Vorstand Jochen Mauch im Gespräch

Euronics treibt Digitalisierung weiter voran



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Als langjähriger Chief Digital Officer (CDO) und seit 2022 als Vorstand ist Jochen Mauch die Triebfeder hinter der Digitalisierung von Euronics. Nach der Weiterentwicklung des Online-Marktplatzes der Verbundgruppe steht nun der Start einer Kundenbindungs-App und der Praxistest für das Zukunfts-Storeformat Njuju an.
Auch als Euronics-Vorstand treibt Jochen Mauch die Digitalisierung der Verbundgruppe weiter voran
Auch als Euronics-Vorstand treibt Jochen Mauch die Digitalisierung der Verbundgruppe weiter voran
Foto: Euronics

Unter den CE-Verbundgruppen ist Euronics der Marktteilnehmer, der im Online-Geschäft bereits am weitesten fortgeschritten ist. Dies belegt Platz 53 unter der deutschen Top 100 Onlineshops (Platz neun unter den Elektronik-Versendern), aber auch der innovative interne Online-Marktplatz, den Euronics bereits 2015 eigeführt hat. Großen Anteil an der Vorreiterstellung der Verbundgruppe hat Jochen Mauch, der seit 2010 erst als Marketingchef, dann als Chief Digital Officer und schließlich seit Herbst 2022 als Vorstand Marketing, Vertrieb und Digitalisierung von Euronics Deutschland amtiert.

Vor allem in der Coronapandemie machte sich der konsequente Digitalisierungskurs der Verbundgruppe bezahlt, als Euronics noch stärker als die Wettbewerber mit E-Commerce-Angeboten die stationären Ausfälle kompensieren konnte. Als nach Ende der Pandemiemaßnahmen das Konsumentenverhalten wieder stärker in Richtung physischer Handel tendierte, war Euronics allerdings auch überdurchschnittlich davon betroffen. "In der Pandemie hatten wir eine Sonderkonjunktur im Online-Geschäft, was für viele unserer Mitglieder eine gute Möglichkeit war, um die damalige Situation zu überbrücken", erklärt Jochen Mauch dazu im Gespräch. "Doch seitdem geht es beim Online-Geschäft darum, wieder stärker in wertschöpfende Geschäftsmodelle zurückzukehren."

Durch eine Satzungsänderung kann nun auch die Euronics-Zentrale in Ditzingen im E-Commerce-Geschäft aktiv werden
Durch eine Satzungsänderung kann nun auch die Euronics-Zentrale in Ditzingen im E-Commerce-Geschäft aktiv werden
Foto: Euronics

Euronics-Zentrale wird im E-Commerce-Geschäft aktiv

Ein Mittel dazu ist die von der Verbundgruppe zum Jahresanfang verabschiedete Satzungsänderung, mit der nun auch die Euronics-Zentrale über eine neu gegründete Digital GmbH selbst im E-Commerce-Geschäft aktiv werden kann - bislang war das nur den am Online-Marktplatz beteiligten Euronics-Händlern vorbehalten. "Der tolle Weg, den wir und unsere Partner seit 2015 mit dem Online-Marktplatzmodell gegangen sind, ist durch die steigende Komplexität des Online-Betriebs zunehmend an Grenzen gestoßen", erklärt Mauch. "Deshalb haben wir mit der Satzungsänderung die Voraussetzungen dafür geschaffen, unsere Mitglieder besser im Online-Geschäft zu unterstützen und sie so für das nächste Multichannel-Level bereit zu machen."

Dabei gehe es der Euronics-Zentrale nie darum, das Online-Geschäft als Selbstzweck zu betreiben, sondern die Mitglieder der Verbundgruppe in ihrem Multichannel-Geschäft zu stärken. "Deshalb werden wir unsere Mitglieder auch an den Umsätzen im Rahmen der neuen Digitalstrategie immer beteiligt. Wir sind keine Konkurrenz für unsere Mitglieder, wir sind eine Non-Profit-Organisation und spätestens bei der jährlichen Ausschüttung profitieren die Mitglieder von unseren Online-Gewinnen." Als ein willkommenes Zeichen dafür, wie stark sich Euronics inzwischen auf seinem Digitalisierungskurs voranbewegt hat, wertet Mauch die große Unterstützung für die Satzungsänderung: "Wir hatten uns eine Zustimmung von 75 Prozent als Ziel gesetzt, dass es dann 76,2 Prozent Ja-Stimmen geworden sind, hat mich sehr gefreut und es macht mich stolz, da es eine wegweisende Zukunftsentscheidung ist."

