprächen. Später war ominös die Rede von einem "deutschen Finanzinvestor mit Wurzeln in Polen". In österreichischen Fachmedien wurde zudem über einen möglichen Einstieg des deutschen Online-Händlers Cyberport spekuliert, dem mit der Insolvenz der Elektrokette Niedermeyer Mitte 2013 der österreichische Vertriebspartner wegbrach. Allerdings ist Cyberport nach der raschen - und teuren - stationären Expansion selbst mit der Konsolidierung des Erreichten beschäftigt.

Gegenüber dem ORF erklärte DiTech-Gründer Izdebski nun, zusammen mit seiner Frau vor den Trümmern des gemeinsamen Arbeitslebens zu stehen: "Wir haben 15 Jahre lang wirklich viel gearbeitet, sehr viel geopfert. Alles was wir in diesem Unternehmen verdient haben, haben wir auch verloren. Nicht nur das Unternehmen, auch unsere privaten Ersparnisse sind im Zuge dieser Insolvenz alle weg." Davor, den Fall DiTech zum Abbild einer generellen Krise im Elektrohandel zu stilisieren, sollte man sich aber hüten: In Österreich hat bereits die Einrichtungskette Kika angekündigt, mit eigenen Elektronikabteilungen in die von DiTech und Niedermeyer eröffnete Lücke springen zu wollen.

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