CP-Serie "Finanzierung von IT-Firmen", Teil 8

Ermittlung des Unternehmenswerts

03.11.2011

Einmalige Auszahlung

Bei Investitionen unter hoher Unsicherheit ist es zudem nicht üblich, den Betrag einmalig auszuzahlen. Hier haben die Kapitalgeber aus den Erfahrungen um den Jahrtausendwechsel gelernt. Die Auszahlung ist an das Erreichen bestimmter Meilensteine gekoppelt. Wichtig ist, dass Verfahren bei prozentualen Abweichungen bereits im Vorfeld zu definieren sind.

Und auch im Falle eines Verkaufs gilt: Über Earn-out-Modelle wird der Unternehmer zudem für einige Jahre engagiert an das Unternehmen gebunden. Und selbst wenn der Verkäufer zum Beispiel aus Altersgründen rasch ausscheiden möchte, ist es zunehmend Usus, einen Teil des Kaufpreises über ein Verkäuferdarlehen dem Unternehmen zuzuführen, bis eine geregelte Übergabe gewährleistet ist.

Dies ist auch der Tatsache geschuldet dass sich nicht nur IT-Unternehmer im Nachgang der Finanz- und Euro-Krise schwertun, Kapital zu finden. Auch Finanzinvestoren, die Transaktionen früher mit bis zu 80 Prozent über Fremdkapital finanziert haben, können dies heute typischerweise nur mehr zu 50 bis 60 Prozent tun. Daher werden Gesellschafterdarlehen von bis zu 50 Prozent zunehmend zu einem wesentlichen Finanzierungsbaustein - auch wenn natürlich argumentiert wird, dass dies nur dazu diene abzusichern, ob der Unternehmer ‚wirklich an die Zukunft des (vormals) eigenen Unternehmens glaubt‘. Die Zinsen diese liegen dabei derzeit circa 300 Basispunkte über dem Euribor, die Laufzeit beträgt typischerweise bis zu drei Jahren.

Zudem beeinflusst die Risikoeinschätzung im Zuge der Finanzkrise sehr maßgeblich die Kaufpreisfindung. Das heißt, neben der Sonderprüfung im Vorfeld der Transaktion (sogenannte Due Diligence) spielen Garantien eine starke Rolle. Zum Beispiel wird wert auf ein Going Concern zwischen LOI und tatsächlichem Übertragungszeitpunkt gelegt, was sich zum Beispiel in Working-Capital-Garantien bei eingesessenen Unternehmen widerspiegelt. Damit soll verhindert werden, dass durch verzögerte Zahlungen oder den plötzlichen Einsatz von Factoring kurzfristig Cash generiert wird, was sich erhöhend auf den Kaufpreis auswirkt.

Jedoch werden die Verhaltenspflichten nach der Transaktion (die sogenannten Covenants) deutlich strenger gefasst - Banken regeln dabei direkt oder indirekt über den Finanzier, nicht zuletzt aufgrund Basel II/III, wie die Reporting-Pflichten auszusehen haben und welche "Sanktionen" zum Beispiel in Form von Zinserhöhungen bei Zuwiderhandlung zum Tragen kommen.

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