Die Testversion zeigt bereits den Funktionsumfang der Kundenbindungs-App von Euronics
Die Testversion zeigt bereits den Funktionsumfang der Kundenbindungs-App von Euronics
Foto: Euronics

Kundenbindungs-App startet Anfang Juni

Das nächste Zukunftsthema, das bei Euronics nun in der Umsetzung steht, ist die Einführung der auf der letzten Summer Convention angekündigten Kundenbindungs-App. "Aktuell befindet sich das Programm im Abschluss der Testphase mit einer kleinen Anzahl von Testhändlern", berichtet Mauch. "Doch schon in dieser Phase generieren wir mit generischen Aktionen einen beachtlichen Umsatzanteil mit den teilnehmenden Händlern." Nach leichten Verzögerungen hat die Verbundgruppe den offiziellen Start der "Meine Euronics"-App nun für den 01.06.2023 geplant.

Euronics ist zwar die erste Verbundgruppe, die ein Kundenbindungsprogramm einführt, aber bei weitem nicht der erste Händler, selbst im Elektronikbereich. Neben Multipartnerprogrammen wie Payback und Deutschlandcard setzen immer mehr Retailer auf eigene Loyalty-Apps, von dm und Müller bis zu MediaMarkt und Saturn. "Die zentrale Herausforderung ist, wie wir mit unserem Programm das nötige Relevanz-Level bei den Kunden erreichen, damit die App auf den Smartphones bleibt und regelmäßig genutzt wird", räumt Jochen Mauch ein.

"Damit das so ist, legen wir neben der Incentivierung von Käufen und dem Ausspielen von Marketing-Aktionen großen Wert darauf, die App zu einem Kanal zu machen für die Service-Kommunikation mit den Kunden und für die Personalisierung unseres Angebots", erklärt der Euronics-Vorstand die Kundenbindungsstrategie der Verbundgruppe.

Noch existiert das neue Store-Format nur als Konzeptstudie, im Herbst soll es aber an die konkrete Umsetzung gehen
Noch existiert das neue Store-Format nur als Konzeptstudie, im Herbst soll es aber an die konkrete Umsetzung gehen
Foto: Euronics

Zukunfts-Store Njuju soll im dritten Quartal eröffnen

Ein Thema, bei dem sich Euronics wirklich als absoluter Vorreiter präsentierte, ist das vor einem Jahr vorgestellte Zukunfts-Storeformat Njuju. Kunden sollen bei dem Modell per Blockchain zu Mikro-Gesellschaftern gemacht werden, an der inhaltlichen Entwicklung des Geschäfts mitarbeiten und somit zu einer höheren Identifikation mit dem Ladenformat motiviert werden. Was ist die Idee hinter dem innovativen Ansatz?

"Neben den üblichen Touchpoints Ware und Dienstleistung möchten wir mit dem Konzept ein zusätzliches Einfallstor schaffen, das den Mensch in den Mittelpunkt stellt. Mit Njuju wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen suchen, um in einer immer anspruchsvolleren Welt das passende individuelle digitale Set-up zu finden", erklärt Jochen Mauch.

Er stellt das Zukunfts-Storeformat damit in eine Reihe strategischer Weichenstellungen, mit denen sich Euronics als Händler der Wahl für die Lebenswelt jüngerer Menschen machen will - und sich damit auch vom teils altbackenen Image der Verbundgruppen-Wettbewerber absetzt. "Vor allem für Angehörige der Generationen Y und Z geht es beim Konsum immer stärker um soziale Mehrwerte und Nachhaltigkeit", meint Mauch.

"Mit den Angeboten im Bereich Elektromobilität und Photovoltaik sorgt Euronics hier schon für eine Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern. Mit dem Konzept von Njuju begeben wir uns nun auf die Suche nach einem neuen Handelsmodell, das diesen Bedürfnissen entgegenkommt."

Während der Zukunfts-Store im vergangenen Jahr noch als Konzeptstudie präsentiert wurde, rückt der Praxistest nun näher: "Für die Umsetzung der Idee überlegen wir uns zunächst ein Set-up im Rahmen eines Pop-up-Stores. Der richtige Standort dafür wird aktuell in einer Marktforschung ermittelt - vorzugsweise in einer deutschen Metropole. Nach derzeitigem Stand können wir uns einen Start in dritten Quartal 2023 vorstellen", kündigt der Euronics-Vorstand an.

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