CP-Serie "Finanzierung von IT-Firmen", Teil 8

Ermittlung des Unternehmenswerts

03.11.2011

- Sonderformen wie Earn-out-Modelle

Neben den klassischen Verfahren gibt es weitere Methoden, die versuchen, der Wette auf den eintretenden Erfolg gerecht zu werden. Da nichts so unsicher ist wie die Zukunft, ist es oft eine Glaubensfrage, ob bei Wachstumsunternehmen die erwarteten exponentiellen Gewinne eintreffen oder nicht. Daher wird bei Earn-out-Modellen vereinbart, dass die Kapitalzufuhr oder der Kaufpreis sukzessive ermittelt wird. Der prognostizierte Kaufpreis ist dabei oft mit einer Art "Frühbucher-Abschlag" versehen.

Das Verfahren hat für den Verkäufer den Vorteil, einen höheren Kaufpreis zu erzielen, wenn seine progressive Planung eintritt: Der Risikoabschlag ist geringer, da der Verkäufer die Wette eingeht. Für den Käufer besteht der Vorteil darin, dass ein guter Teil seines Risikos abgefedert ist. Zudem sind Teile des Kaufpreises durch die erzielten Cashflows bereits refinanziert. Ist der Finanzier ein Stratege, dann kommt es zu einer Gratwanderung zwischen Kaufpreis auf der einen Seite und verzögerter Nutzung auf der anderen Seite. Denn strategische Investoren wollen möglichst schnell gemeinsame Synergien nutzen, vom Vertrieb bis hin zur gemeinsamen Lohnbuchhaltung. Damit wird das Thema der Erfolgsabgrenzung virulent - wie lassen sich etwa Synergien des strategischen Investors in den Earn-out einberechnen? In der Praxis lassen sich solche Abgrenzungen kaum vornehmen - daher wird der Earn-out meist auf eine kurze Zeit beschränkt.

In der Praxis sieht es dabei so aus, dass oft verschiedene Verfahren durchgespielt werden. So wird zum Beispiel anhand des Multiple-Verfahrens ermittelt, ob die Vorstellung des Kapitalsuchenden sich im üblichen Rahmen bewegt. Ist diese (deutlich) zu hoch, dann werden diese Investments anhand der Fülle der Kandidaten oft rasch assortiert.

Je näher man der Entscheidung kommt, desto feiner werden die Mechanismen angewendet. Bei größeren Deals oder wenn die Kaufpreisvorstellungen sehr ambitioniert erscheinen, ziehen Investoren oft mehrere Verfahren heran. Idealerweise sollten die ermittelten Firmenwerte in einem engen Korridor liegen.

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