Gute Ideen fallen nicht vom Himmel

Fünf Irrtümer über Kreativität

20.04.2009

Irrtum Nummer vier: Kreativität bedeutet "frei herumspinnen"

"Lassen Sie uns mal vollkommen frei und losgelöst von sämtlichen Restriktionen denken." Das klingt wie ein Erfolgsrezept für neue Ideen, führt aber geradewegs in die Kreativblockade. Pauschale Fragen wie "Welche neuen Produkte können Sie sich vorstellen?" oder "Wie können wir unsere Produktivität steigern?", überfordern uns zumeist, wenn sie sozusagen völlig inhaltsleer im Raum stehen.

Kreativität bedeutet, Wissen neu zu vernetzen. Um darin effektiv zu sein, muss unser Kopf zielgerichtet nach Puzzleteilen suchen können. Wenn die Fragestellungen zu offen formuliert sind, machen wir unserem Kopf das Suchen unnötig schwer. "Einschränkungen schärfen und fokussieren Probleme. Sie setzen klare Hürden, die es zu nehmen gilt und sie liefern Inspirationen", schrieb Marissa Mayer, Entwicklungschefin von Google, in einem Fachartikel. Sie berichtet von einer Begegnung, die sie mit Paul Beckett hatte, einem Künstler, der Skulpturen herstellt und sie zu Uhren weiterverarbeitet. "Warum machen Sie nicht einfach nur Skulpturen?", fragte Mayer den Künstler. "Ich mag die Herausforderung, etwas Künstlerisches zu tun, das gleichzeitig als Uhr nützlich sein muss", lautete seine Antwort. Er forcierte seine Kreativität, indem er sich klare Beschränkungen auferlegte. Bei der Entwicklung strategisch wichtiger Ideen wie der Toolbar ging Google den selben Weg. Die verbindliche Vorgabe lautete: Die Toolbar muss für alle Browser und Auflösungen passen und darf in der ersten Version 625 Kilobyte nicht überschreiten. Damit war klar: Hier ist kein Platz für technische Spinnereien.

Ähnlich agiert der US-Flugzeugbauer Boeing. Hierfür ein Beispiel. Boeing gründete 2001 eine "Ideen-Guerilla". Hierbei handelte es sich um ein Team von Spezialisten, die vollkommen autonom waren und neue Ideen entwickeln sollten, wie man Flugzeuge schneller und preiswerter produzieren kann. Das Team wurde legendär, denn die Zeit, in der eine Maschine gebaut wurde, konnte um 50 Prozent reduziert werden. Eines der Erfolgsgeheimnisse der Truppe war die Vorgabe: no budget. Das Wissen "Es gibt kein Budget" zwang die Mitarbeiter, sich zu beschränken und nach der einfachsten und preiswertesten Lösung zu suchen.

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